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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman
Autoren: Horst Ansorge
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flüsterte sie: »… und alle Freunde und Gefährten zu verlieren.« Man hörte ein unterdrücktes Schluchzen.
Von den Rängen klang es wie tiefes Stöhnen.
»Möchten Sie, daß wir abbrechen?« fragte der Generalverantwortliche.
Sie schüttelte matt den Kopf. Mit brüchiger Stimme schilderte sie den Ablauf bis zu dem Augenblick, in dem Katman sie beschwor, sich in das Überlebenssystem zu begeben.
»Major, was bewog Sie, dem Ratschlag des Kundschafters zu folgen?«
Einige Ärzte wurden unruhig. Aber Sibyll antwortete bereits: »Ich bin ausgebildet, in unerwarteten, völlig neuartigen… Situationen schnelle Entschlüsse zu fassen und… zu realisieren. Nachdem die Yogaleute die Demarkationslinie überschritten hatten, wurde ich mißtrauisch. Ich befürchtete einen Angriff. Den, so vermutete Katman, nur übersteht, wer in das System geht. Doch niemand an Bord war dazu bereit. Also… mußte ich hinein. Selbst wenn der Angriff ausgeblieben wäre, hätte meine… Handlung der Expedition keinen Schaden zugefügt, nur mir selber… Kritik eingebracht.«
»Als Sie sich mit dem System aus dem Mutterschiff katapultierten – könnte das nicht von den Yogaleuten mißverstanden worden sein?«
»Ich kam erst von der Serdjuk los, als diese… schon schwer beschädigt war.«
Der Generalverantwortliche erhob sich. »Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Rettung und uns alle zu Ihrem richtigen Entschluß.«
Im Saal wurde Zustimmung bekundet. Durch Erheben von den Plätzen und mit Hilfe der Beifalltaste.
Der Generalverantwortliche setzte sich. »Können Sie uns noch wichtige Beobachtungen mitteilen, die bisher nicht zur Sprache kamen?«
»Beobachtungen? Ich konnte diese Gegenstände mitbringen.« Hinter ihrer Glasabschirmung hob Sibyll Kelton zwei etwa handbreit große, goldglänzende Platten empor. Die Biolinsen der Aufnahmegeräte öffneten sich weit und brachten sie in Großformat auf die Monitore und Deckenschirme. Unregelmäßig gegliederte Zeichen wurden erkennbar.
»Der Raumerkunder sieben brachte… diese Zeugnisse der Yogazivilisation mit. Es sind Datenträger aus den Anlagen des… Energiesatelliten des zehnten Yogaplaneten.« Sie drehte die Platten hin und her. »Sie enthalten Formeln für die Energiegewinnung mit Hilfe von schwerem Wasser und Angaben über die… zu Ende gehenden Vorräte der Energiesubstanzen. Will die Yogagesellschaft überleben, muß sie neue… Quellen erschließen. Dazu braucht sie Planeten, die viel Wasser aufweisen.«
Langsam ließ sie die offenbar gewichtigen Platten sinken. »Es sind Originale aus dem Yogasystem, keine Aufzeichnungen oder Abbildungen. Reale Sachzeugnisse. Sie vermißten sie doch bisher, wenn ich alles richtig verstanden habe?«
Das folgende war trotz der atemlosen Stille im weiten Oval und der voll aufgezogenen Verstärker kaum noch zu vernehmen. »Sie sind Katmans… Vermächtnis. Ich nahm sie mit, als ich… in das System stieg.« Sie versuchte, sich in ihrer gläsernen Zelle aufzurichten. Ihre Arme mit den Platten sanken herab, mit dem Mund berührte sie fast den Tonaufnehmer. Ihre keuchende Stimme dröhnte plötzlich überlaut in den Knopfhörern. »Katman hat sich für uns geopfert. Die Yogaschiffe wären längst hier, hätte er es nicht verhindert. Ihm verdanken Sie Freiheit und Leben.«
Sie sackte zusammen.
»Im Interesse meiner Patientin«, rief der Chefarzt, »beenden Sie die Debatte!«
Der Generalverantwortliche entließ die Zeugin. Die weiße Wolke der Medleute geleitete die zusammengesunkene Gestalt im Rollstuhl von der Bühne.
Schweigend erhoben sich die Menschen von den Plätzen, bis die letzte, die einzige Überlebende der Serdjuk mit ihrer Begleitung im Tunnel verschwunden war.
Der Generalverantwortliche räusperte sich. Seine Stimme klang bewegt. »Fortsetzung morgen, neun Uhr dreißig Minuten, in diesem Saal. Beratungsthema: Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit der Erde.«

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