Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Preis der Unsterblichkeit

Der Preis der Unsterblichkeit

Titel: Der Preis der Unsterblichkeit
Autoren: Sondra Marshak und Myrna Culbreath
Vom Netzwerk:
 
1.
     
    Dr. McCoy hatte nur den einen Gedanken: Ich muß es Spock ersparen! Er nahm den Vulkanier beim Arm, um ihn aus dem Transporterraum zu führen, durch die endlosen Korridore der Enterprise in die Krankenstation, in seine Kabine – egal wohin. Nur durfte er nicht hier sein, wenn die Sicherheitsleute mit dem Leichnam zurückkamen.
    Doch Spock blieb bei der Konsole stehen und war keinen Zentimeter zu bewegen. Er wirkte wie seine eigene Statue.
    »Energie!« sagte er mit einer Ruhe in der Stimme, die McCoy einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte.
    Scotty selbst stand an der Steuerkonsole. Er wirkte alt. Seine Augen blickten leer, als er die Kontrollen bediente.
    Uhura stand im Eingang und versuchte nicht, die Tränen zurückzuhalten, die über ihr schönes dunkles Gesicht rannen.
    Die Transporterplattform begann zu glühen, und die Konturen der beiden Sicherheitsoffiziere schälten sich aus dem Nichts. Die Männer warteten, bis sie völlig stofflich geworden waren. Dann stiegen sie vorsichtig von der Plattform – mit der Bahre, auf der der tote Körper von Captain James T. Kirk lag.
    Spock folgte ihnen durch die Tür, ohne den Blick vom Leichnam zu nehmen. McCoy nahm seinen Arm, nicht sicher, ob er Spock stützte oder dieser ihn.
    Er wußte, daß ihn die stille Prozession vom Transporter- in den Autopsieraum als Alptraum verfolgen würde, so lange er lebte. Doch das war nichts gegen den Alptraum, den Spock erlebt hatte.
    Die Besatzung der Enterprise säumte die Wände der Korridore. Männer und Frauen standen dicht zusammengedrängt neben dem Turbo-Lift.
    Natürlich wußten sie es alle. Omne hatte dafür gesorgt.
    Der Herrscher des Planeten hatte seinen Spezialkanal benutzt, für den die undurchdringlichen Schirme, die jede andere Kommunikation unterbanden, kein Hindernis darstellte. Seine Stimme war überall im Schiff zu hören gewesen:
    »Captain Kirk ist tot. Der Schiffsarzt und seine Helfer haben die Erlaubnis, den Leichnam abzuholen.«
    Die Besatzung hatte es nicht glauben wollen. Ihr Captain konnte nicht sterben!
    Nun hatten sie die Gewißheit. Sie stand in McCoys und Spocks Gesichtern geschrieben.
    McCoy hielt Spock an der Tür des Autopsieraums zurück, als der Leichnam hineingetragen wurde. Dr. M’benga blickte den Bordarzt fragend an, doch McCoy schüttelte stumm den Kopf. Er selbst wollte die Autopsie durchführen. Es war das letzte, das er für Jim Kirk tun konnte.
    »Danke, Doktor«, sagte Spock mit perfekter Selbstbeherrschung. »Er würde Sie darum gebeten haben.«
    McCoy war außerstande zu antworten. Aber der Vulkanier hatte gesprochen, zum erstenmal seit der Rückkehr vom Planeten – mit Ausnahme des Kommandos im Transporterraum. McCoy mußte hier ansetzen, den Vulkanier aus seiner Apathie reißen, ihn wieder dazu bringen, Anteil an dem zu nehmen, was um ihn herum vorging, bevor er sich selbst zugrunde richtete.
    »Spock«, begann er, doch der Erste Offizier war schon wieder verschlossen. Seine Augen hatten den gleichen eigentümlichen Glanz wie während der schrecklichen Minuten, in denen er beobachten mußte, wie Kirks Leichnam aus den Trümmern und der Asche geborgen wurde. Diese starren Augen sprachen von Mord, verrieten beginnenden Wahnsinn und verlangten Rache für etwas, das nicht zu vergelten war.
    McCoy sah Spocks Leben in Gefahr. Es war nicht das erstemal, daß der Vulkanier mit dem Tod Kirks konfrontiert wurde, doch immer hatte es noch eine, wenn auch noch so geringe Chance dafür gegeben, daß der Captain doch noch lebte. Spock hatte das Schiff riskiert, sein eigenes Leben in die Waagschale geworfen, alles ihm Mögliche getan, um den Freund zu retten. Immer hatte er dabei am Rand der Selbstzerstörung gestanden, und McCoy wagte nicht daran zu denken, was geschehen wäre, wenn Kirk nicht wieder aufgetaucht oder im letzten Moment gerettet worden wäre.
    Dies war Jahre her, und diesmal gab es keine Zweifel, nichts, an das er sich klammern konnte, um das nicht akzeptieren zu müssen, was nicht sein durfte.
    Die Fähigkeit der Vulkanier, alle Gefühle zu kontrollieren und zu verdrängen, war ihre Schwäche ebenso wie ihre Stärke. McCoy wußte es seit langem und hatte verzweifelt versucht, Spock dazu zu bringen, die Mauern seines selbst geschaffenen Gefängnisses niederzureißen, bevor sie irgendwann einstürzen und den Vulkanier unter sich begraben würden – dann, wenn die Belastung zu stark für ihn wurde. McCoy hatte gewußt, daß der Tag kommen würde – dieser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher