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Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg
Autoren: Hans J. Alpers
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Michael G. Coney
Das waren noch Zeiten
     
    Früh an jenem Dezembermorgen fuhr ich zur nördlichsten Spitze der Halbinsel, wo die Fähre, die das kurze Stück über die Meerenge überbrückt, ablegt. Trotz der Morgenstunde gab es schon eine lange Warteschlange, und ich mußte auf dem Highway vor der Einfahrt zur Fähre parken. Um mir die Zeit zu vertreiben, überflog ich die PocketNews, als eine Meldung plötzlich meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Die ausgemusterten Schiffe in Pacific Northwest waren verkauft worden. Ein Team von Abwrackern traf heute dort ein, um die Arbeit aufzunehmen, und in Kürze würde ein bemerkenswertes Wahrzeichen – für manche auch ein Dorn im Auge – verschwunden sein. Andere Meldungen folgten, sie huschten über den Bildschirm des PorTV, während ich dasaß, aber ich erinnere mich nicht an sie. Ich dachte an die Schiffe und an meine Jugend, und wie man Stückchen um Stückchen seines Lebens verliert, ohne es zu merken.
    Pünktlich legte die Fähre an, und die lange Reihe von Bodenfahrzeugen rührte sich wie eine erwachende Schlange und schob sich Zoll für Zoll in den schützenden Bauch einer Luftkissenfähre, groß genug, um auf den rauhen Wellen der Meerenge zu reiten. Als ich in der Cafeteria saß und die fernen Berge betrachtete, während die Fähre durch den Archipel der kleinen Inselchen pflügte, glitt in einer Höhe von etwa eintausend Fuß ein Antigrav-Fahrzeug lautlos vorüber und erinnerte mich daran, daß selbst dieses Schiff, auf dem ich gerade fuhr, demnächst ausgedient haben würde – geradeso wie die Shuttle-Schiffe in Pacific Northwest. Die Cafeteria war voll besetzt, und die Gäste sahen so grau und apathisch aus wie es Reisende zu dieser Stunde eben sind. Ich fragte mich, wie ich in ihren Augen wohl aussehen mochte.
    Ich nehme an, daß ich so aussah, wie man es von einem Mann erwarten kann, der soeben auf seinem PorTV einen Geist gesehen hatte …
    Das Wetter klarte langsam auf, als wir am Festland anlegten, und über den näherliegenden Bergen hoben sich die Wolken, aber die schroffen, tausend Meilen langen Hänge, die bis in alle Ewigkeit die Linie der Westküsten-Kette markieren, waren noch verhüllt. Meine Lieferung in Sentry Down würde erst in der zweiten Nachmittagshälfte eintreffen, und so blieb mir noch Zeit totzuschlagen; ich hatte die frühe Fähre genommen, um sicherzustellen, daß ich einen Platz be kam, und jetzt, wie schon ein paarmal zuvor, bedauerte ich das. In dieser Gegend gibt es nicht viel, was für einen Mann, der ein paar Stunden Zeit hat, interessant sein könnte.
    Während ich im halbdunklen Innern der Luftkissenfähre in der Schlange stand, überlegte ich, ob ich direkt nach Sentry Down fahren sollte, um dort den Rest des Vormittags im Aussichtssalon zu verbringen und den Starts und Landungen zuzusehen. Es hatte in jener Richtung so ausgesehen, als könnte man mit blauem Himmel rechnen; am Terminal würde Betrieb sein, und das wäre interessant – oder einsam, ganz nach meiner eigenen Stimmung. Dann fiel mir ein, daß in Sentry Down immer Betrieb war; die Antigrav-Shuttles konnten mit beliebiger Geschwindigkeit von den Raumschiffen im Orbit herunterkommen; sie hingen dann in dichtgedrängten Kolonnen in der Luft, änderten, wenn nötig, ihre Richtung und senkten sich Zoll um Zoll auch durch die dichteste Bewölkung herab.
    Nicht wie die ausgedienten Flüssigtreibstoff-Schiffe in Pacific Northwest, die jetzt zu einem Ende auf dem Schrottplatz verurteilt waren …
    Vor ein paar Jahren war die Entwicklung der ersten kommerziell einsetzbaren Antigrav-Orbit-Shuttle über die Welt des Raumtransports hereingebrochen wie eine Nova. Boeing-Toyota waren mit ihrem Stratolift die ersten auf diesem Gebiet gewesen; hier und da kann man solche Maschinen auch heute noch finden, ein Tribut an vernünftiges Design auf einem sich rapide entwickelnden Gebiet.
    Das Shuttle-Geschäft erlebte sogleich eine Revolution; diese neuen Maschinen waren so gut wie lautlos und beina he unbegrenzt steuerbar. Sie waren deshalb in nächster Nähe der großen Bevölkerungszentren einsetzbar.
    So war der brüllende Raumhafen alten Stils, meilenweit von der nächsten Stadt entfernt, bald unnötig und veraltet und wurde durch tausend kleine Häfen wie Sentry Down ersetzt, ruhig, gedämpft und sicher … und seelenlos. Pacific Northwest wurde geschlossen, wenn auch nicht gänzlich verlassen, denn viele der größeren Firmen, wie die Hetherington Organisation, hatten ihre
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