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Die Olchis fliegen zum Mond (German Edition)

Die Olchis fliegen zum Mond (German Edition)

Titel: Die Olchis fliegen zum Mond (German Edition)
Autoren: Erhard Dietl
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Harry, Peggi und die gute Idee

    In Gammelsberg war in letzter Zeit nicht viel passiert. Kein einziger Verkehrsunfall, kein Einbruch, kein Handtaschenraub, nicht mal eine Schlägerei. Nicht das klitzekleinste Verbrechen.
    Es waren nur langweilige Sachen passiert. Der Taubenzuchtverein feierte sein 50-jähriges Jubiläum, im Seniorenheim wurde jemand 100 Jahre alt und der Bürgermeister wollte den neuen Radweg nach seinem Dackel benennen.
    Für Harry Hahn waren diese öden Zeiten ziemlich ärgerlich. Er war Reporter beim Gammelsberger Tagblatt und lebte von aufregenden Neuigkeiten.
    Harry saß jetzt auf dem Balkon seiner kleinen Wohnung und verdrückte eine große Portion Fleischsalat. Als er damit fertig war, schob er sich noch zwei Schokoriegel in den Mund, diesmal Nuss-Nugat. Heute Nachmittag musste er unbedingt einen Artikel bei der Zeitung abliefern und war wie immer ziemlich spät dran. Das machte Harry nervös.
    Er nahm einen dritten Nuss-Nugat-Riegel aus der Packung und klappte seinen Laptop auf. Es war Zeit für seinen Bericht über die Olchi-Familie.
    Er hatte in den letzten Wochen eine Menge von ihr gehört. Professor Brausewein, ein bekannter Gammelsberger Forscher und Erfinder, hatte sogar im Fernsehen über sie berichtet. Daraufhin war Harry sofort mit seinem Cabrio auf die Schmuddelfinger Müllkippe gedüst und hatte die Olchis besucht.
    Harry kaute seine Schokolade und dachte scharf nach. Als Erstes brauchte er eine gute Überschrift für seinen Bericht.
    Die Grünlinge von der Müllkippe, schrieb er.
    Aber das löschte er gleich wieder, denn es schien ihm nicht spannend genug.
    Die Monsterfamilie von Schmuddelfing, das war schon eine bessere Schlagzeile.
    Harry tippte weiter:
    Eine Großfamilie mit drei Kindern haust in einer Höhle auf der Müllkippe von Schmuddelfing. Sie nennen sich DIE OLCHIS und ihre grüne Haut fühlt sich an wie Tintenfisch. Unser Reporter Harry Hahn hat sie getroffen.
    Sind es Monster aus dem All? Kommen sie aus der Tiefe des Meeres? An so etwas könnte man durchaus denken.

    Sie haben drei Hörhörner auf dem Kopf anstelle von Ohren, und ihre harten Haare stehen ihnen seitlich vom Kopf ab wie Draht. Das Unglaublichste ist jedoch: Diese merkwürdigen OLCHIS ernähren sich von Abfall. Sie vertilgen Dinge, die andere wegwerfen: Schuhsohlen, Plastikflaschen, Regenschirme, Dosen … nichts ist vor ihren scharfen Zähnen sicher.
    Doch wie halten es diese Wesen auf der stinkenden Müllhalde aus?
    Ganz problemlos, denn die OLCHIS lieben jede Art von Gestank. Angenehme Gerüche sind für sie ein Graus, Parfümduft ist das Allerschlimmste. Waschen, Sauberkeit, Ordnung – in dieser Familie Fehlanzeige! Die Grünlinge verströmen einen Mundgeruch, der sogar die Fliegen tot zu Boden stürzen lässt.
    Sind die grünen Kerle in irgendeiner Weise für uns gefährlich?
    Noch ist uns nichts zu Ohren gekommen, was ihre Gefährlichkeit bestätigte. Im Gegenteil, wir können unsere Leser beruhigen: Die OLCHIS machen alle zusammen einen durchaus friedlichen Eindruck. Sie scheinen zum Beispiel sehr musikalisch zu sein, singen sie doch oft und gerne (wenn ihr Gesang auch eher nach einer Kreissäge klingt).
    Und das Beste ist: Die OLCHIS sind sogar nützlich! Da sie Unmengen von Müll verzehren, kann man sie als wichtige Helfer bei der Müllentsorgung betrachten. Sie sind ein wertvoller Beitrag zur Lösung unserer Müllprobleme.
    So, das wär’s, dachte Harry zufrieden.
    Er schickte seinen Artikel per E-Mail an die Zeitungsredaktion; im Anhang ein paar Fotos von den Olchi-Kindern, die auf der Müllkippe spielten, und von Olchi-Papa in der Badewanne.
    Das beste Bild zeigte jedoch Olchi-Oma, die eine große Fischgräte im Mund hatte und grinsend neben einem riesigen Schrotthaufen stand.
    Jetzt konnte für Harry der angenehme Teil des Tages beginnen. Er holte sich drei Tüten Chips, ging ins Wohnzimmer und legte sich aufs Sofa vor den Fernseher.
    Am nächsten Morgen saß Peggi Muckelheim wie immer beim Frühstück und trank eine Tasse grünen Tee. Sie fühlte sich frisch und ausgeruht, denn sie hatte schon einen ausgedehnten Morgenspaziergang mit ihrem Hund hinter sich. Adrian, der kleine Terrier, saß auf dem Stuhl neben ihr und leistete ihr beim Frühstück aufmerksam Gesellschaft. Erst gestern war Adrian im Hundesalon bei seiner wöchentlichen Haarpflege gewesen und duftete nun angenehm nach Flieder.

    Peggi Muckelheim war eine weltbekannte Kunsthändlerin. Sie hatte kurze, knallrot gefärbte Haare
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