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0309 - Die Eismeer-Hexe

0309 - Die Eismeer-Hexe

Titel: 0309 - Die Eismeer-Hexe
Autoren: Jason Dark
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mehr. Ich wollte nicht noch deprimierter werden. Mein Blick hing auf den Skispitzen, über die bei jedem Vorangleiten der Schnee wie eine feine Pulverschicht stäubte.
    Bisher hatten wir noch keinen Horror erlebt. Diese Anstrengung jedoch war für mich Grusel genug.
    Auf einmal hörte ich den Ruf. Der Schall hatte freie Bahn, konnte sich widerstandslos fortpflanzen in dieser ungeheuren Weite, und Morg Behan hätte nicht einmal so laut zu rufen brauchen, um mich zu erreichen.
    Ich hob den Kopf und stemmte die Stöcke ein.
    Morg winkte uns zu.
    Er hatte es bereits hinter sich, stand am Ende des Hanges und wirkte wie ein Zwerg vor der himmelhoch ragenden Wand. »Es ist nicht mehr weit. Los, Tempo!«
    »Der hat gut reden!« knurrte ich.
    »Was willst du? Zurück geht es besser!« meldete sich Suko. »Und wie ich dich kenne, brichst du alle Rekorde.« Suko lachte. »Ich sehe schon die Schlagzeilen vor mir. Geisterjäger löst Lawine aus. Oder: Der tiefgefrorene Geisterjäger John Sinclair…«
    »Erschlägt seinen Freund und Partner«, ergänzte ich den Satz in meinem Sinne und sah zu, daß ich wieder Fahrt bekam. Den Rest wollte ich auch noch schaffen. Der Ehrgeiz hatte mich gepackt.
    Einmal stürzte ich doch. Ausgerechnet kurz vor Erreichen des Ziels.
    Fast hätte ich Behans Skier geküßt, so dicht war ich an ihn herangekommen.
    Der Vergleich mit einem Hampelmann fiel mir ein, als ich versuchte, auf die Beine zu kommen. Einmal kippte ich nach links weg, dann wieder nach rechts, hielt mich zum Glück in der Mitte, stützte mich mit beiden Stöcken ab und schaffte auch noch den Rest.
    Suko erwartete mich grinsend. Er hatte seine Stöcke in den Schnee gesteckt und klatschte Beifall.
    Eine Sekunde später lag er ebenfalls in der weißen Pracht. Da hatte ich ihn umgestoßen.
    Diesmal konnte ich klatschen, während Suko den großen Adler machte und seine Arme ausgebreitet hatte.
    »Das war’s wohl«, sagte ich und tat so, als wäre nichts gewesen, denn ich schaute mich um.
    Zum Greifen nahe lagen die Felswände der Rockies vor mir.
    Doch die Entfernung täuschte. Um die ersten Grate erklimmen zu können, war noch eine ziemliche Strecke zurückzulegen.
    Stark zerklüftet präsentierte sich uns diese Welt. Da gab es Felsen, die wie gekrümmte Nasen hervorstachen und aus der Wand wuchsen. Mit einer Schneehaube waren sie bedeckt, die wie ein Guß aus Puderzucker wirkte. Die Wände hatten Spalten und Risse aufzuweisen. Manche waren mit bläulich schimmerndem Eis gefüllt. An vielen Stellen hingen auch Eiszapfen über. Am unteren Ende liefen sie spitz zusammen. Sie erinnerten dabei an gläserne Schwerter.
    »Und wo hat Ihr Partner gewohnt?« wandte ich mich an Morg Behan, als ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen war.
    Behan hob seinen rechten Skistock und wies nach vorn. »Den Weg müssen wir nehmen.«
    Ich verzog das Gesicht. »Noch weiter?«
    »Was wollen Sie, Mr. Sinclair? Hier ist es fast eben. Sie müssen nur auf die Felsbuckel achtgeben, die hin und wieder aus dem Schnee wachsen. Die sehen aus wie graue Höcker.«
    Morg Behan übernahm abermals die Führung. Ihm hatte die lange Steigung nichts ausgemacht. Elastisch und schwungvoll glitt er voran.
    Daran konnte ich mir ein Beispiel nehmen.
    Wenn ich nach links schaute, glitt mein Blick hinunter in das Hochtal.
    Eine gewaltige weiße Fläche, auf der nur unsere Skier ihre Spuren hinterlassen hatten. Weiter unten, am Fuße eines gewaltigen Bergs, lag »unser« Hotel.
    Ein Prachtbau und nur mit dem Hubschrauber zu erreichen.
    Auch uns hatte ein Helicopter herangeschafft. Wir hätten vom Hotel auch mit einem Motorschlitten fahren können, hatten darauf jedoch verzichtet, weil wir aus Sicherheitsgründen das Ziel unserer Reise hätten angeben müssen.
    Und so kämpften wir uns weiter durch den Schnee. Manchmal zerstörte ein fernes Grollen und Donnern die Stille. Dann waren in der Ferne gewaltige Lawinenblöcke ins Tal gefallen, und die Echos schwangen über die weiten Schneefelder.
    Die Buckel mußten wir tatsächlich umrunden. Es gelang mir einigermaßen. Auch Suko hatte keine Schwierigkeiten, denn Behan machte es uns glatt und sicher vor.
    Einmal drehte er sich um. Von seinem Gesicht war kaum etwas zu erkennen.
    In den dunklen Gläsern der Brille spiegelten sich die Sonne und der Schnee.
    »Noch ein paar Minuten, dann haben wir es hinter uns«, machte er uns Hoffnung.
    »Hoffentlich!« rief ich zurück.
    Er lachte nur.
    Die Felsleiste, auf der wir uns bewegten,
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