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0309 - Die Eismeer-Hexe

0309 - Die Eismeer-Hexe

Titel: 0309 - Die Eismeer-Hexe
Autoren: Jason Dark
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Ich stand so unsicher auf den Brettern wie ein Kind, das eben erst laufen gelernt hatte. Zum Glück brauchte ich keine Abfahrt hinter mich zu bringen, eher das Gegenteil, denn vor uns breitete sich ein Hang aus, der sanft in die Höhe stieg und an den steil aufragenden, schroffen Bergwänden der Rocky Mountains endete.
    Ein herrliches Panorama bot sich unseren Augen. Die Luft war klar wie das Wasser einer Quelle. Strahlendblau der Himmel. Nur hin und wieder wurde diese Farbe von dünnen Wolkenfetzen unterbrochen, die wie lange Wattefäden wirkten.
    Voller Ehrfurcht starrte ich auf die grauen Berge. Sie waren sehr steil und kantig. Scharf stachen die Spitzen in die Höhe. Die Einbuchtungen und Sättel dicht unter den Gipfeln waren mit einer dicken Schneeschicht bedeckt, während an den Flanken selbst nur bestimmte Stellen weiß schimmerten. Sie wirkten so, als hätten riesige Hände den Schnee dort angeleimt.
    Die Sonne stand trotz der Mittagszeit tief, denn es war Winter.
    Winter in Kanada!
    Das bedeutete Eis, klirrende Kalte, Frost und ungeheure Mengen von Schnee. Wir hatten Glück gehabt, denn es herrschte ideales Skiwetter, das zahlreiche Touristen zu Ausflügen einlud.
    Der Atem dampfte vor unseren Lippen. Sonnenbrillen schützten unsere Augen vor dem blendenden Weiß der Schneefelder. Die wattierten Handschuhe und Jacken hielten die Kälte ab. Wir hatten uns die Kapuzen übergezogen und die Gesichtshaut dick mit Creme eingerieben.
    Zu dritt waren wir.
    Morg Behan, Suko und ich.
    Zum reinen Vergnügen hatten wir die Reise nach Kanada nicht unternommen, denn der letzte Fall hatte uns noch zahlreiche Rätsel beschert, die wir lösen mußten.
    Es existierte nicht nur der seltsame Planet der Magier oder die Totenmaske aus Atlantis, nein, auch ein Testament, in dem einiges über die Rätsel zu lesen war.
    Das Schreiben befand sich allerdings in den Händen der ehemaligen Detektivin Jane Collins. Wir wußten nicht, was das Testament beinhaltete, auch Morg Behan nicht, obwohl er es gelesen hatte.
    Vieles war ihm unverständlich. Um offene Fragen zu klären, waren wir nach Kanada geflogen, um die Heimstätte des Mannes zu besuchen, bei dem Morg Behan fast fünf Jahre gelebt hatte.
    Der Mann hieß Simon Garfield. Leider war er tot, er hatte nur sein Testament hinterlassen, aber Suko und ich hofften, in seiner Behausung, die noch existieren sollte, einige Spuren zu finden.
    Zu dieser Wohnung waren wir unterwegs.
    Er hatte in den Bergen gewohnt.
    Ich streckte meinen Arm aus. »Müssen wir wirklich dort den Hang hoch?« fragte ich.
    »Ja, leider.«
    »Da werde ich wohl mehr rutschen als laufen«, erwiderte ich.
    Morg Behan lachte. »Sie müssen mal fünf Jahre in Kanada leben. Dann lernen Sie es, sich auf den Brettern zu bewegen.«
    »Das ist möglich.«
    Suko schlug mir auf die Schulter. »Los, Alter, hau in die Vollen! Ich will bei Dunkelheit wieder im Hotel sein.«
    »Okay, okay, wir machen es schon.« Ich schüttelte den Kopf, stemmte die Stöcke in den weichen Schnee, bewegte auch meine Beine und sah zu, daß ich die ersten Yards hinter mich brachte.
    Morg Behan hatte mir geraten, in seiner Spur zu fahren. Das tat ich auch, wenigstens unternahm ich den Versuch. Es war einfach zu schwer für mich, die genaue Spur einzuhalten, und so wurde der Aufstieg zur Schwerstarbeit.
    Die Distanz zwischen Behan und mir nahm immer mehr zu.
    Manchmal fuhr ein leichter Windhauch über den Hang und wirbelte feine Schneekörner hoch, die uns wie eine Dusche trafen.
    Während ich mich bemühte, mitzuhalten, sprach ich kein Wort.
    Reden hätte zu sehr angestrengt, und ich brauchte meine Luft. Ich keuchte.
    Eine kleine, graue Wolke stand vor meinen Lippen. Bei jedem Vorwärtsschwung steckte ich die Stöcke tief in den Schnee.
    Jeder Mensch kennt wohl das Gefühl oder hat in seinem Leben einmal die Erfahrung gesammelt, daß ein Ziel, das er anvisiert, einfach nicht näherrücken will.
    So erging es mir.
    Obwohl wir schon einige Zeit unterwegs waren, waren wir unserem Ziel kaum näher gekommen.
    Ich machte verbissen weiter.
    Meine Arme arbeiteten gleichmäßig, der Körper schwang in diesem Rhythmus mit, und allmählich bekam ich auch mehr Übung. Zudem rutschte ich auch nicht mehr so oft zurück, so daß der hinter mir fahrende Suko Beifallsrufe ausstieß. Suko schien auf den Brettern geboren zu sein. Er hatte das Laufen innerhalb kürzester Zeit gelernt, während ich über den Hang ackerte wie ein alter Gaul.
    Nach vorn schaute ich nicht
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