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0886 - Der U-Bahn-Schreck

0886 - Der U-Bahn-Schreck

Titel: 0886 - Der U-Bahn-Schreck
Autoren: Jason Dark
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Sie hatte sich durch die Station geschlichen, doch sie war nicht die einzige Person gewesen, aber die anderen, die Stadtstreicher, die, eingehüllt in Decken oder Schlafsäcke, ihren Rausch ausschliefen, zählten nicht. Sie waren teilnahmslos. Geflüchtet waren sie in die UBahn-Station, weil es dort nicht ganz so kalt war wie draußen.
    Lucy kannte sich aus, deshalb war es ihr auch gelungen, den Augen der Überwachungskameras auszuweichen. Wie ein Dieb hatte sie sich davongestohlen, und die Turnschuhe an ihren Füßen dämpften die Tritte zur Geräuschlosigkeit.
    Das Dunkel lockte sie. Es war so wunderbar, so herrlich. Die Finsternis würde ihr die Erfüllung geben. In ihr -oder war es dahinter? - lag das andere, das neue Leben ein Dasein ohne Sorgen.
    Etwas anderes gab es für sie nicht. Und sie konnte sich auch keine andere Uhrzeit vorstellen, um den finsteren Tunnel zu betreten.
    Lucy sprang vom Bahnsteig und duckte sich. Sie sah den Rand der Schienen etwa in Schulterhöhe an sich vorbeilaufen. Es war nur ein kurzer Blick, den sie ihnen gönnte, viel wichtiger war das, was vor ihr lag.
    Der Eingang zum Tunnel war wie ein Maul. Weit hatte es der liegende Riese aufgerissen, um den Betrachter tief in seinen Schlund schauen zu lassen, wo er ihm einen Eindruck von dem widergab, was die Unendlichkeit ausmachte.
    Lucy freute sich auf die Finsternis, und sie war auch froh, nicht gesehen worden zu sein, obwohl sie hinter sich eine laute Stimme hörte, die an den gefliesten Wänden widerhallte. Einer der Schläfer war erwacht. Er protestierte lautstark gegen irgend etwas. Vielleicht hatte er auch nur schlecht geträumt. Andere, die aufgewacht waren, brachten ihn mit barschen Worten zum Schweigen.
    Lucy kümmerte das nicht. Endlich hatte sie ihr Reich betreten können, und sie lächelte, als sie sich an den Streben in die Höhe zog, um den Weg auf dem Schienenpaar fortsetzen zu können. Sie tat genau das, was ER ihr gesagt hatte, denn ER war Ziehvater, und ER wußte Bescheid. Auch für später.
    Auf anderen Schienen hatte sie zusammen mit IHM das Laufen geübt, so daß es ihr leichtfiel, tiefer in den Tunnel hineinzugehen.
    Atmete die Stille? Röchelten die Wände? Strömten sie all das aus, was sie während des Tages an Eindrücken empfangen hatten? Lucy wußte es nicht, es kam ihr nur so vor, aber es störte sie auch nicht, denn wer sollte ihr schon etwas tun, wo sie doch unter SEINEM Schutz stand?
    ER wußte, was ihr guttat, und sie vertraute IHM voll und ganz. Es war stockfinster um sie herum, und Lucy bewegte sich auf den Schienen wie eine Tänzerin auf dem Seil. Sie hatte die Arme zu den Seiten hin ausgestreckt, denn so schaffte sie es am besten, das Gleichgewicht zu halten.
    Vor Eintritt in den Tunnel hatte sie noch einen Blick auf die Uhr geworfen.
    Sie war in der Zeit, denn den genauen Zeitpunkt hatte man ihr mitgeteilt.
    Darauf hatte er viel Wert gelegt, und sie wollten ihm auf jeden Fall gehorchen.
    Schritt für Schritt drang sie tiefer in die Schwärze ein. Es gab in der Nähe kein Licht, erst weiter hinten sah sie ein paar Lampen brennen. Sie waren an den Tunnelwänden befestigt, sahen aber aus, als würden sie in der Schwärze schweben. Ein starres Licht, das trotzdem zitterte, wenn sie hinschaute. Es lag an ihren Augen; da war ein Zucken in den Pupillen, das sie abstellen mußte. Nichts mehr sollte sie aus der Fassung bringen. ER hatte ihr gesagt, was zu tun war, und SEINE Befehle mußten befolgt werden.
    Lucy Travers wollte nicht bis zum Licht. Das Licht würde zu ihr kommen, aber anders, ganz anders, denn das hatte ER ihr gesagt.
    ER wußte Bescheid!
    Sie lächelte, als sie auch weiterhin auf den blanken Schienen balancierte. Es war nicht einfach für sie, aber sie hatte geübt, und so geriet sie nicht mal in Gefahr, auszurutschen. Lucy hatte die optimale Trittsicherheit erreicht, als sie dann stehenblieb und den Kopf drehte.
    Zuerst nach rechts, anschließend nach links, denn sie wollte sehen, was sich hinter ihr tat.
    Die Drehung nach links klappte bei ihr besser. Der Tunneleingang lag schon weit zurück. Sie freute sich, so viele Yards in einer derartig kurzen Zeit zurückgelegt zu haben, denn dieses Wissen gab ihr zusätzliche Sicherheit.
    Ein verschwommenes Halbrund, an den Rändern gezeichnet von einem schwachen Licht. Mehr war von dem Eingang nicht zu erkennen. Das Schienenpaar glänzte unter ihr wie Eis. Es hatte bisher gut geklappt, es würde auch weiterhin klappen.
    Weitergehen, Schritt für
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