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0309 - Die Eismeer-Hexe

0309 - Die Eismeer-Hexe

Titel: 0309 - Die Eismeer-Hexe
Autoren: Jason Dark
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mußten wir das Testament in die Hände bekommen.
    »Du weißt, worum es uns geht?« fragte ich Jane.
    »Nein.« Sie stellte sich dumm.
    »Dann will ich es dir sagen. Du besitzt das Testment des Simon Garfield. Wir möchten es gern lesen.«
    Jane stoppte nicht einmal ihren Schritt, als sie meine Worte hörte.
    Sie ging weiter und nickte. »Ja, meinetwegen könnt ihr es lesen. Ich habe es im Hotel.«
    »In deinem Zimmer?«
    »Im Safe.«
    »Gut, dort werden wir uns umschauen.«
    Mittlerweile waren wir dem großen Kasten so nahe gekommen, daß Geräusche an unsere Ohren drangen. Wir hörten zahlreiche Stimmen und sahen auch einen Hubschrauber, der wie ein gewaltiges Insekt in die Höhe stieg und in Richtung Südosten flog.
    »Was ist denn da los?« fragte Suko.
    Wir erfuhren es wenig später, als wir auf dem Platz vor dem Hotel standen, wo sich zahlreiche Gäste versammelt hatten. Pagen schleppten Koffer und anderes Gepäck aus dem Hotel, und ein zweiter Hubschrauber landete bereits.
    Mr. Kinsey, der Direktor, rannte händeringend zwischen seinen Gästen einher. Er konnte es nicht fassen, daß gerade unter seiner Leitung diese »Massenflucht« einsetzen mußte. Vergeblich versuchte er, die Leute zum Bleiben zu bewegen.
    Bei den wenigsten hatte er Erfolg.
    Plötzlich entdeckte er uns. Einen Moment lang blieb er stehen, duckte sich dabei und legte die Stirn in Falten.
    »Der will was von uns«, murmelte Suko.
    Mein Partner sollte sich nicht getäuscht haben. Mr. Kinsey rannte wie ein wilder Büffel auf uns zu, und er traf auch keine Anstalten zu stoppen. »Sie!« schrie er. »Sie allein sind schuld, daß mir die Gäste weglaufen. Sie…« Er hatte uns erreicht, umfaßte mich an den Aufschlägen der Jacke und schüttelte mich durch.
    Ich wußte im ersten Augenblick nicht, wie mir geschah. Suko mußte sogar eingreifen. Er wollte den Mann von mir wegreißen, doch Kinsey hatte sich regelrecht festgekrallt. Er ließ seiner Wut und seinem Ärger freie Bahn.
    Von Jane Collins waren wir abgelenkt worden. Wenn auch nur für eine kurze Zeitspanne, doch die Hexe war raffiniert. Sie verstand es, die Unaufmerksamkeit auszunutzen und entfernte sich von uns.
    »Seien Sie vernünftig!« schrie ich Kinsey an.
    »Ich habe meine Existenz verloren. Diesen Job bin ich los. Es wird sich herumsprechen. Niemand nimmt mehr einen Krumen Brot von mir. Ich bin erledigt!«
    Endlich schaffte es Suko, den Mann von mir zu lösen. Hart stieß er ihn zurück.
    Kinsey fiel in den Schnee.
    »Sinclair, Suko!«
    Verdammt, die grelle Stimme kannten wir. Sie gehörte Jane Collins.
    Rasch fuhren wir herum.
    Sie stand vor uns. Die Distanz war gut ausgerechnet. Zu groß, um gegen sie etwas unternehmen zu können. In der rechten Hand des angewinkelten Arms hielt sie einen Schnellhefter. An seiner Unterseite schauten Papiere hervor.
    Das Testament.
    »Hier ist es!« lachte und schrie sie in einem. »Ich habe euch reingelegt, denn ich trug es bei mir…«
    Wir starteten.
    Das grüne Hexenflimmern in den Pupillen und das gleichzeitige Aufflammen der Papiere sagte uns genug.
    Wir kamen zu spät.
    Asche rieselte aus Janes Fingern und wurde vom Wind weggetragen.
    Mit ihren Hexenkräften hatte sie das Testament in Brand gesetzt und vor unseren Augen vernichtet.
    Ich war so wütend, daß ich ihr ins Gesicht schlug und Jane zu Boden geschleudert wurde.
    Dort lachte sie uns aus.
    »Ihr wolltet es haben!« schrie sie. »Ich aber hatte es und habe es auch gelesen. Mit diesem Wissen bin ich euch überlegen, das werdet ihr noch zu spüren bekommen…«
    Sie redete noch weiter. Suko und ich hörten nicht hin. Ohne uns abgesprochen zu haben, betraten wir das Hotel, gingen zur Bar und bestellten Whisky.
    Aber auch dem Bourbon gelang es nicht, den faden Geschmack aus unserer Kehle zu spülen.
    Jane Collins, dieses Biest, war noch raffinierter, als wir angenommen hatten…
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 271 »Ghoul-Parasiten«
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