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Raumkundschafter Katman

Raumkundschafter Katman

Titel: Raumkundschafter Katman
Autoren: Horst Ansorge
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erstarrt. Damit hatte er nicht gerechnet. Auch nicht damit, daß Harper als neues Ratsmitglied das Ganze schweigend hinnehmen würde. Vorwurfsvoll schaute er zu seinem Vorgesetzten hinüber. Der saß immer noch in gleichmütiger Ruhe auf der Bühne.
Aber dieser Gleichmut war nur Schein. In Wahrheit fieberte Harper vor Erregung. Er hatte von Grubkow und einigen anderen Gegenwehr erwartet. Aber nicht solch eine Demagogie. Was mochte diesen verdienten, klugen, in Ehren alt gewordenen Mann dazu bewogen haben? Wollte er festhalten am Gewohnten – um jeden Preis? Oder ging es ihm um sein Prestige? Er wußte die Antwort nicht. Nur, daß er es auf keinen Fall zulassen konnte. Zuviel Demagogie gab es im geistigen Leben der Erde. Und am gefährlichsten war sie, wenn politische und wissenschaftliche Autoritäten sie gebrauchten. Wie hier und heute. Sie drückten die, die es besser wußten, mit ihrer Macht ins Abseits, nicht mit ihrer Beweisführung. Die reichte höchstens aus, um die weniger Sachkundigen zu beeindrucken.
Wütend tippte er die Meldetaste.
Der Generalverantwortliche blickte ihn erwartungsvoll an. Zehn Minuten blieben noch bis zum geplanten Tagesabschluß. Ohne zu zögern, erteilte er Harper das Wort.
»Heut äußerten sich zwölf Experten und die Kameraden der Poolman, und wir sahen und hörten eindrucksvolle Sachdokumentationen. Per Grubkow, mein Gefährte im Obersten Rat, bedauerte dennoch, daß kein Augenzeuge aufgetreten sei und daß keine originalen Sachzeugnisse aus dem Yogasystem vorliegen. Auch registrierte er die Unterschiede in den Aussagen der heutigen Redner.
Ich möchte auf folgendes aufmerksam machen: Die Differenzen in den heute vorgetragenen Texten und Auffassungen beruhen in erster Linie darauf, daß die Interpretationen der Experten der Raumfahrtbehörde im Widerspruch stehen zu den realen Daten und den Berichten der Sachzeugen – pardon, Kollege Grubkow –, den Ohrenzeugen von der Poolman. Darin sehe ich die Problematik der heutigen Beratung. Und das Rätselhafte, von dem Kollege Grubkow sprach, sehe ich weniger in bezug auf die Yogaereignisse als vielmehr in der Differenz zwischen dem Gehalt der Aussagen der Poolmänner und der Speicherdaten auf der einen und der Tendenz der Expertengutachten und interpretationen auf der anderen Seite.«
Seine Worte lösten Befremden aus, im Rat und auf den Rängen. Shayle tippte sich ungeniert an die Stirn, andere murrten oder schimpften.
Morenow beugte sich gespannt nach vorn, endlich fing sein Chef an, die Dinge vom Kopf auf die Füße zu stellen.
Gladyschew nickte Harper erleichtert zu, obwohl er gegenüber dem Sicherheitschef immer ein leises Mißtrauen gehegt hatte.
Die Leute von der Poolman hörten aufmerksam zu.
»Obwohl ich kein Experte für Raumfragen bin, zwingt mich der Verlauf der heutigen Beratung, zur Yogaproblematik zu sprechen. Immerhin war meine Behörde ja mitbeteiligt. Per Grubkow war so freundlich, auf unsere fruchtbare Zusammenarbeit mit der Weltraumbehörde hinzuweisen. Auch ich möchte, ähnlich wie Per Grubkow, meine Rede mit der Berufung auf Katman beginnen.«
Im Saal nahm die Aufmerksamkeit wieder zu.
Harper ließ die entscheidenden Stellen seiner Unterredung mit Katman einspielen: Wie Sierpen auf Yoga Neun durch fremde Raumfahrer zerstrahlt wurde, die Beschreibungen der Yogawesen, ihrer Technik und ihres aggressiven Verhaltens sowie Katmans Schlußfolgerung, daß die irdischen Schiffe der Technik der Yogaleute nicht gewachsen waren.
»Es ist mein Versagen, daß ich ihm damals nicht glaubte. Aus welchen Gründen auch immer und obwohl er mich beeindruckt hatte. Und dieser Kundschafter ging auf die Serdjuk. Obgleich er wußte, was passieren konnte, und was dann auch tatsächlich geschah: Der Angriff der Yogaleute, der zur Vernichtung der Serdjuk führte. Und wohl kaum eines Mißverständnisses wegen. Vielmehr mit bewußter Absicht.
Aber interpretiert haben heute andere schon viel zuviel. Ich möchte Ihnen deshalb einen Zeugen präsentieren, auf den ich und meine Behörde ursprünglich verzichten wollten.«
Jetzt steigerte sich die Aufmerksamkeit.
»Sie werden selbst sehen, weshalb.« Harpers Stimme wurde eine Nuance leiser.
Im ganzen Rund herrschte angespannte Stille.
»Es gibt einen Überlebenden der Serdjuk.« Er drehte sich zu Grubkow: »Nur ein Weiser kann sich zum Narren machen, ohne sich preiszugeben.«
Dann wandte er sich dem Generalverantwortlichen zu. »Ich gestatte mir, dem Rat und der anwesenden Bürgerschaft einen
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