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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman
Autoren: Horst Ansorge
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Augenzeugen der Ereignisse im Yogasystem vorzustellen.«
Erregtes Raunen füllte das ovale Rund des Saalkessels.
Harper winkte. Aus dem Tunnel des Zubringers erschien in einem verglasten Rollstuhl, umgeben von weißbekittelten Medleuten, eine Frau. Weißhaarig, sehr blaß, eine Greisin.
Morenow und die Akteure erhoben sich, reckten den Hals, behinderten sich gegenseitig.
Als sie auf der Bühne angelangt war, erschien ihr Bild riesengroß an der Decke, verzerrt durch das Glas der offensichtlich luftdicht schließenden Kabine.
»Sibyll Kelton?« murmelte Morenow.
Sie war es in der Tat. Wenn auch um Jahrzehnte gealtert und in zerbrechlicher Magerkeit.
»Ich bitte jetzt, die Gutachter zu hören«, sagte Harper. Seine Stimme klang hart.
Der Generalverantwortliche nickte. Auch sein Gesicht verriet Neugier.
»Erschienen ist…«, es folgten Datum, Uhrzeit, Ort, »Sibyll Kelton, Major des Sicherheitsdienstes, seinerzeit Mitglied der Besatzung der Serdjuk.«
Erregt beugte sich Shayle zu seinem Nachbarn. »Ein starkes Stück. Typisch Sicherheitsdienst. Versteckt haben sie sie vor dem Volk.«
Gladyschew drehte sich um. »Ihr habt mich und meine ganze Besatzung verschwinden lassen für acht Monate.«
»Das ist nicht vergleichbar. Die ganze Erde wußte, daß ihr zurückgekommen wart. Die Quarantäne diente nur dem Schutz der Bürger.«
»Vor der Wahrheit, nicht wahr?«
»Ihr habt mit Harper unter einer Decke gesteckt.«
»Wer hat denn mit der Zurückhaltung von Informationen begonnen? Auf der Erde wurden noch Erfolgsberichte veröffentlicht, als sich die Katastrophe im Yogasystem bereits abzuzeichnen begann.«
»Das lag am Informationsweg. Aber ihr habt dem Obersten Rat etwas Wichtiges verschwiegen.«
»Der Rat tagt heute. Und heut ist sie hier, in aller Öffentlichkeit. Außerdem mußten wir annehmen, daß sie es nicht überlebt hatte. So bestätigten es uns auch die Professoren des Rehabilitationszentrums. Um so mehr freuen wir uns, daß sie es geschafft hat.«
Wütend drehte Shayle seinen Sessel der Bühne zu. Man sah es ihm an, daß er im stillen fluchte.
»Als Chefarzt des Rehabilitationszentrums erkläre ich die Patientin für aussagefähig, wenn sie ihr Lebenserhaltungssystem nicht verläßt und unter ärztlicher Aufsicht belassen wird.«
Der Psychoneurologe bestätigte die volle geistige Kapazität der erschienenen Sibyll Kelton.
»Als Dekan der juristischen Fakultät und Professor für Persönlichkeitsrecht erkläre ich die juristische Gültigkeit aller Aussagen, die die Mandantin gewillt und in der Lage ist, vor dem Obersten Rat zu tätigen.«
Der Generalverantwortliche begrüßte Sibyll Kelton. Er wirkte unsicher, fragte, ob sie in der Lage sei, an der Beratung teilzunehmen.
Sie bejahte.
Zögernd begann er zu fragen. »Sind sie über den Verlauf unserer Debatte informiert?«
»Jawohl.« Die Stimme klang erschreckend zittrig.
»Sie erlebten die Begegnung mit den Yogaleuten selbst mit. Sagen Sie, was bewog den Kommandanten, eine normale Kontaktaufnahme für möglich zu halten?«
»Wir alle hielten in jenen… Minuten einen normalen Kontakt für möglich, da die… Yogaleute auf unser pausenlos gesendetes Kontaktangebot positiv… antworteten. Sie baten uns, ihre Abgesandten zu empfangen.« Keuchende Atemzüge unterbrachen ihre Rede.
»Haben Sie das persönlich gehört?«
»Es lief über die Bordlautsprecher. Alle haben… es gehört.«
»In welcher Sprache wurde verhandelt?«
»Die Yogaleute sendeten in englisch.«
Im Saal entstand Bewegung.
»Was geschah weiter? Bitte sprechen Sie nur darüber, was Sie persönlich sahen und hörten.«
»Anfangs verlief die Annäherung programmgemäß. Bis sie den … vereinbarten Sicherheitsabstand überschritten.«
»Gaben die Fremden dafür eine Begründung?«
»Sie antworteten nicht auf unsere Anfragen und Mahnungen. Sie sendeten überhaupt nicht mehr. Sie hatten wohl nie… die Absicht gehabt, die Demarkationslinie einzuhalten.«
Ein Raunen durchlief den Saal.
»Was veranlaßt Sie zu dieser Vermutung?«
Die Frau in der Glaskanzel atmete stoßweise.
Einer vom Medpersonal prüfte die Körperdaten, sprach leise mit der Patientin. Sie nickte, dann antwortete sie: »Bitte entschuldigen Sie. Die Erinnerung an jene… Minuten ist quälend. Wir waren in Glücksstimmung, erwarteten einen raumhistorischen Höhepunkt, die Begegnung zweier hochstehender Zivilisationen… Und dann der Absturz in das blanke Entsetzen, einem übermächtigen Feinde wehrlos ausgeliefert zu sein.«
Nach kurzer Pause
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