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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman
Autoren: Horst Ansorge
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Copterführerin war im Dreß geblieben, hatte nur den Helm abgenommen. Also wollte sie keine Rast. »Wir sind in fünfzehn Minuten reisebereit. Haben Sie Druckanzüge für uns?«
»Brauchen Sie nicht. Sie fliegen in einer Druckkabine.«
Er schaute Sibyll fragend an, war sich plötzlich sicher: Er wollte nicht, daß es zu Ende ging. Dabei wußte er nicht, was ihn in der Leitzentrale der Weltraumbehörde erwartete. Vielleicht hatten sie es satt, ihm zusätzlich ein Urlaubsjahr zu finanzieren? Gaben ihm irgendeine Beschäftigung, die ein Lehrling oder ein Computer genauso gut bewältigen würde? Vielleicht im Centerservice oder im Analyselabor oder bei einer Routinepatrouille im inneren Ring?
»Ich hab noch zwei Monate Urlaub«, sagte sie. »Wenn du willst…«
Er küßte sie.
»Na schön«, murmelte Cindy und setzte den Helm auf. »Frühstück in Florida. Abendbrot in der Kabine.«

2.
    Seitdem er den Copter verlassen hatte, grübelte Katman. Weshalb hatten sie ihn herbeizitiert? Es ließ ihn nicht los. Vor dem gläsernen Eingang stand ein Doppelposten, der verlangte seine Zutrittsgenehmigung. Das war neu. Er zeigte die Rufscheibe. Lässig tippte der Kontrolleur an den Mützenschirm. Der andere öffnete die gläserne Wand und gab einen schmalen Spalt frei. Endlich befand er sich im Saal. Die übermannshohen Zwischenwände waren auf Durchsicht geschaltet. In jeder Kabine hantierten ein bis zwei Akteure an Steuerpulten, Bildschirmen, Mikrophonen, Tastaturen. Mehr als tausend Kabinen sollten es sein. Dazwischen breite Gange. Alles überschaubar wegen der durchsichtigen Innenwände. Nur die Kabinen am Hallenrand waren auf Milchglas fixiert. Dort residierten die Chefs der unteren Ebene.
    An der Stirnwand des Saales flimmerte, hundert Meter breit, die galaktische Karte, darauf die Sternensysteme, raumgegliedert, mit ihren Kennzeichen und Farben, jede Außenstation und Nachrichtenboje. Auch die auf Tournee befindlichen Schiffe, die innerhalb des Sonnensystems verkehrenden und die außerhalb operierenden. Am weitesten entfernt die Sibir im Yogasystem.
    Das Ganze war eine Sehenswürdigkeit. Täglich strömten Tausende von Besuchern durch diesen Saal, zuvorkommend geführt und instruiert. Sie bestaunten das elektronische Wunderwerk mit dem dreidimensionalen Effekt. Die Leute wollten und sollten sehen, wo ihr Geld blieb. Denn die Weltraumforschung war aufwendig. Und die öffentliche Kontrolle – funktionierte, legte den Finger auf jeden Posten. Gemessen am Produktionsniveau blieben die Ausgaben für die Raumerforschung akzeptabel. Aber nicht alle Bürger bewerteten das so. Also mußte man schon einiges an Öffentlichkeitsarbeit leisten.
    Auf den Gängen bewegten sich nur wenige Menschen. Eher hastig als beschaulich. Ein schlanker Mann mit üppigem Bart schlenkerte Katman entgegen. Der Gang erinnerte ihn… tatsächlich, es war Bernard! Mit Urlaubsvollbart. Was machte der denn hier?
    Erfreut streckte er beide Hände aus. Aber Bernard schien ihn nicht zu bemerken. Da erinnerte sich Katman des Kontaktverbotes des Kontrollamtes: »Für die Dauer Ihrer Beurlaubung vom Dienst der Weltraumbehörde ist es Ihnen nicht: gestattet, mit Angehörigen der Mannschaft der Yogaexpedition des Jahres 2438/39 zusammenzutreffen oder anderweitig Verbindung aufzunehmen.«
    Wußte Paul Bernard davon? Selbstverständlich! Aber wenn sie sich begegneten, konnten sie doch nicht wie Fremde aneinander vorübergehen. Immerhin war Bernard der dritte im Bunde gewesen, damals auf Yoga Neun, hatte ihn nach Sierpens Tode mit dem Gleiter abgeholt.
    Mit seinen vierundvierzig Jahren war Paul Bernard erheblich jünger als er, doch sein vertrautester Freund.
Vielleicht sollte er die unerwartete Abberufung von seiner Ferienreise einfach als das Ende seines Zwangsurlaubs ansehen? Katman ging auf den Freund zu. Ihn erkennend, lächelte Bernard. Sie umarmten sich, musterten einander.
»Gut schaust du aus«, stellte Bernard fest.
»Danke. Und wie geht es dir?«
Bernard machte eine ärgerliche Bewegung. »Die reinsten Umstandskrämer da oben…«
»Hast du Besucher geführt und Ärger bekommen?«
Bernard stutzte. »Besucher? Seit zwei Tagen gibt es schon keine mehr. Du weißt es nicht? Weshalb bist du überhaupt hier?«
»Weil ich den Alarmruf erhalten habe.«
»Den haben alle erreichbaren Raumexperten bekommen. Astroalarm. Bestellen uns hierher – und hüllen sich in Schweigen. Das muß ein dicker Brocken sein.«
Katman überlegte. Bedeutete das nun Gutes oder Schlechtes
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