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Gefangen auf dem Planet der Affen

Gefangen auf dem Planet der Affen

Titel: Gefangen auf dem Planet der Affen
Autoren: George Alec Effinger
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1.
     
    Zwei Männer und ein in Größe und Haltung menschenähnlicher Schimpanse zogen langsam durch die Wildnis. Die zwei ersteren waren einmal Astronauten gewesen. Der eine, ein hochgewachsener, magerer Mensch mit strähnigem dunklen Haar, hieß Pete Burke, sein stämmigerer, blonder Gefährte Alan Virdon. Ihre Gesichter waren gezeichnet von den Härten und Entbehrungen des Lebens in einer unzivilisierten Welt, und sie gingen armselig und schlecht gekleidet. Der entwickelte Schimpanse in ihrer Begleitung hörte auf den Namen Galen und war für die Verhältnisse der Zeit besser gekleidet als die Männer. Auch beherrschte er die Landessprache mit mehr Gewandtheit als sie.
    Es waren seltsame Zeiten.
    Der Mensch hatte die Herrschaft über seine Welt verloren, und intelligente, bis zur Menschenähnlichkeit entwickelte Affen hatten seinen Platz eingenommen. Die Menschen waren dezimiert und verdankten ihre weitere Existenz hauptsächlich dem Umstand, daß sie von wirtschaftlicher Bedeutung für die Prosperität der Affengesellschaft waren. Sie lebten als Sklaven, Diener oder kleine Landpächter, die den Boden bebauten. Jeder Aspekt ihres Lebens war durch Verordnungen reglementiert und wurde ständig überwacht. Für einen Menschen gab es weder Freiheit noch Würde. In diesem Licht nahm sich die freundschaftliche Verbindung zwischen Burke und Virdon auf der einen und dem Schimpansen Galen auf der anderen Seite doppelt seltsam aus; es war ein Verhältnis, für das es in dieser Welt der Affen kein Beispiel gab. Es drückte eine Geisteshaltung aus, die sie zu Flüchtlingen vor Polizei und Sicherheitskräften gemacht hatte und die sie leicht um Kopf und Kragen bringen konnte, wenn sie in die Hände der Staatsorgane fielen.
    Sie flohen durch weite Gebiete dünnbesiedelter Wildnis, deren wenige Pfade und verstreute Weiler auf keiner Karte verzeichnet waren. Die in Ruinen liegenden Städte einer seit Jahrtausenden versunkenen menschlichen Zivilisation wurden von den Affen gemieden; hier und in einigen unzugänglichen Waldgebieten hausten vereinzelte kleine Gruppen von Menschen, die sich als »frei« bezeichnen konnten, insoweit sie der Aufsicht und Kontrolle ihrer Herren entzogen waren. Aber sie bezahlten diese Freiheit mit einem Leben, das elender war als das ihrer versklavten Brüder und Schwestern.
    Burke und Virdon hatten nach ihrem Start zu einem Weltraumunternehmen eine Bruchlandung auf der Erde gemacht. Dann hatten sie entdecken müssen, daß sie zweitausend Jahre nach ihrer Zeit gelandet waren. Die Erde, auf die sie zurückkehrten, hatte so gut wie nichts mit der gemeinsam, die sie verlassen hatten. Ihre Familien, ihre Freunde, sogar ihre vertraute, zivilisationsgeprägte Umwelt – alles war seit zwanzig Jahrhunderten tot. Galen, ein abtrünniger Affe, der schuldig geworden war, weil er zuviel gedacht hatte, war zu ihnen gestoßen, und seitdem schlugen sich die drei Flüchtlinge gemeinsam durch. Sie führten ein Leben in gegenseitiger Abhängigkeit, denn jeder hatte die anderen zu lehren und gleichzeitig von ihnen zu lernen. Ihr Hauptanliegen blieb aber das bloße Überleben. Bisher war ihnen das gelungen, doch konnte jeder Tag die verhängnisvolle Wende bringen ...
    Die Gegend, die sie durchwanderten, war geprägt von stiller Ländlichkeit. Sie wußten, daß sie im einstigen Nordamerika waren, denn hin und wieder stießen sie auf unverkennbare Landmarken oder Wahrzeichen, die die Jahrtausende überdauert hatten. Aber die Affenzivilisation hatte ihren Mittelpunkt in Nordamerika, und die Zeit hatte alle Erinnerung und die meisten Spuren jener fernen Vergangenheit ausgelöscht, die für Virdon und Burke Lebenswirklichkeit gewesen war. Galen lauschte immer wieder in neugieriger Verwunderung, wenn seine Gefährten das Land schilderten, wie sie es gekannt hatten. Anfangs hatte er es schwierig gefunden, sich mit der Vorstellung abzufinden, daß Menschen einmal eine Kultur geschaffen hatten, die seiner eigenen in mancherlei Weise überlegen gewesen war. Um so mehr beschäftigte ihn die Frage, warum die meisten Menschen jetzt zu stumpfsinnigen Sklaven degeneriert waren. Die Antwort, die seine Gefährten dafür hatten, beinhaltete Vorwürfe gegen seine eigene Art, die hinzunehmen er sich sträubte.
    Vor ihnen erstreckten sich niedrige Hügel bis zum Horizont. Die Wolkenfetzen eines abziehenden Regenschauers segelten im tiefen Blau des Himmels, und die Sonne stach auf sie herab. Sie waren seit Tagesanbruch unterwegs und
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