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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers
Autoren: Terri Brisbin
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frei auf dem Gelände bewegen. Ardith blieb meist bei Fayth, denn sie fürchtete, erneut die Aufmerksamkeit des Soldaten zu erregen, der sie vor drei Tagen angerührt hatte. Was Emma zu berichten hatte, ließ darauf schließen, dass Giles le Breton die Burg mit eiserner Hand regierte. Er hatte alle Soldaten ihres Vaters durch seine eigenen ersetzt und ließ sämtliche Arbeiten in der Burg und im Dorf ebenfalls von seinen Männern beaufsichtigen – Fayth hingegen ließ er bei all seinen Entscheidungen außen vor.
    Sie blinzelte gegen den Schmerz in ihrem Kopf an, der es ihr unmöglich machte, sich auf die Näharbeit in ihrem Schoß zu konzentrieren. Entmutigt ließ sie das Kleid, das sie gerade flickte, in den Korb zu ihren Füßen gleiten und neigte den Kopf in die eine und dann in die andere Richtung, in dem Versuch, sich Erleichterung zu verschaffen.
    „Ardith“, sagte sie und winkte das Mädchen zu sich. „Würdest du mir die Zöpfe lösen? Sie sind so schwer.“
    Fayth wandte sich so, dass Ardith sich ans Werk machen konnte. Als das Geflecht gelöst war, ebbte der Schmerz tatsächlich ein wenig ab. Fayth schloss die Augen und ließ den Kopf befreit nach vorne sinken. Das Haar floss ihr nun lose über die Schultern, und Fayth genoss die Leichtigkeit und den nachlassenden Schmerz.
    Die Stille um sie her wurde ihr erst bewusst, als Ardith scharf die Luft einzog. Fayth hob den Kopf, und ihr Blick traf den ihres Gefängniswärters. Sie hatte nicht gehört, wie sich die Tür geöffnet hatte, doch es war offensichtlich, dass Sir Giles schon eine Weile dort auf der Schwelle stand.
    „Sir Giles.“ Fayth weigerte sich, ihm den Titel des Lords zuzugestehen, den er nun für sich beanspruchte, machte aber immerhin Anstalten, sich zu erheben. „Ich habe Euch gar nicht kommen hören.“
    Fayth wies Ardith mit einer Geste an, ihr Haar zu richten. Es mochten ihre Gemächer sein, aber in Gegenwart eines Mannes war es dennoch nicht schicklich, sich mit offenem Haar zu zeigen. Schmerzlich zuckte sie zusammen, da Ardith in ihrer nervösen Beflissenheit die Haare straff zusammenzog, zu einem langen Zopf flocht und mit dem Schleier bedeckte. Als die Magd fertig war, wandte sich Fayth Sir Giles zu.
    „Geht es Euch gut, Mylady?“, fragte dieser. Der Akzent seiner tiefen Stimme verriet seine Herkunft.
    „Ja, im Gegensatz zu …“, setzte Fayth an, brach dann aber ab, weil ihr aufging, wie nichtig ihre Klagen angesichts derer wirken mussten, die ihr Volk vorzubringen hätte.
    „Und Euer Kopf?“ Sir Giles nickte ihr fragend zu. „Schmerzt er noch?“ Er trat näher und reichte einem seiner Männer den Helm, den er unter dem Arm trug.
    „Es wird besser“, erwiderte sie reserviert. Im Geiste hörte sie Emmas Rat, sich diesem Mann gegenüber stark zu zeigen. Und obwohl Sir Giles ihr Angst einflößte, war sie sich bewusst, dass sie jetzt die Einzige war, die ihr Volk noch beschützen konnte.
    Nun, da ihr Vater nicht mehr da war.
    Fayth ließ ihren Blick tiefer gleiten und bemerkte, dass Sir Giles noch immer die Kette mit dem Ring trug – wahrscheinlich nur, um deutlich zu machen, dass ihr Vater tot war und nun er, der bretonische Ritter, hier das Sagen hatte.
    Als sie wieder aufsah, hatte sein Blick sich verfinstert. Um seinen Mund lag ein harter Zug, die Spannung in der Luft war greifbar. Dann raunte einer der Männer Sir Giles etwas zu, woraufhin dieser nickte, als sei ihm gerade wieder eingefallen, warum er hier war.
    „Da es nun auf der Burg und im Dorf wieder sicher ist, dachte ich, dass Euch vielleicht ein wenig Abwechslung willkommen sein würde“, erklärte er an Fayth gewandt. Seine Stimme klang weder warm noch zuvorkommend. Wieder gab es Geflüster von einem der Männer, woraufhin Sir Giles hinzufügte: „Ich weiß, dass Ihr Euch um Euer Volk sorgt, um unser Volk, und ich möchte, dass Ihr Euch davon überzeugt, dass es den Menschen gut geht, nun da ich …“, er hielt inne und suchte nach den passenden Worten, „… hier bin.“
    Obwohl sie sich entschlossen hatte, gegenüber diesem Fremden wachsam zu bleiben, gab Fayth ihre Zustimmung. „Ja, gern, Sir Giles.“
    Dieser wies seine Männer mit einer Geste an, die Kammer zu verlassen, und bot Fayth dann seinen Arm an. Nach wie vor trug er seine Rüstung und zeigte damit, dass er sich in der Burg noch immer nicht sicher wähnte. Dieser Gedanke entlockte Fayth das erste Lächeln seit Tagen. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und verspürte dabei freudige Erregung
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