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0309 - Die Eismeer-Hexe

0309 - Die Eismeer-Hexe

Titel: 0309 - Die Eismeer-Hexe
Autoren: Jason Dark
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einen kleinen Krater, der an den Rändern eine dunkle Färbung zeigte, die das eingetrocknete Blut hinterlassen hatte.
    Bis zum Haaransatz zog sich die Öffnung hin, und ich fragte mich, wer so etwas getan haben konnte. Und aus welchem Grund.
    Ich räusperte mir die Kehle frei, bevor ich sprechen konnte. »Mr. Behan«, redete ich den Mann an.
    »Bitte…«
    »Kommen Sie doch mal her.«
    »Nein, ich will nicht.« Er stand etwas abseits und hob die Schultern.
    »Sie müssen verstehen. Simon und ich haben lange Jahre hier zusammengelebt und da fällt es mir schwer, einen Freund im Tode…«
    »Bitte, treten Sie näher!« Meine Stimme wurde drängend. »Ich will Ihnen etwas zeigen.«
    Als der Mann sich noch immer nicht rührte, setzte sich Suko in Bewegung, umfaßte Behans Arm und schob den Mann mit sanfter Gewalt näher an das Lager heran.
    »Schauen Sie genau hin!« riet der Inspektor. »Und dann möchten wir von Ihnen eine Erklärung haben.«
    »Wieso? Ich…«
    »Bitte, Mr. Behan!« drängte ich jetzt.
    Er holte tief Luft, nickte, was für Suko ein Zeichen war, ihn loszulassen.
    Morg Behan starrte auf seinen toten Freund. Er sah auch das Gesicht.
    Ich beobachtete den Mann, dessen Augen sich plötzlich weiteten und bei dem auch der Mund nicht mehr geschlossen blieb.
    »Mein Gott!« ächzte er und schüttelte den Kopf. »Mein Gott, was ist da geschehen?« Er begann zu schluchzen, drehte sich zur Seite und fiel gegen mich, wobei er sein Gesicht an meiner Schulter barg.
    »Ich… ich begreife es nicht. Ich kann nicht …«
    Mit beiden Händen umfaßte ich die Oberarme des Mannes. »Sie haben also keine Erklärung für das Phänomen?«
    »Nein!« Er schüttelte den Kopf.
    »Überlegen Sie!«
    »Das tue ich doch schon, verdammt. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie der Schädel…« Er ging zur Seite und ließ sich auf einem Schemel nieder. Dort blieb er gebeugt sitzen, weinte und schüttelte permanent den Kopf.
    Auch wir hatten keine Erklärung. Bisher war uns der Besuch in Kanada ein wenig wie Urlaub vorgekommen. Als wir den Toten mit der aufgemeißelten Stirn jedoch sahen, war uns klargeworden, daß sich dieser Urlaub nun zu einem brandheißen Fall entwickelt hatte.
    Es war wirklich ein schauriges Bild. Suko und ich mußten uns selbst überwinden, um noch einmal hinzuschauen.
    Es gab keinen Zweifel. Diesem Toten hatte man den Kopf regelrecht aufgemeißelt.
    »Wer kann das getan haben?« fragte Suko leise und schielte gleichzeitig zu Behan hinüber.
    Ich hob die Schultern. »Nein, das glaube ich nicht. Der hat uns nichts vorgespielt.«
    »Vielleicht kennt er das Motiv.«
    »Darauf werden wir ihn ansprechen.« Ich setzte meinen Vorsatz sofort in die Tat um und ging auf den Trauernden zu. Er sah meinen Schatten, hob den Kopf und schaute mich aus rot geäderten Augen an.
    »Das begreife ich nicht«, sagte er erstickt. »Der Mann war und ist tot. Wer soll denn ein Interesse daran haben, seinen Kopf zu öffnen? Können Sie mir das sagen?«
    »Nein, Mr. Behan. Aber wir wollten Sie fragen.«
    »Mich?« Er begann leise zu lachen und schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen nichts erzählen.«
    »Vielleicht doch.«
    »Nein, ich weiß nicht, wer den Schädel meines Freundes aufgemeißelt hat. Ich war es nicht.«
    »Das glauben wir Ihnen auch«, erwiderte Suko. »Aber wäre es nicht möglich, daß Sie uns einen Hinweis auf den oder die Täter geben können. Schließlich haben Sie lange mit Simon Garfield zusammengelebt.«
    »Das stimmt«, gab er zu.
    »Dann denken Sie bitte nach!«
    Morg Behan hob die. Schultern und auch beide Hände. »Es tut mir leid. Ich kann mir keinen Grund vorstellen, der so eine Tat erlaubt.«
    »Man wollte an sein Gehirn«, stellte Suko sehr sachlich fest.
    »Demnach mußte es eine gewisse Bedeutung für die anderen gehabt haben. So sehe ich das.«
    »Meinen Sie?«
    »Natürlich, Mr. Behan. Oder meißeln Sie jemandem aus Spaß den Kopf auf. Doch wohl auch nicht.«
    »Mit wem hatten Sie denn noch Kontakt, als sie hier lebten?«
    »Wir kannten kaum einen.«
    Ich lächelte. »Kaum heißt nicht keinen.«
    »Wir waren oft allein. In den nächsten Ort bin ich nur gefahren, um Lebensmittel zu holen. Manchmal nahm ich mir dort auch ein Mädchen. Simon war vom Weltlichen ab. Der hatte überhaupt kein Interesse daran. Er dachte nur an seine Steine.«
    »Und wie war es mit den Hotelgästen?«
    »Als wir hier lebten und forschten, stand der Prachtbau noch nicht«, erklärte der Mann und korrigierte sich sofort. »Das
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