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Nachts lockt das Verlangen

Nachts lockt das Verlangen

Titel: Nachts lockt das Verlangen
Autoren: Barbara Dunlop
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1. KAPITEL
    Als Amelia endlich schlief, ging Devin Hartley durch das Wohnzimmer ihres am Ufer des Puget Sounds liegenden Cottages, sammelte Plastikspielzeuge, Decken und verschiedene Bücher und Zeitschriften auf, die überall verstreut herumlagen.
    Seit Amelia letzten Monat zu krabbeln begonnen hatte, zog sie sich auch an den Möbeln hoch und hatte sogar den ein oder anderen wackligen Schritt getan, während sie sich an ein Möbelstück klammerte. Und so hatte Devin den unteren Meter des Cottages babysicher gemacht. Trotzdem sah es meistens schon gegen Mittag wie in einer Kriegszone aus.
    „Alles ruhig?“ Die Stimme ihrer Nachbarin Lexi war sanft, als sie vorsichtig die Fliegengittertür der Veranda öffnete.
    Devin lächelte und winkte Lexi herein. Die Frau war Anfang vierzig und hatte drei erwachsene Kinder, die alle in anderen Staaten lebten, entweder aufs College gingen oder arbeiteten.
    Lexi hatte ihren Mann vor sechs Jahren bei einem Bootsunfall verloren. Und es waren ihr Verständnis und ihr Mitgefühl gewesen, die Devin über die schrecklichen ersten Wochen nach dem Flugzeugabsturz von Monica und Konrad hinweggeholfen hatten.
    „Hast du letzte Nacht wenigstens ein bisschen Schlaf bekommen?“, fragte Lexi und schloss die Fliegengittertür hinter sich.
    „Sechs Stunden am Stück“, protzte Devin mit einem zufriedenen Lächeln. Schlaf war dieser Tage eine Seltenheit.
    Lexi bückte sich, um ein paar Spielzeuge aufzuheben, und verstaute sie in der bunten Holzkiste in einer Ecke des Zimmers.
    Die Einrichtung war wirklich nicht spektakulär – zwei burgunderfarbene Sessel, ein gestreiftes Sofa und verschiedene nicht zusammenpassende Tischchen und Lampen. Der kleine gemauerte Kamin war seit Jahren nicht benutzt worden, wohingegen der rosenfarbene Teppich deutliche Abnutzungsspuren zeigte.
    Aber es war sauber und gemütlich, und Devin liebte ihr kleines Cottage. Für Amelia war es der perfekte Ort zum Spielen, und wenn etwas Dreck und Sand vom Ufer hereingetragen wurden, kümmerte es niemanden.
    „Hast du Zeit für einen Tee?“, fragte Lexi.
    „Absolut.“ Devin hoffte, dass Amelia wenigstens eine Stunde lang schlafen würde.
    „Irgendwas Neues zur Vormundschaft?“
    „Nur, dass ich mich vor der Anhörung fürchte.“ Devin seufzte und warf die letzten Klötzchen in die Kiste. „Ich verstehe nicht, warum wir die Dinge nicht einfach so lassen können, wie sie sind.“
    In weniger als zwei Monaten würde die Anhörung über die endgültige Vormundschaft für Amelia stattfinden, aber plötzlich hatte Lucas Demarco beschlossen, dass er auch die vorläufige Vormundschaft wollte. Schon kommende Woche war der Gerichtstermin.
    „Du weißt, warum er das tut.“ Lexi zog eine Augenbraue hoch. „Um nah an Amelia dranzukommen.“
    Devin nickte. „Das ist noch mein großer Vorteil ihm gegenüber.“
    „Soll er’s doch versuchen.“ Lexi ging hinüber in die Küche. „Er ist nicht gerade zum Vater sein geschaffen.“
    Sie hatten beide die Zeitungsartikel über ihn als kaltblütigen Geschäftsmann, attraktiven Jet-Setter und Junggesellen gelesen. Für jeden mit auch nur einem Funken Verstand war es offensichtlich, dass Lucas sich nur für Amelia interessierte, weil sie Firmenanteile von Pacific Robotics geerbt hatte. Wenn er die Vormundschaft bekam, kontrollierte er die Firmengeschicke.
    Eigentlich vertraute Devin darauf, dass jeder Richter das durchschauen würde. Nur manchmal, mitten in der Nacht, wenn ihr Selbstvertrauen sank und das Leben sie einfach zu überwältigen schien, fürchtete sie, Lucas könne den Fall gewinnen und ihr Amelia wegnehmen.
    Es klopfte an der Haustür.
    Lexi spähte aus der Küche ins Zimmer, die Augenbrauen hochgezogen. Niemand klopfte hier an eine Tür. Jeder aus der Nachbarschaft kam über die Veranda. Wer förmlich sein wollte, rief hallo.
    Leicht befangen, da sie ein ausgewaschenes T-Shirt und abgetragene Jeans anhatte und dazu noch barfuß war, ging Devin zur Tür. Sie warf einen Blick durch das schmale rechtwinklige Fenster. Der Mann an der Vordertür kam ihr vage vertraut vor. Sie zog die Tür halb auf, während sie versuchte, sich zu erinnern.
    Er war ungefähr einen Meter fünfundsiebzig groß, hatte mittellanges rotblondes Haar. Er trug einen dunklen Anzug und ein gestreiftes blassblaues Hemd, eine dunkelblaue Krawatte. Er wirkte wie Mitte dreißig, obwohl sein rundes Gesicht ihm den Ausdruck des ewigen Jungen verlieh.
    „Kann ich Ihnen helfen?“ Sie sprach leise, um
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