Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers
Autoren: Terri Brisbin
Vom Netzwerk:
– ein Gefühl, das ihr fremd geworden war, seit sie vom Tod ihres Vaters erfahren hatte.
    Der Krieger an ihrer Seite trug zwar den Ring ihres Vaters, aber welchen Anteil er an dessen Tod gehabt hatte, wusste Fayth nicht. So wie er das Land mit der Erlaubnis seines Königs an sich gerissen hatte, lag es allerdings nahe, dass er zumindest eine Mitschuld trug. Doch auch wenn ihrer beider Heimat nicht dieselbe war, so würde ihr Schicksal von nun an dasselbe sein, und Fayth würde ihren Platz in der neuen Ordnung der Dinge finden müssen, die mit der Ankunft des Bretonen aufgestellt war.
    Vor der Tür hielt Sir Giles noch einmal inne, um Fayth auf Emma und Ardith anzusprechen. „Die Alte und das Mädchen können sich nun wieder gefahrlos auf der Burg und im Dorf bewegen, Mylady. Ihr müsst Euch um ihre Sicherheit nicht länger sorgen.“
    Ohne es auszusprechen, gab er ihr damit zu verstehen, dass der Mann, der ihre Magd angefasst und Fayth bewusstlos geschlagen hatte, kein Risiko mehr darstellte. Hatte man ihn hingerichtet? Sie wusste, dass Ungehorsam in Kriegszeiten durchaus mit dem Tod bestraft werden konnte. War dieser Bretone ein so harter Befehlshaber, dass er dazu fähig war? Sie blieb stehen und blickte ihn an.
    „Wie das? Ist der Mann tot?“, fragte sie.
    „Nein, tot ist er nicht“, erwiderte Sir Giles. Er ging weiter, und da er ihren Arm hielt, musste sie ihm folgen. „Aber Stephen hat gelernt, mir künftig zu gehorchen.“
    Die Kälte in seiner Stimme und die Drohung, die in seinen Worten mitschwang, ließen Fayth erschauern. Über die Treppe gelangten sie ins Erdgeschoss und von dort in den Hof. Fast genau dort, wo sich der Vorfall mit Ardith ereignet hatte, hielt Sir Giles an.
    Fayth nutzte die Gelegenheit, um wieder zu Atem zu kommen. Selbst wenn sie sich wohlauf gefühlt hätte, wäre es ihr schwergefallen, mit Sir Giles Schritt zu halten. In ihrer Verfassung aber war es ihr nur deshalb gelungen, weil er sie mehr oder weniger mitgezogen hatte. Nun sog Fayth genüsslich die frische Luft und den Duft der Erde ein, der noch das Aroma des kürzlich gefallenen Regens trug. Die Erntezeit war schon lange vorbei und der magere Ertrag bereits eingeholt worden, als ihr Vater mit dem König aufgebrochen war.
    Emma und Ardith folgten Sir Giles und Fayth, zusammen mit drei Soldaten des bretonischen Ritters. Als Fayth wieder zu Atem gekommen war, führte Sir Giles sie in einen der kleineren Nebenhöfe, wo er am Tag seiner Ankunft das Gesinde zusammengetrieben hatte. Menschen waren nun keine mehr da; stattdessen stand dort wieder Vieh, wenn auch weniger als zuvor.
    Fayth hob die Hand, um ihre Augen gegen die Sonne abzuschirmen, und ließ ihren Blick bis zum Ende des Hofes wandern. Entlang der Mauer patrouillierten die Soldaten des Bretonen. Am anderen Ende des Platzes arbeiteten dessen Männer Seite an Seite mit dem Gesinde der Burg und schleppten Holz, das für die Reparatur von Palisade und Gebäuden bestimmt war.
    „Die Hütte des Schmieds ist während des Kampfes teilweise abgebrannt, und nun wird sie wieder aufgebaut“, erklärte Sir Giles und wies auf das Fleckchen Land, das sich an die Schmiede anschloss.
    Wohin Fayth auch blickte, überall bot sich ihr das gleiche Bild. Zwar waren ihre Leute in der Minderzahl, weil viele beim Anblick des Feindes geflohen waren, aber niemand trug Ketten. Und obwohl das Anwesen einen neuen Herrn hatte, schienen die meisten wie früher ihrer gewohnten Arbeit nachzugehen. Als die Menschen von Taerford auf Lady Fayth aufmerksam wurden, hielten sie inne und starrten sie an. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte Sir Giles schon ihre Hand ergriffen und hielt sie hoch.
    „Wie ich euch gesagt habe“, rief er so laut, dass alle im Hof ihn hören konnten. „Eure Herrin ist gesund und wohlauf.“
    Die Leute riefen ihren Namen, und der Jubel schallte quer über den Hof. Dass diese Menschen so sehr um ihr Wohlergehen besorgt gewesen waren, wärmte Fayth das Herz und erfüllte sie mit Stolz. Überwältigt platzte sie heraus: „Ihr habt mich nur hierher gebracht, um den Menschen zu zeigen, dass Ihr mich nicht umgebracht habt?“
    Der bretonische Ritter lächelte amüsiert, und in seinen blauen Augen, sonst so dunkel und durchdringend, blitzte der Schalk.
    „Ich habe Euch noch nicht umgebracht, Madame“, erwiderte er so leise, dass nur sie es hörte. Dann beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte ihr zu: „Sollte ich herausfinden, dass Ihr noch immer Ränke gegen mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher