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0309 - Die Eismeer-Hexe

0309 - Die Eismeer-Hexe

Titel: 0309 - Die Eismeer-Hexe
Autoren: Jason Dark
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wartete.
    Noch drei Schritte trennten mich von ihm. Niemand sprach mehr.
    Kinseys schweres Atmen unterbrach die Stille. Ich vernahm es noch deutlicher als die Schritte des allmählich näherkommenden Morg Behan.
    Behan beachtete mich überhaupt nicht. Ich war in diesen Augenblicken Luft für ihn. Er erreichte mich, zögerte für einen Moment, und in seinem Gesicht zuckte die Haut an der rechten Wange.
    Sein seltsames Verhalten irritierte mich. Dann schüttelte er den Kopf und ging weiter. In seinem Gesicht lag nun ein lauernder Ausdruck, als würde er irgendeiner fremden Stimme lauschen, die außer ihm niemand hörte.
    Auch Kinsey wunderte sich. Der Hotel-Direktor hatte sich noch nicht von seinem Platz gelöst. Er schaute weiterhin zu und hielt den Mund staunend offen.
    Morg Behan erreichte die Treppe. Ich war in seinen Augen überhaupt nicht existent. Auch der Hotel-Direktor interessierte ihn nicht. Behan nahm die ersten Stufen und schritt sie langsam hinauf.
    Seine Lippen hatten sich verzogen. Jetzt lächelte er wissend und murmelte Worte, die ich nicht verstand.
    Ich folgte ihm.
    Die Hand mit der Beretta hatte ich längst sinken lassen. Ich wollte nur den nächsten Weg und vor allen Dingen das Ziel dieses Mannes verfolgen.
    Er stieg die Treppe hoch, als wäre nichts geschehen. Aufhalten ließ er sich nicht, und die vier Rakis vor der Tür begrüßten ihn mit den glucksenden Geräuschen.
    Der andere nickte nur und tat das, wozu die Rakis nicht in der Lage gewesen waren. Er legte seine Hand auf die Klinke und drückte sie nach unten.
    Diese einfache Bewegung war ungemein wichtig. Durch das Öffnen der Tür hatten die Rakis freie Bahn. Nichts anderes hatten sie erreichen wollen. Weg aus diesem Schwimmbad und hin zu demjenigen, der sie gerufen hatte.
    Kinsey begann zu lachen.
    »Er verschwindet!« flüsterte der Direktor. »Verdammt, er haut ab. Stellt euch das vor. Er will wieder gehen. Und die Geschöpfe mit ihm.«
    »Wohin führt der Weg?« fragte ich.
    »Zum Lift.«
    »Und dann?«
    »Nach oben. Sie können nach oben.« Kinsey hielt es nicht mehr aus.
    Er kam zu mir.
    Ich hatte mittlerweile die Verfolgung aufgenommen. Hinter der Tür lag ebenfalls ein normaler Gang mit glatten Betonwänden. »Es ist der zweite Zugang!« wisperte Kinsey. »Man kann auch noch durch die Duschen die Halle betreten.«
    »Verstehe.«
    Der Aufzug war natürlich interessant. Der untote Morg Behan und seine vier Rakis dachten überhaupt nicht daran, über eine Treppe ihr Ziel zu erreichen, sondern nahmen den Lift. Ich verließ mich auf die Treppe. Kinsey hetzte neben mir her. »Ich weiß nicht, wo die hinwollen!« keuchte er, »aber der Lift hält überall.«
    Auf halber Strecke stoppte ich. »Auch im Foyer?«
    »Klar. Und in jeder Etage. Himmel, wenn das mal alles gutgeht. Ich habe da meine Befürchtungen.«
    Die hatte ich natürlich auch, wagte aber nicht, sie im einzelnen auszusprechen, da ich keine Panik haben wollte.
    »Weshalb haben Sie ihn ziehen lassen?« fragte mich der Direktor.
    »Sie besitzen doch eine Waffe.«
    »Ich habe sie gehen lassen, weil ich genau wissen wollte, was sie vorhaben. Verstehen Sie?«
    »Nein.«
    »Ist auch nicht schlimm! Weiter!«
    Wir erreichten das Foyer. Das heißt, den hinteren Teil, aber schon jetzt drangen die Stimmen an unsere Ohren. Da unterhielt sich niemand normal.
    Es klangen Schreie auf, man redete hastig durcheinander, und Kinsey wurde blaß. Er wollte losrennen. Ich hielt ihn am Arm fest und zog ihn in die Deckung einer Säule. »Jetzt bleiben Sie erst einmal hier!« zischte ich.
    »Aber die Leute… die Gäste …« Er war völlig verzweifelt und hob die Schultern.
    »Das werde ich schon alles in die Wege leiten. Sie brauchen da keine Angst zu haben.«
    Eine weitere Antwort bekam er nicht mehr, denn wir wurden abgelenkt, da der Fahrstuhl in diesem Augenblick stoppte.
    »Ja, da sind sie!« hauchte der Hotel-Direktor und klammerte sich an meinem Arm fest. »Jetzt geht es los. Sie werden töten, und Sie sind es schuld…«
    »Halten Sie den Mund und lassen Sie mich los!« erwiderte ich scharf.
    Der Mann konnte mir wirklich auf den Zeiger gehen.
    Die Tür Öffnete sich. Zuerst sprangen die Rakis aus dem Lift, und ich vernahm von vorn, wo der Eingang lag, ein seltsam trillerndes und gleichzeitig glucksendes Pfeifen. Ein ähnliches Geräusch hatte ich bei den Rakis schon vernommen, nur nicht so intensiv.
    Für die Rakis war es ein Zeichen. Niemand vermochte noch, sie zu halten. Auf einmal huschten
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