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Der Preis der Unsterblichkeit

Der Preis der Unsterblichkeit

Titel: Der Preis der Unsterblichkeit
Autoren: Sondra Marshak und Myrna Culbreath
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Tag.
    Auch er hatte seinen besten Freund verloren, doch für Spock war Kirk viel mehr gewesen – der einzige Mensch, dem er erlaubt hatte, hinter seine Maske zu blicken und seine nackte Seele zu berühren.
    McCoy hockte neben dem Stuhl nieder, in dem Spock Platz genommen hatte.
    »Sie müssen jetzt stark sein«, sagte er mit fast flehender Stimme. »Es darf Sie nicht zerbrechen, Spock! Kämpfen Sie dagegen an!«
    »Danke, Pille«, murmelte der Vulkanier. Er benutzte den gleichen Namen, den Kirk für den Arzt gefunden hatte. Seine Augen hatten fast den gleichen Ausdruck wie die des toten Captains, doch nur für kurze Zeit. Dann blitzte es wild in ihnen auf. »Ja, Doktor. Ich muß stark sein. Ein Mord muß gerächt werden, und ich schwöre Ihnen, er wird es!«
    »Mord?« McCoy stieß die Luft aus. »Aber es war ein Unfall! Mein Gott, Spock, nicht einmal Omne würde eine solche Falle stellen! Das brennende Haus? Die Frau? Das Kind? Die Frau starb wirklich, Spock! Es war kein Trick. Jim konnte nicht einfach weitergehen und auch das Baby umkommen lassen. Es war ein Unfall.«
    »Oder ein exakt kalkuliertes Spiel mit der Mentalität des Captains. Es war Omne, der den Weg der Delegierten durch die Bezirke der Fremdrassen festlegte, der uns Vorträge über die Prime Directive hielt, jene Order, nach der sich die Föderation nicht in die Lebensgewohnheiten, Sitten und Gebräuche anderer Völker einmischen darf, und beklagte, daß die Menschen sich nicht daran hielten, und es war Omne, der dem Captain den Brauch des Selbstopfers erklärte – gerade in dem Augenblick, als das Haus zu brennen begann und die Frau sich mit dem Kind auf dem Arm in die Flammen stürzte. Und Omnes romulanische Söldner verstellten mir den Weg, als ich Jim folgen wollte.«
    McCoy fühlte, wie es in Spock arbeitete, als dieser schwieg. Er selbst sah wieder das brennende, einstürzende Haus vor sich und Spock hinter einem undurchdringlichen Gürtel von Romulanern, von vulkanischer Abstammung und so stark wie er. Spock, wie er das nackte, schreiende Baby in den Armen hielt, nachdem er, wie McCoy erst von Zeugen erfahren hatte, vorher die ersten aufgetauchten Romulaner mit der Kraft der Verzweiflung niedergeschlagen und sich einen Weg in die Flammen gebahnt hatte. Kirk hatte das Kind in den Armen gehalten und Spock zugeworfen, bevor die Romulaner ihn wieder gepackt hatten. Spock war hilflos gewesen, als das Haus über dem Captain zusammenstürzte.
    McCoy schloß die Augen. Die Bilder blieben.
    Wenn Spock sich so sehr darauf versteifte, daß Kirk ermordet worden war – konnte er dann noch geistig gesund sein? Vielleicht mußte er jemanden töten, um seiner Verzweiflung und seinem unbändigen Zorn Luft zu machen. Aber wie vertrug sich das mit der Friedensphilosophie der Vulkanier? Spocks Gesicht war jetzt nicht das eines hochzivilisierten Vulkaniers – es war das seiner wilden Vorfahren.
    Und Spock war nun der Kommandant der Enterprise, mit der Macht, einen Planeten zu zerstören. Krieg lag in der Luft. Omnes Planet war das Zentrum aller Intrigen, die in der ganzen Galaxis gesponnen wurden. McCoy bezweifelte, daß Omne selbst hinter seinen undurchdringlichen Schirmen sicher war.
    Spock war mittlerweile aufgestanden und im Raum auf und ab gegangen. Nun setzte er sich auf eine Ecke von McCoys Arbeitstisch.
    »Überprüfen Sie meine Logik, Doktor«, sagte er. »Ich bin nicht ganz … funktionell.«
    »Überprüfen?« entfuhr es dem Bordarzt. » Ihre Logik?«
    »Diesmal brauchen wir seine Bestätigung nicht mehr, oder, Doktor?«
    »Nein, Spock. Diesmal nicht mehr.«
    Der Vulkanier nickte. »Dann hören Sie zu.« Er zog seine Schulterblätter zurück, bis sie knackten. »Punkt eins: Es besteht die Möglichkeit, daß ich paranoid bin, aber ich glaube nicht daran. Ich spüre, daß hier mehr vorgeht, als wir dachten. Wir fanden die Bestätigung für den Verdacht, der uns hierher führte – daß diese ganze Konferenz von fremden Delegierten, Ausgestoßenen, Abtrünnigen, Revolutionären und im Exil lebenden verstoßenen Herrschern die Zerschlagung der Föderation zum Ziel hat. Vielleicht soll hier eine Allianz mit den Romulanern gebildet werden, die diese in die Lage versetzt, einen neuen Krieg zu führen. Omne jedenfalls macht keinen Hehl daraus, daß er dies gerne sähe. Auf der anderen Seite aber begrüßte er uns mit den Worten, daß er sehr erfreut darüber sei, daß wir ›seine Einladung‹ angenommen hätten. Sie konnten seine exzessive Herzlichkeit dem
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