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Kuess mich

Kuess mich

Titel: Kuess mich
Autoren: Jasmin Romana Welsch
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Planänderung
    Eine schrille Glocke läutete den Beginn der Sommerferien ein. Die vergangenen Tage waren anstrengend gewesen, für Schüler und Lehrer. In Gedanken schon im gebuchten Urlaubsdomizil, war kaum Zeit geblieben, sich alltäglichen Pflichten mit der gebührenden Sorgfalt zu widmen. Die Folgen waren dieselben wie jedes Jahr gewesen. Ausflüge in billige Theaterstücke hatten auf dem Programm gestanden und auf den letzten Metern, waren altersunangemessenen Bastelarbeiten als „freie Unterrichtsgestaltung“ verkauft worden. Irgendwie waren diese semiproduktiven Tage aber auch vorüber gegangen, das taten sie immer.
    Die Gänge leerten sich allmählich. Mit einem Ko pfnicken, verabschiedete sie all die freudestrahlenden Schüler, die ihr einen schönen Sommer wünschten. Die Hälfte davon hatte sie zumindest schon mal gesehen und von ungefähr einem Drittel, wusste sie den Vor-, oder Nachnamen, oder hatte zumindest einen Spitznamen parat, der mehr oder weniger schmeichelhaft war.
    Fanta war gerade durch den Hintereingang verschwunden. Er hieß eigentlich, Kevin, Karst en, oder Knut, aber seit ihm beim letzten Schulsportturnier eine Dose Fanta in der Hand explodiert war, hatte er einen Spitznamen. Dass er seither eine schwachsinnige Leidenschaft dafür entwickelt hatte, Getränkedosen zu schütteln und sich über das feuchte Resultat beim Öffnen zu freuen, tat nicht sonderlich viel für Fanta und sein Image. Er hatte ein eher leichtes Gemüt - man wollte ihm, trotz erreichter Volljährigkeit, einfach keine Streichhölzer anvertrauen. Leider waren die meisten Jungs hier Idioten.
    Atemlos kam Pia die Treppe hinunter gera nnt. Sie hatte ihr Zeugnis in der Hand und wäre beinahe an ihrer Freundin vorbeigelaufen.
    >> Hey Sam! Wieso sitzt du in der Aula? Wartest du auf Bastian? <<
    Die Blonde erhob sich von der unbequemen Bank, schulterte den giftgrünen Rucksack und folgte Pia in Richtung Ausgang.
    >> Nein, ich hab auf dich gewartet! << , gestand sie und seufzte ein, situationsbedingt, bedrücktes Seufzen.
    >> Was ist denn los? Du ziehst ein Gesicht, als würden wir morgen eine Arbeit schreiben! Zwei Monate Ferien Sam! Das Musik Festival! Hübsche Jungs mit Gitarren auf Selbstfindungstrip! <<
    Pias Enthusiasmus wäre ansteckend gewesen, wenn Sam nicht so schlechte Nachrichten gehabt hätte.
    >> Ja, darüber wollte ich mit dir reden! <<
    Die beiden blieben vor der modernen, gläsernen Front des Gymnasiums stehen.
    >> Hey! Sag jetzt nicht, dass du das mit dem Zelt doch nicht hinbekommst! Du hast gemeint, du könntest das Ding aufbauen! Ich hab dir gesagt, ich hab keine Ahnung von sowas! Ich kann nicht mal die Tiere aus dem Ü-Ei richtig zusammensetzen! Okay, die Tiere schon, aber alles andere nicht. Ich meine, was wenn wir niemanden finden der… <<
    Sam stoppte Pia – das musste man immer früh genug machen, da sie sich ansonsten in einen tranceartigen Zustand der Ekstase plappern konnte.
    Pia war erst vor zwei Jahren hergezogen. Sam und sie hatten ein Jahr lang dieselbe Kasse besucht, dann war Pia aufgefallen, dass sie einen Computer nicht von einem Fernseher unterscheiden konnte und sie hatte den Informatikzweig verlassen.
    Die beiden waren trotzdem Freundinnen geblieben, sehr gute sogar. So unterschiedlich sie waren, so viel gaben sich die Mädchen auch gegenseitig von ihrer Gesellschaft. Sam war stur, schlagfertig und liebte schwarzen Humor – Pia war offen, unbeschwert und lachte, wenn in Fantas Nähe eine Dose hochging.
    >> Das Zelt wird uns keine Probleme machen! << , leitete Sam ihre Neuigkeiten ein.
    >> Wir werden nämlich keines brauchen, weil wir zu keinem Festival fahren! <<
    Pia gab ein empört überraschtes Piepsen von sich, wie ein cholerischer Hamster den man aus seinem Laufrad gekickt hatte.
    >> Wieso nicht?! Wir planen das seit Monaten! Es sind Ferien! Nenn mir einen guten Grund, warum wir nicht fahren sollten! Bist du todkrank? Haben sich Thirty Seconds to Mars getrennt? O mein, Gott Jared Leto ist doch nicht todkrank, oder?! <<
    Sam zog eine Augenbraue nach oben.
    >> Nein! Jared Leto geht es gut! Mir übrigens auch, auch wenn dich das weniger zu sorgen scheint… <<
    Pia gestikulierte Sam , endlich mit der Sprache rauszurücken.
    >> Mein Vater will mit mir wegfahren, morgen schon, zwei Wochen lang. <<
    >> Was? Davon war doch nie die Rede! Wieso so plötzlich?! <<
    Sam zuckte mit den Schultern.
    >> Ich weiß nicht! Er hat mich gestern angerufen und war ganz aufgeregt! Ich denke, er hat einen
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