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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman
Autoren: Horst Ansorge
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I Der Auftrag 
1.
    Er stach das Paddel in die glatte Strömung. Das Floß schoß um die Waldspitze. Schnurgeradeaus strömte jetzt der Fluß, das tosende Rauschen blieb mit dem felsigen Ufer zurück, es wurde fast still. Da hörte er das Geräusch. Ein Sirren wie von einer großen Libelle. Aber über dem Wasser schwirrten keine Libellen. Vielleicht Motorengeräusch? Hier galt Flugverbot, auch Motorbootsperre. An die tausend Kilometer ringsum erstreckte sich das Naturschutzgebiet Mittelsibiriens.
    Er schaute in den sonnigen Nachmittagshimmel. Keine Wolke. Auch sonst – nichts. Aber das Geräusch blieb im Ohr.
Das Floß schien schneller zu werden. Er warf einen Blick zurück. Vom zweiten Floß war nichts zu sehen. Er runzelte die Augenbrauen. Weshalb nur hatte er Sibylls Forderung stattgegeben, daß jeder diese Abenteuerreise Oka abwärts auf eigenem Floß absolvieren sollte? Gewiß, das Mädchen war trainiert. Vielleicht brauchte sie das für ihr Selbstvertrauen. Dennoch, der Fluß hatte es in sich. Nur wenige buchten diese Route, das hatte er in der Rezeption des Reisecenters gesehen. Zwar wurden die Schaumstofflöße als unsinkbar und unfallsicher gepriesen – aber keiner war gefeit gegen eine Verletzung. Wie wollte er dann Hilfe leisten, gegen die Strömung flußaufwärts gelangen? Da würde wohl nur der Notruf bleiben mit dem plombierten Minisender.
Die Strömung zog ihn in die dritte Rechtskrümmung. Der Fluß wurde hier noch schneller. Die Strommitte wölbte sich nach oben. Zögernd hob er das Paddel, sollte er rechts… oder besser links? Da war schon alles vorbei. Seufzend schloß der Fluß aus der Enge. Breit dehnte sich das Wasser. Die Geschwindigkeit sank rapide. Rechts bremsend und links durchziehend trieb er das Schaumstoffloß einer schmalen Sandbank am Ufer entgegen. Hier würden sie rasten. Hinter dem Sandstreifen wuchs saftiges Gras, etwa fünfzig Meter weit bis zum Wald. Buchen und Zirbelkiefern.
Er wuchtete das Floß mit dem angeschnallten Gepäck ans Ufer, zog sich den Detronanzug vom Körper und warf sich in das glasklare Wasser. Verdammt, das stach wie mit tausend Nadeln! Eiskalt, obwohl Hochsommer im Kalender stand. Schnell watete er uferwärts.
Da war es wieder, das sirrende Geräusch. Er schaute zum Wald. Lauter und näher kam es. Jetzt erblickte er ihn: Hellblau glänzend mit schwirrenden Tragflügeln hing über den Bäumen ein Copter. Das mußte eines der neuen Dinger sein, flog in den unteren Regionen als Tragflügler und in den höheren mit Gravitationsantrieb. Katman ging zum Gepäck, suchte den Wärmeföhn und begann sich abzutrocknen.
Der Copter senkte sich tiefer, setzte metergerecht auf die winzige Lichtung.
Die Tragflügel flimmerten langsamer, standen still. Wohltuende Ruhe. Aus dem Glasbug schwang sich der Pilot, federte auf den Boden. Hinter dem Helmvisier blickten dunkle Augen, musterten den nackten Floßfahrer.
»Hallo!« Er winkte und ging dem Ankömmling entgegen.
»Sind Sie Salek Katman?«
Er verhielt verblüfft. Der Pilot war eine Frau!
Sie hob mit leisem Lachen den Helm ab, schüttelte ihr rotblondes Haar. Er überspielte seine Verlegenheit, trat auf sie zu: »Ich bin Katman.« Er reichte ihr die Hand.
»Soll Sie abholen, Commander.« Sie gab sich burschikos. »Hier, die Order.«
Er nahm die Silikonscheibe, drückte seinen Daumen darauf. Seine Kennummer erschien und das rote Rufsignal. Demnach war es dringend. Er nickte. »Wann und wohin?«
»Sofort, zur Leitzentrale Ihrer Behörde.«
Leitzentrale war gut. Jedenfalls besser als das Kontrollamt für Raumfahrt. Seit der Verhandlung wegen der Ereignisse auf Yoga Neun hatte er das Vertrauen zu dieser Einrichtung verloren. Vielleicht rief ihn die Raumfahrtbehörde zu einem neuen Einsatz? Er wollte die Pilotin fragen, unterließ es aber. Sie würde nichts darüber wissen. Ob ihr bekannt war, daß er nicht allein reiste? Er schaute den Fluß hinauf, während er sich zum Floß begab. Nun mußte Sibyll bald kommen, falls sie nicht irgendwo hängengeblieben war. Aber sie hatte es so gewollt, »…getrennt marschieren, vereint schlafen.«
Jetzt stand da der Copter zwischen den Kiefern. Damit konnte man schnell flußauf. Beruhigt wandte er sich der Pilotin zu. »Wie haben Sie mich denn so schnell gefunden?«
»Keine Kunst – bei dem Signalgeber. Die Automation der Maschine steuerte schon seit einer Stunde auf Sie zu.«
Natürlich. Den Impulser hatten sie ihm nach der letzten Reise implantiert. »Der neueste Schrei der
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