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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers
Autoren: Terri Brisbin
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schmiedet, dann könnte es durchaus noch geschehen.“
    Seine Worte und der Tonfall jagten Fayth Schauer über den Rücken. Sie versuchte sich einzureden, dass er nur scherzte, aber die Spur von eiskalter Entschlossenheit und noch etwas anderem, etwas seltsam Gefährlichem in seiner Stimme war unmissverständlich. Nicht einen Moment zweifelte sie daran, dass ihr Leben vom Gutdünken dieses Mannes abhing. Fayth trat zurück, so weit sein Klammergriff um ihre Hand es zuließ, richtete sich auf und erwiderte seinen Blick.
    „Das sollte Euch einige Mühe kosten, Sir Giles“, entgegnete sie und beobachtete, wie er ihre Herausforderung aufnahm.
    Giles raunte dem Mann neben ihm etwas zu und wandte sich dann lächelnd an Fayth. „Ah, Madame, Ihr habt recht – leicht würde es mir nicht fallen.“
    Er lachte und ließ endlich ihren Arm los. Hastig verschränkte Fayth beide Hände vor ihrem Schoß. „Kommt, Mylady, hier entlang“, sagte Sir Giles.
    Fayth folgte ihm und nutzte den Abstand zwischen ihnen, um den Krieger genauer in Augenschein zu nehmen. Er war groß, selbst für einen Mann, und sein ganzer Körper drückte Stärke aus. Fayth hegte keinen Zweifel daran, dass er unter Kettenhemd und Rüstung so durchtrainiert und muskulös war, wie seine Statur es andeutete.
    Er trug das hellbraune Haar länger, als es der normannischen Mode entsprach, für englische Verhältnisse aber immer noch kurz. Kein Bart verbarg seine markanten Züge und sein kräftiges Kinn. Das Blau seiner Augen nahm einen dunklen Ton an, wenn er verärgert war, wie sie bereits erfahren hatte, doch wenn keine üble Laune es trübte, strahlte es hell und klar. Fayth hätte ihn nie als anziehend bezeichnet, aber seine männliche Erscheinung war eindrucksvoll und imposant.
    Giles blieb stehen und wartete, bis Fayth zu ihm aufgeschlossen hatte. Da sie zu sehr in seinen Anblick vertieft gewesen war, bemerkte sie erst jetzt, dass sie vor der Kapelle standen. Das niedrige Steingebäude war ihr noch zu gut im Gedächtnis – hier hatte sich die Auseinandersetzung zugetragen, die damit endete, dass sie gefangen genommen und Edmund beinahe getötet worden war. Giles Fitzhenry öffnete das hölzerne Portal und lud Fayth mit einer Geste ein hineinzukommen.
    Es kostete sie Überwindung, die Kapelle zu betreten, denn noch immer meinte sie die Schreie der Verwundeten zu hören und den Gestank des Blutes wahrzunehmen. Ihr Hals brannte erneut, als sie sich an die groben Hände erinnerte, die ihre Kehle umklammert und ihr die Luft abgedrückt hatten. Wie nahe sie dem Tode gewesen war …
    „Kommt“, sagte Sir Giles und ging ihr voran den Mittelgang entlang. Die Bänke waren wieder aufgestellt und der Boden vom Blut gereinigt worden.
    Hinter Fayth stand Emma, die ihre Herrin nun sanft vorwärtsschob, dem Ritter zu folgen. Zwei der Soldaten blieben zurück, postierten sich neben dem Portal und blickten ihr unter den Helmen hervor nach. Wieder lief Fayth ein Schauer über den Rücken und ließ ihren Körper erbeben. Sie folgte Sir Giles den Gang entlang und sah, dass Vater Henry vor dem Altar auf sie wartete. Seiner versteinerten Miene entnahm sie, dass er genauso wenig hier sein wollte wie sie. Und dennoch taten sie beide, was der bretonische Ritter befahl.
    Dann stand Fayth neben Sir Giles vor dem Altar. Einige Augenblicke verstrichen, ohne dass etwas geschah, und Fayth wurde immer unruhiger. Als Giles ihre Hand ergriff, traf die Wahrheit sie wie ein Schlag – sie würden hier und jetzt heiraten.
    Aber das war unmöglich.
    Doch sein durchdringender Blick sagte ihr, dass es keineswegs unmöglich war.
    „Mylady, diese Zeremonie wird nicht stattfinden, sofern Ihr nicht aus freiem Willen hier seid“, sagte Vater Henry, und Fayth fragte sich, woher er den Wagemut nahm.
    Hatte er ihr mit seinen Worten vielleicht einen Ausweg dargeboten? Würde dem Mann an ihrer Seite ohne ihr Zugeständnis ihr Land und auch sie selbst verwehrt bleiben? Ohne Giles Fitzhenry anzusehen, setzte sie zu einer ablehnenden Antwort an, aber er drückte ihre Hand so fest, dass sie scharf die Luft einzog. Sie wandte sich ihm zu. Mit einem Nicken wies er auf den hinteren Teil der Kapelle.
    Dort standen Gesinde und Dorfbewohner, umringt von bewaffneten Soldaten. Die Menschen waren zusammengetrieben worden wie das Vieh, das sie hüteten, und betrachteten stumm das Drama, das sich vor ihren Augen abspielte. Dabei war ihren Blicken verborgen, was Fayth sehr wohl sah – die Krieger hatten ihre Waffen
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