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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman
Autoren: Horst Ansorge
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Allerdings auf eine höchst tragische Weise. Tragisch für ihn und für uns alle.« Und nach kurzer Pause: »Wäre ich damals seiner Darstellung voll gefolgt,
vielleicht wäre alles günstiger verlaufen.«
»Vielleicht.« Der Generalverantwortliche erhob sich. Auch Harper stand auf.
»Jedenfalls wird es nützlich sein, wenn du auf unserer Beratung deine Auffassungen anschaulich erläuterst.«
Der Generalverantwortliche reichte ihm die Hand, die Türmelodie ertönte.
Auf dem Wege zum Saal der Nationen überlegte er, war das
nun schon die Entscheidung gewesen oder nicht?
    »… bitte ich die Mitglieder des Obersten Rates über den Antrag fünfhunderteinunddreißig abzustimmen: Berufung des Vorsitzenden der Weltsicherheitsbehörde zum Vollmitglied des Rates.«
    Der Generalverantwortliche des Obersten Rates hatte nach der Pause, pünktlich auf die Sekunde, die Nachmittagsberatung im überfüllten Saal eröffnet.
    Der etwa achtzigjährige, in der Blüte seines Lebens stehende Mann führte jetzt den Vorsitz. Er sah aus wie jedermann, fiel aber sofort als dominierende Persönlichkeit ins Auge, weil sein Sitz am kreisrunden Tisch, in dessen Mitte ein mehrstrahliger Springbrunnen plätscherte, etwas erhöht war. Sympathische Gesichtszüge, unverbindlich-freundlicher Blick, volles brünettes Haar, konventionell in Wellen gelegt. Glattrasiert.
    Noch etwas fiel auf. Er wirkte betont gepflegt, das unterstrich auch der neue Maßanzug im modernen Smokingschnitt.
Salbeg stieß Gladyschew an. »Erzählt wird, daß er seine Anzüge höchstens eine Woche trägt. Zweiundfünfzig Oberbekleidungseinheiten soll er jährlich beanspruchen.«
»Wenn es ihm Spaß macht.«
»Na hör mal. Schon die fünfundzwanzig für Normalverbraucher sind viel zuviel.«
Ärgerlich winkte Gladyschew ab. Er wollte zuhören. Der Generalverantwortliche begründete seinen Vorschlag. »… umsichtige Tätigkeit der von Ray Harper seit zehn Jahren geleiteten Behörde. Mitwirkung an der Vorbereitung und Betreuung der großen Yogaexpedition… schuf Voraussetzungen für die Rückkehr der Poolman.«
Aufmerksam verfolgte Ray Harper die laudatio. Obwohl – oder weil sie viel Schmeichelhaftes enthielt, gefiel sie ihm.
Ohne Diskussion bestätigte der Rat den Antrag. Mit einer Blindstimme.
Unwillkürlich blickte Harper zu Grubkow hinüber. Ihm traute er die Stimmenthaltung am ehesten zu. Dann musterte er kurz die anderen in der Runde. Da war mancher darunter, der ebenfalls in Frage kam. Was soll’s? Das Ergebnis war einhellig.
Per Grubkow sprach. Er gab den Yogabericht.
Harper zwang sich zum Zuhören.
»Wie wir aus den Informationsbulletins nach der Rückkehr der Poolman erfahren haben, ist es im Yogasystem zu tragischen Ereignissen gekommen. Bei Begegnungen unserer hochmodernen Raumschiffe mit der Yogazivilisation gingen zwei Schiffe verloren, nur die Poolman kehrte zurück. Wir ehrten die Verstorbenen mit einer dreitägigen Erdentrauer. Ihre Namen sind eingebrannt in die Vanadiumtafeln der Heldenallee. Sie sollen unvergessen bleiben. Seither arbeiten wir daran, um die Ursachen, die zu diesen Verlusten führten, zu ergründen. Die heutige Beratung wird versuchen, die gewonnenen Erkenntnisse mitzuteilen, und wird schlußfolgernde Entscheidungen vorschlagen. Der überfüllte Saal beweist, welche Anteilnahme die irdische Bürgerschaft an dieser Problematik nimmt.« Sein ausgestreckter Arm beschrieb einen Kreis.
»Als im Jahre zweitausendvierhundertvierzig die Verbindung zur Sibir abriß und die Raumfahrtbehörde auf Beschluß des Obersten Rates die Suchexpedition vorbereitete, deutete nichts auf außergewöhnliche Ereignisse hin.
Aber weil der Raumfahrtbehörde die Aussagen eines verdienten Raumerkunders vorlagen, der bereits im Yogasystem in Problemsituationen tätig gewesen war, wurde, in Übereinstimmung mit der Sicherheitsbehörde, deren verdienten Vorsitzenden wir eben als Vollmitglied aufgenommen haben, der Kundschafter in die Suchexpedition berufen.
Diese in weiser Voraussicht getroffene Entscheidung – die damals nicht jedermanns Zustimmung fand – bewährte sich.«
Im Abteil der Raumexperten entstand Unruhe. Gladyschew wandte sich um, blickte Shayle an. »Gehörten Sie nicht auch zu denen, die Katman zum Teufel wünschten?«
»Hören Sie lieber zu. Sie haben noch genug Gelegenheit, sich zu äußern!« mahnte Shayle.
Über die Monitore liefen Archivbilder von Katman in Zivil, im Dienst, zuletzt beim Einstieg in die Serdjuk.
Dieser alte Fuchs, dachte Harper. Was
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