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In der Oase des Scheichs

In der Oase des Scheichs

Titel: In der Oase des Scheichs
Autoren: Carol Grace
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1. KAPITEL
    „Gute Neuigkeiten!“
    Claudia blickte von ihrem Schreibtisch auf und sah ihren Chef Samir Al-Hamri mit verschränkten Armen an der Tür ihres Büros stehen, ein strahlendes Lächeln auf dem attraktiven Gesicht.
    „Dann klappt es also mit der Firmenfusion?“ Schon seit Monaten führten sie Verhandlungen mit einer konkurrierenden Reederei in Samirs Heimat Tazzatine.
    „Ja, endlich. Das war ein steiniger Weg, und ohne Sie hätte ich es nicht geschafft.“
    Claudia errötete vor Freude. Sie wusste, dass ihr Boss ihren Fleiß und ihren Einsatz schätzte, ebenso ihre Bereitschaft, Überstunden zu machen, und das Engagement für die gemeinsame Aufgabe. Aber er wäre sicher nicht besonders erfreut, wenn er von ihren ganz persönlichen Gefühlen für ihn wüsste. Und so setzte sie alles daran, sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn ihr das nicht immer leichtfiel, denn er war alles andere als ein gewöhnlicher Vorgesetzter.
    Samir Al-Hamri war ein Scheich. Er gehörte der Herrscherfamilie seines Landes an und verfügte über mehr Geld, als man in einem ganzen Leben ausgeben konnte. Zudem sah er fantastisch aus, war in Eliteschulen ausgebildet worden, hatte Sinn für Humor und war auch noch sehr großzügig. Er belohnte ihre Tüchtigkeit mit regelmäßigen Gehaltserhöhungen, ohne dass sie je das Thema ansprechen musste. Das Einzige, womit er geizte, war Urlaub. Er selbst nahm keinen, und er fand, dass sie auch keinen brauchte.
    Claudia war es egal. Wenn sie Urlaub hätte, würde sie ihn nicht jeden Tag sehen. Könnte nicht mit ihm über neue Schifffahrtsrouten diskutieren, über interessante Projekte in aller Welt oder die Entwicklung des Ölpreises. Wer sonst würde mit ihr über alternative Energiequellen oder die Zukunft der Containerschifffahrt reden? Sicher keine ihrer Freundinnen aus dem Kochklub oder dem Literaturkreis. Aber vielleicht waren das ja auch ungewöhnliche Interessen für eine junge Frau von achtundzwanzig Jahren mit abgeschlossenem Englischstudium.
    Als sie sich auf das Stellenangebot bewarb, war es für sie nur eine unter vielen Jobmöglichkeiten gewesen, wenn auch eine hoch bezahlte. Doch für Samir zu arbeiten, stellte eine Herausforderung dar, und es hatte ihr in vieler Hinsicht die Augen geöffnet. Seine Begeisterung für die internationale Schifffahrt und das Imperium, das eines Tages ihm gehören würde, war ansteckend. Inzwischen lag ihr die Zukunft des Familienunternehmens ebenso am Herzen wie ihm.
    „Ihre Familie wird sich freuen“, sagte sie.
    Er zögerte kurz, ging dann zum Fenster ihres Büros und blickte hinaus auf die Bucht von San Francisco. Die Golden Gate Bridge, Angel Island und Alcatraz lagen vor ihm im strahlenden Licht der Morgensonne.
    „Ja, natürlich. Es ist ein Neubeginn. Das Ende des Konkurrenzkampfs und der Feindseligkeiten zwischen den Al-Hamris und den Bayadhis, aber …“
    Sie wartete, ob er fortfahren würde. Doch er sagte nichts. Irgendetwas stimmte nicht. Sie kannte ihn gut genug, um das zu spüren. Warum telefonierte er nicht mit seinen Freunden, machte Pläne, teilte der Presse die Neuigkeit mit? Stattdessen stand er gedankenverloren da.
    „Was ist mit den Verträgen?“ Sie hielt den Ordner hoch. „Es ist noch nichts unterschrieben.“ Vielleicht war das der Grund. Er wollte nicht feiern, bis die Sache wirklich besiegelt war.
    „Das geschieht alles in Tazzatine, am einundzwanzigsten dieses Monats.“ Er blickte hinüber zum Foto des direkt am Meer errichteten Wolkenkratzers, der den Stammsitz der Al-Hamri Reederei beherbergte, umgeben von weiteren Hochhäusern mit teuren Apartments, einem Sportkomplex und einer exklusiven Shopping-Meile.
    „Bis dahin gilt die mündliche Zusage.“ „Dann sollten Sie die auch feiern. Ich könnte Ihnen für heute Abend einen Tisch im La Grenouille bestellen.“ Er drehte sich zu ihr um und fuhr sich mit der Hand über das Kinn, aber er sagte noch immer nichts.
    „Warum nicht“, meinte er schließlich. „Und dann buchen Sie bitte zwei Tickets erster Klasse nach Tazzatine für den …“ Er ging quer durch den Raum und warf einen Blick auf den Wandkalender. „Sagen wir für den fünfzehnten. Lassen Sie den Rückflug offen.“
    Claudia notierte sich den Termin. „Zwei?“
    „Zwei. Für Sie und mich.“
    Sie war wie vom Blitz getroffen. „Ich soll mitkommen?“
    In den zwei Jahren, die sie für ihn arbeitete, hatten die geschäftlichen Termine, zu denen sie ihn begleitete, nie weiter als ein oder zwei
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