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Verfuehrung in Florenz

Verfuehrung in Florenz

Titel: Verfuehrung in Florenz
Autoren: India Grey
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1. KAPITEL
    „Das schaffe ich nie“, hauchte Eve kaum hörbar.
    Angst schnürte ihr wie eine eisige Hand die Kehle zu, kalte Schauer liefen ihr über den Rücken. Vielleicht hätte sie die Flucht ergriffen, doch vor Panik konnte sie sich nicht bewegen. Allerdings wäre sie in den beinahe kniehohen Stiefeln mit Stiletto-Absätzen ohnedies nicht weit gekommen.
    Auf der anderen Seite des Vorhangs konnte sie Stimmen hören. Im Ballsaal des großartigsten Palazzos von Florenz hatten sich die fünfhundert Reichsten und Schönsten der Welt versammelt, um dem Mann zu huldigen, der bereits seit einem halben Jahrhundert die Creme der Gesellschaft einkleidete. Nur die wichtigsten Kunden von Antonio Di Lazaro waren zu dieser Werkschau anlässlich der Fünfzigjahrfeier eingeladen. Jene Berühmtheiten, die nicht im funkelnden Ballsaal auf den Beginn der Show warteten, hielten sich hinter dem Vorhang auf, um einige unvergessliche Modelle des legendären Lazaro – Labels vorzuführen.
    Supermodel Sienna Swift, derzeit liebstes Kind der internationalen Modeszene, blickte kurz von der Zeitschrift auf, in der sie blätterte, und schenkte Eve jenes strahlende Lächeln, für das sie berühmt war. „Aber natürlich schaffst du das“, versicherte sie. „Der erste Schritt ist der schwierigste, danach wirst du dich so sicher bewegen wie ein Fisch im Wasser.“
    „Aber ich bin doch kein Model, sondern … Journalistin“, behauptete Eve. Beinahe wäre sie über die Lüge gestolpert. „Ursprünglich hätte meine Freundin Lou den Artikel schreiben sollen, und sie hätte das fantastisch erledigt. Aber ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so etwas gemacht. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was man als Model tun muss.“
    „Ach, Kleines“, meinte Sienna und blätterte weiter, „du hast die richtigen Beine für den Job und außerdem oben herum mehr als wir anderen. Was musst du da schon groß können? Es geht hier nicht um Atomphysik.“ Nach einem kritischen Blick auf das Foto einer ihrer schärfsten Konkurrentinnen fügte sie hinzu: „Schließlich dreht sich doch alles um Sex, wenn du mich fragst.“
    „Um Sex?“, seufzte Eve entmutigt. „Wieso denn Sex? Wo ich herkomme, stellt man Sex nicht vor fünfhundert Gästen und den Fotografen der weltweit wichtigsten Zeitschriften zur Schau.“ Dass sie sowieso ganz und gar unerfahren war und nicht die geringste Ahnung von Sex hatte, das behielt sie lieber für sich.
    Seufzend legte Sienna das Magazin aus der Hand. „Na schön, uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Bringen wir es also rasch hinter uns. Du musst dir nur jemanden aussuchen, auf den du dich konzentrierst. Du gehst über den Laufsteg, richtest dabei den Blick auf einen Typen und vergisst alles andere. Pass mal auf!“
    Das Model trat einige Schritte zurück, schob das Becken vor und legte die Hände an die Hüften. Dann sah sie sich nach einem geeigneten Kandidaten um und entschied sich für den Sänger der derzeit angesagtesten italienischen Boygroup, der soeben von der Bühne kam.
    „Du gehst auf ihn zu und lässt ihn dabei keinen Moment aus den Augen“, sagte Sienna mit sinnlicher Stimme und machte einen Schmollmund. „Keinen einzigen Moment! Es ist Begehren auf den ersten Blick. Du siehst ihn an, als wäre er der erotischste Mann, den es gibt, und als würdest du am liebsten direkt auf ihn zusteuern und dich vor seinen Augen ausziehen. Das ist alles“, versicherte sie, lächelte Eve augenzwinkernd zu und vertiefte sich wieder in ihre Zeitschrift – zur sichtlichen Enttäuschung des Sängers, der errötet war.
    Eve zupfte unbehaglich an dem durchsichtigen Plastik-Minikleid und versuchte, es über den Po herunterzuziehen. Es wäre ihr viel leichter gefallen, Siennas Rat zu befolgen, hätte sie ihre Brille aufsetzen dürfen. Ohne Brille konnte sie nämlich nichts erkennen, was weiter als einen halben Meter von ihr entfernt war.
    Geholfen hätte es ihr auch, wenn sie nicht ausgerechnet mit einer sündhaft teuren Plastikeinkaufstasche bekleidet gewesen wäre. Offenbar hatte sie bei der Verteilung der Kleider das Unglückslos gezogen, sodass man ihr eine der bizarren Lazaro – Kreationen aus seiner Avantgarde-Phase in den Sechzigern zugewiesen hatte. Strategisch verteilte fluoreszierende Blumen verhinderten zwar, dass das Kleid gegen die Gesetze von Anstand und Sitte verstieß, aber Eve fühlte sich trotzdem schrecklich entblößt.
    Rings um sie herum nippten die schönsten Frauen der Welt an kleinen
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