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Motte Maroni - Flossen des Grauens

Motte Maroni - Flossen des Grauens

Titel: Motte Maroni - Flossen des Grauens
Autoren: Residenz
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Vor der Küste von New Jersey
    August. Brütend heiß und sehr sonnig. Wellen. Eigentlich schlechte Bedingungen für eine ausgedehnte Tretboottour, aber Shirley und Max Humperdinger sind mit der „Orca“ auf dem Atlantischen Ozean unterwegs. Auf der Suche nach der kleinen Insel Vomity, welche der nordamerikanischen Ostküste vorgelagert ist. Max hat vom vielen Tretboot-Treten schmerzende Knie. Shirley hat einen Sonnenbrand. Max hat Durst. Shirleys Badeanzug kneift. Der Handventilator, mit dem sich Max verzweifelt vor dem Gesicht herumgefuchtelt hat, ist vor einer Stunde ausgefallen. Shirleys Schokoladeriegel ist zu einem Klumpen geschmolzen. Die Stimmung an Bord ist auch deswegen kurz vor dem Kochen.
    „Verfluchte Hitze!“, schimpft Max.
    Shirley wirft eindeutige Blicke gen Himmel. „Max, fluch nicht, trink Cola!“
    Max schüttelt sich angewidert. „Die Brühe ist ganz warm! Was hab ich nur verbrochen, dass ich über den atlantischen Ozean schippern muss, nur um deine Tante Linda-Lou zu besuchen?“ Shirley zieht ein beleidigtes Gesicht. „Tante Linda-Lou ist ein sehr entzückender Mensch, und sie hat uns gebeten, ihr beim Ausmalen zu helfen! Außerdem tut dir die frische Seeluft sehr gut, Hase!“ Sie greift in ihre Handtasche und fördert ein kleines Transistorradio zu Tage. „Immer bist du nur am Nörgeln, nie passt dir etwas!“, schnieft sie empört.
    Max stöhnt genervt und wünscht sich vor seinen neuen Flachbildfernseher, mit einer Schüssel Popcorn und einer Dose Bier. Aus dem Radio jodelt ein Shanty-Chor das Seemannslied „My Bonnie is over the Ocean!“. Plötzlich unterbricht eine Stimme den beherzten Vortrag der singenden Seebären: „Achtung! Achtung! Eine Sondermeldung! Aus einem Forschungslabor der US-Marine ist ein mutierter weißer Hai in den Atlantik entkommen. Laut dem Peilsender, mit dem das Tier ausgestattet wurde, befindet es sich vor der Insel … Pfffrzchhhrüüdilio … Es ist zwanzig Meter lang und sehr gefährlich! Bitte nicht füttern! Sollten Sie das Tier sehen, rufen Sie … roiiididildijööööchhhfrzzz … auf der Frequenz … chhffrzzzzzzzz … oder die Telefonnummer … chhhhhhhhrrrrrrroiiiidüüüliöööö … null acht vier … wir danken für Ihre Aufmerksamkeit und wünschenIhnen gute Unterhaltung mit unserer Sendung: ‚Lieder für die Fische‘!“
    „Auch das noch!“, jammert Max. „Ein Monsterhai! Ich könnte so schön zu Hause auf dem Sofa liegen und Zeitung lesen. Aber was mache ich stattdessen? Ich begebe mich in große Gefahr!“
    „Weichei!“, denkt Shirley. „Hätte ich doch bloß auf meine Mutter gehört!“
    Wind kommt auf. Die Wellenkämme steigen schäumend an. „Ein Sturm!“, brüllt Max.
    „Höchstens ein Lüftchen!“, winkt Shirley ab. „Ist doch ganz angenehm, bei der Hitze.“
    Max tritt immer heftiger in die Pedale. Unter größter Anstrengung gelingt es ihm, den ersten Wellenberg zu erklimmen.
    „Schönes Lüftchen, Shirley!“, schreit er gegen den Wind. „Wir werden jämmerlich ersaufen! So eine Schnapsidee, das Tretboot!“
    Shirley ist empört. „Das Boot war sehr günstig zu mieten, und Bewegung schadet dir nicht im Geringsten!“, kreischt sie, um den heulenden Wind zu übertönen. „Schaffst du es, Max, oder soll ich anschieben?“
    „Treten würde schon helfen“, möchte Max antworten, aber da rollt der nächste Wellenberg heran. Und der ist zu mächtig! Bevor die „Orca“ die Welle erklimmen kann, schlägt das Wasser über dem Tretboot zusammen. Wassermassen wirbelndie Humperdingers herum wie Wäschestücke in einer riesigen Waschmaschine. Wenn man ganz genau in den Sturm hineinhört, kann man lautes Gurgeln und sehr lautes, gurgelndes Fluchen hören. Es klingt wie: „Himblblbllblblblblblblblbmmel Baaaarrrschglglgllglg blububb und Kochgloglogsalatblubberdiblubb.“
    Zum Glück verzieht sich der Sturm so schnell, wie er gekommen ist. Die Sonne weist die Wolken wieder in ihre Schranken. Nur mehr leicht aufgeraut und prächtig glitzernd präsentiert sich der Atlantik. Möwen kreischen, Delphine quieken, Wale singen. Eine Ente, die sich offensichtlich verirrt hat, erkundigt sich besorgt nach dem richtigen Weg, wird aber von den Meeresbewohnern nicht verstanden.
    Einzig ein gekentertes Tretboot stört die Idylle. Darauf hocken, völlig durchnässt und bibbernd vor Kälte, Max und Shirley Humperdinger. In die atlantische Geräuschkulisse mischt sich das Gezeter der Humperdingers und jenes des Transistor-Radios, welches die
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