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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman
Autoren: Horst Ansorge
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herum. »Kennen Sie sie denn? Sie gelangten doch gar nicht in ihre Nähe.«
»Sie kamen uns näher, als uns lieb war. Nochmals möchte ich das nicht erleben.«
»Man muß mit ihnen nur vernünftig kontaktieren.« Shayle hatte sich wieder in der Gewalt.
»Das wollte Commander Dutch auch, aber wir alle wissen…«
»Sie meinen, Katmans Eigenmächtigkeit hat es vereitelt?«
»Sagen Sie, haben Sie meinen Bericht eigentlich gelesen, und die Protokolle angehört?« Gladyschew schaute ihn finster an.
»Gelesen schon, auch vieles abgehört, aber nicht immer verstanden. Deshalb ja die offenen Fragen, nicht nur bei mir.«
Gladyschew schüttelte schweigend den Kopf. Nur gut, daß dieser Mann nicht zu denen gehörte, die die Entscheidungen zu treffen hatten. Was käme sonst auf Mutter Erde zu.
    Als Harper aus seiner Kab stieg, sah er eine andere abheben und davonschwirren. Er glaubte, Per Grubkow erkannt zu haben. Also empfing Gott Vater seine Erzengel einzeln. Dachte ich mir fast, daß ich nicht der einzige bin, den er zur individuellen Konsultation bestellt hat.
    Langsam schritt er die breite Treppe mit den flachen Stufen hinan. Der sich bis zum Präsidialgebäude langstreckende Aufgang ließ das Bauwerk bescheidener erscheinen, als es war. Viereckige Säulen aus poliertem Marmor, Decke und Boden – geschliffener Granit. Viel Glas und wenig Plaste, das ganze von schlichter Monumentalität.
    Im Gebäudeinnern verspürte er, wie jedesmal, wenn er zum General gerufen wurde, trotz aller baulichen Gediegenheit und der außergewöhnlichen Weiträumigkeit der Halle und der Gänge eine anrührende Vertrautheit. Eine achtenswerte Leistung hatten Architekten und Computer vollbracht, um das Oberhaupt der irdischen Verwaltung zu behausen.
    Der Sicherheitsroboter begleitete ihn bis zur Tür. Sie öffnete sich mit methodischem Klingen. Beethoven? Oder einer der Modernen?
    »Ich danke dir für dein Erscheinen.« Der Generalverantwortliche wies auf den Sessel neben sich, neigte zugleich sein Haupt dem Monitor zu. »Ich habe mir die Computeranalysen angesehen. Sowohl die auf Grubkows Material aufbauenden als auch die nach den Daten deiner Behörde.«
    Er schaltete den Bildschirm ab.
»Acht Monate sind eine lange Zeit, Mikros gab’s auch genug, und dennoch offenbaren die Schlußfolgerungen zwei sehr unterschiedliche Tendenzen.«
    Also hat Grubkow seine Ansichten nicht geändert. Harper überlegte. Was sollte er antworten? Eigentlich hatte G. V. gar keine Frage gestellt. Also schwieg er, sollte der General erst mal die Rakete aus dem Startschacht lassen.
    »Dem Obersten Rat wird nachher vorgeschlagen, dich als
    Vollmitglied aufzunehmen.«
»Danke.« Das schien zwar auf den ersten Blick eine formale
Geste zu sein – aber sie besaß schon ihre Bedeutung. Zumindest konnte er seine Auffassungen als Per Grubkow gleichgestellter Verantwortungsträger vertreten. Oder sollte damit ein
Signal gegeben werden? Ihn durchlief ein erregendes Prickeln.
Und da hatte er gemeint, daß er über diese Empfindsamkeit
hinaus sei. G, V. schien zu seiner Interpretation der Yogaereignisse zu tendieren.
»Ich habe mit den wichtigsten Leuten, so wie jetzt mit dir,
nochmals gesprochen. Mit der Entscheidung von morgen legen
wir ja für die nächste Zukunft der Erde die Flugbahn fest. Zumindest sehe ich das so.«
Harper neigte zustimmend den Kopf. Also hat er sich noch
nicht endgültig festgelegt.
»War Katman einer von deinen Leuten?«
»Nein, nur Starkundschafter der Weltraumbehörde.« »Da hat er aber eine Menge riskiert, als er seinem Vorgesetzten so ausdauernd widersprach.« Der Generalverantwortliche
lächelte. »Aber weil du es verlangt hattest, erhielt er seinen
Platz in der Expedition. Weshalb dein Engagement?« »Weil er der Fachmann war. Und – wie du schon erwähntest
– er besaß Mut. Nicht nur den Mut eines Haudegens, der Befehle risikofreudig ausführt.«
Der Generalverantwortliche nickte. Harper sprach weiter. »Er
zog aus den Fakten selbständige Schlüsse, die manchmal sehr
unkonventionell waren.«
»Er konnte starrsinnig sein?«
»So hieß es. Dabei verlangte er nur, daß seine von Tatsachen
abgeleiteten Schlußfolgerungen durch neue, andere Fakten
widerlegt wurden, und lehnte es ab, Argumenten zu folgen, die
nur aus Behauptungen bestanden, aber nicht auf exakten Analysen der Realität beruhten.«
»Und du meinst, daß die Ereignisse ihm recht gegeben haben?«
»Zumindest seine Grundpositionen in bezug auf die Yogaproblematik wurden bestätigt.
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