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Der Preis der Unsterblichkeit

Der Preis der Unsterblichkeit

Titel: Der Preis der Unsterblichkeit
Autoren: Sondra Marshak und Myrna Culbreath
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Omne kicherte. »Wirklich nichts?« Seine behandschuhte Hand fuhr über ein Kontrollpult auf der Bartheke. Der große Spiegel dahinter verwandelte sich in einen Bildschirm, auf dem das Gesicht eines Mannes zu sehen war – James Kirk. Dann die Totale. Kirk lag ausgestreckt auf einer Liege. Der nackte Körper war nur mit einem dünnen Laken bedeckt. Nur das Gesicht war frei. Kirk schlief. Seine Brust hob und senkte sich unter regelmäßigen Atemzügen.
    Spock fühlte, wie die Romulanerin ihn stützte und sah, wie der Schirm verblaßte.
    »Illusion«, sagte er so gelassen wie möglich. Wieder sah er die Flammen. War es möglich, daß Kirk lebend aus dem Inferno geborgen worden war? Spocks Bewußtsein ließ keine Hoffnung zu. Er wußte, daß Kirk tot war – und an Bord der Enterprise. Spocks Hand fand den Kommunikator. Doch das Gerät war hier wertlos.
    »Es lebe der vulkanische Erinnerungssinn.« Wieder lachte Omne und nahm eine andere Schaltung vor. »Erlauben Sie, daß ich einen Kanal für Sie öffne.«
    »Spock an McCoy«, sagte der Vulkanier, als hätte es keine Unterbrechung gegeben. Der Bordarzt antwortete sofort mit müder Stimme, in der kein Leben mitschwang. Omne hatte Spocks Reaktion vorhergesehen – wie offenbar alles.
    »Die Untersuchung«, fragte Spock. »Es gibt keinen Zweifel an der Identität des … Toten?«
    »Zweifel?« McCoy lachte humorlos. »Nein, Spock. Nicht der geringste.«
    »Danke, Doktor. Spock Ende.«
    Spock sah Omne abweisend an.
    »Ein Androide, ein Gestaltwandler. Ich könnte Ihnen ein Dutzend weiterer Möglichkeiten nennen. Sie täuschen mich nicht.«
    »Nichts dergleichen. Es ist etwas … Neues. Ich will Ihnen von einem Mann erzählen, Spock. Sein Planet wurde von Schiffen der Föderation besucht – oh, ganz friedlich, nur hier und da mit kleinen Abwandlungen der Prime Directive. Nichts Schlimmes, nur der Fluch der Menschen. Immerhin brach kurz darauf ein kleiner Bürgerkrieg aus, die neuen Freunde der Föderation gegen jene, die an ihrer Art zu leben hingen. Der Mann mußte mitansehen, wie seine Lebensgefährtin umgebracht wurde und seine Söhne starben, einige auf dieser, einige auf der anderen Seite kämpfend. Die Planetenbevölkerung wurde dezimiert und fiel schließlich in die Barbarei zurück. Der Mann lernte zu hassen. Und er wußte, daß er zuerst den Tod besiegen mußte, bevor er wieder lieben konnte. Die Toten mußten wieder leben, vielleicht nicht seine Toten, dazu war es zu spät. Aber er hatte ein Ideal gefunden.« Omne zuckte die Schultern. »Ideale sind zerbrechlich, aber Besessenheit dauert an. Er fand, wonach er suchte. Der gleiche Mensch, Spock. Völlig identisch mit dem Gestorbenen. Kirk gehört Ihnen, falls er Ihr Preis ist.«
    »Unmöglich!« protestierte der Vulkanier. »Ein Geist, ein Zombie, eine plumpe Imitation, irgendeine dunkle Magie …«
    »Wissenschaft, Mr. Spock.« Omne sprach mit ruhiger Stimme. Nur in den Augen war seine unerbittliche Entschlossenheit zu lesen. »Der letzte Triumph. Unsterblichkeit. Sieg über den Tod. Sie wissen, wie nahe wir in den letzten Jahren dem Übertragungsprozeß waren, aber wir konnten nur Leben auf Leben übertragen – nicht das, was gestorben war. Wenn der Lebensfunke einmal erloschen war, standen wir mit leeren Händen da. Wir wußten nicht, wie er einzufangen und zu übertragen war.«
    »Es hat Versuche gegeben«, gab Spock zu.
    »Sie waren lächerlich.« Omne lehnte sich zurück und richtete den Blick in die Ferne. »Es gibt mentale Strömungen, die von jedem Bewußtsein ausgehen. Als Telepath sollten Sie das wissen. Im Augenblick des Todes oder extremer Todesangst schwellen sie an und durchbrechen die ihnen gesetzten Grenzen.«
    Spock fühlte wieder den Arm der Romulanerin und spürte ihre Erregung. Ja, auch sie hatte Kirk in den Flammen gesehen – und mehr. Sie hatte seine »Ausstrahlungen« ebenso wahrgenommen wie Spock, die Bestürztheit, den Unglauben, und schließlich die Gewißheit.
    »Die Natur solcher Strömungen blieb der Wissenschaft jahrhundertelang ein unlösbares Rätsel«, fuhr Omne fort, »aber man wußte sehr wohl um die Möglichkeit eines sterbenden Bewußtseins, im Augenblick der größten Angst oder der Loslösung durch das immense Anschwellen dieser Ausstrahlung für einen kurzen Moment seinen engsten Freunden oder Verwandten zu ›erscheinen‹. Entfernungen spielen dabei keine Rolle. Das Phänomen war da, und was existiert, kann untersucht werden. Es bedurfte hier nur eines Versuchs ohne
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