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Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal

Titel: Crusie, Jennifer - Der Cinderella-Deal
Autoren: Jennifer Crusie
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    Liebe Leserin,
     
    ich habe den Roman Der Cinderella-Deal bereits vor langer, langer Zeit geschrieben. Dennoch ist das Buch immer noch eins meiner liebsten. Weil es so schwer zu Papier zu bringen war und weil ich dabei so viel gelernt habe. Davor hatte ich schon sechs Beziehungskomödien verfasst, und alle Kommentare dazu lauteten in etwa gleich: Meine Geschichten seien ein bisschen ... kalt. Eher Komödien als Liebesgeschichten, ohne Herz und Seele. Das Urteil war nicht ungerechtfertigt. Denn wenn ich eins in meinen Seminaren für kreatives Schreiben gelernt hatte, dann war es, Rührseliges zu vermeiden, nie sentimental zu werden, auf Ironie zu setzen und möglichst distanziert zu bleiben. Sonst würden die Kritiker mein Werk verreißen. Aber ich glaube, insgeheim wusste ich die ganze Zeit, dass ich nur feige war. Dass ich, hätte ich den Mut dazu, als Erstes die Herzen meiner Leserinnen ansprechen müsste. Also beschloss ich, mit meinem ersten Buch bei Bantam etwas Neues, anderes auszuprobieren. Herzen sollten berührt, Tränen sollten geweint werden. Großer Gott, ich würde Gefühle zeigen!
    Dann habe ich mich hingesetzt, um dieses Buch zu schreiben - und ich will Ihnen sagen: Komödien zu schreiben ist zwar schwer, aber ehrliche Gefühle darzustellen ist zehnmal schwerer. Wann immer ich mich einem Höhepunkt näherte, musste ich gegen meinen Reflex ankämpfen, in einen ironischen Tonfall abzugleiten. Oder noch schlimmer, einen Witz zu reißen. Nach einer Weile fiel es mir leichter, und ich kann ohne Übertreibung behaupten, dass ein paar Szenen außerordentlich auf die Tränendrüse drücken (na ja, ich habe jedenfalls geweint). Aber meine wichtigste Erkenntnis ist, dass das Tragische im Grunde nicht anders als das Lustige ist. Man kann es nicht einfach zur Handlung hinzufügen. Beides, Freude wie Schmerz, muss in der Geschichte selbst zu finden sein, und dann muss man es so wahrhaftig wie möglich darstellen. Sogar wenn die Kritiker einen dann als sentimental oder melodramatisch abstempeln. Gute Geschichten sprechen sowohl das Herz als auch den Verstand an - wobei das Herz immer an erster Stelle stehen sollte.
    Ich hoffe, dass Ihnen die Geschichte von Der Cinderella-Deal im Herzen gefällt.
     
    Mit den besten Wünschen
     
    Jenny Crusie
     

 
1. KAPITEL
     
    D raußen wütete der Sturm. Hinter Lincoln Blaise flackerte das Flurlicht, sodass er einen breiten Schatten auf die Postkästen vor ihm warf. Aber das war egal. Er wusste sowieso auswendig, was auf dem Schild an der Box unter seiner stand:

    Daisy Flattery
Apartment 1 B
Geschichtenerzählerin, Märchenmalerin
Unwirklich, aber nicht unwahr

    Mit finsterem Blick betrachtete er das Schild. Er war davon überzeugt, dass es in diesem herrschaftlichen Haus, das er mit drei anderen Mietparteien teilte, nichts zu suchen hatte. Deswegen hatte er das Apartment überhaupt angemietet: Es strahlte eine gewisse Würde aus. Linc mochte Ehrwürdigkeit ebenso sehr wie Kontrolle und Ruhe. Er hatte lange gebraucht, bis er diese drei Dinge in seinem Leben und seiner Wohnung gefunden hatte. Und dann hatte er seine Nachbarin kennengelernt.
    Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich, als ihm einfiel, unter welchen Umständen er die leibhaftige Daisy Flattery das erste Mal zu Gesicht bekommen hatte. Wie sie ihn praktisch angefaucht hatte, als er eine Katze von seinem Porsche verscheucht hatte. Die Haare hatten ihr buchstäblich zu Berge gestanden. Und auch spätere Begegnungen hatten den ersten Eindruck nicht verbessert, und die Erinnerung daran verdarb ihm die Laune noch mehr. Sie trug lange Kleider in kreischenden Farben. Und weil sie groß war, waren die Kleider sehr lang. Immer sah sie ihn finster an, die dichten Augenbrauen unter dem albernen blauen Samthut zusammengezogen, den sie sich sogar im Sommer bis über beide Ohren hinabzerrte. Sie sah aus wie jemand aus Unsere kleine Farm - allerdings auf Speed. Für gewöhnlich bemühte er sich daher, sie zu ignorieren.
    Er starrte auf das Briefkastenschild, das in diesem apokalyptischen Unwetter passenderweise hell aufleuchtete. Möglicherweise würde er sie jetzt kennenlernen müssen. Und er war verflucht noch mal selbst daran schuld.
    Bei dem Gedanken bekam er Kopfschmerzen. Also stopfte er die Post in die Jackentasche und stieg die Treppe hoch, zu seiner Wohnung und seinen Kopfschmerztabletten.
     
    Ein Stockwerk tiefer runzelte auch Daisy Flattery die Stirn. Sie neigte den Kopf zur Seite und versuchte, das
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