Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers
Autoren: Terri Brisbin
Vom Netzwerk:
immer noch zu seinen Füßen lag. „Ungehorsam und Unbeherrschtheit waren immer schon deine größten Schwächen“, fuhr er ihn an. „Ich habe dich schon einmal gewarnt, aber anscheinend hast du meine Warnung einfach in den Wind geschlagen.“
    Giles befahl, Stephen auf die Beine zu helfen, seinen Oberkörper zu entkleiden und ihn an den Zaun zu binden. Eine unheimliche Stille legte sich über den Hof. Alle sahen zu, wie ihr neuer Herr einen der seinen maßregelte. Giles hätte viel darum gegeben, die Strafe nicht hier und jetzt ausführen zu müssen, aber auf Ungehorsam aus den eigenen Reihen musste er sofort antworten, insbesondere in Kriegszeiten. Von seinem Stellvertreter Roger nahm er die Peitsche entgegen. Er tat es nicht leichten Herzens, hatte er doch selbst schon zu spüren bekommen, wie scharf die Hiebe ins Fleisch schnitten. Er aber hatte seine Lektion schnell gelernt und das Leder danach nur noch selten zu spüren bekommen.
    Er schritt zum Zaun und ließ seinen Blick über das Volk in der Umfriedung und schließlich über seine Männer gleiten. „Für die Missachtung meiner Befehle wird dieser Mann mit zehn Peitschenhieben bestraft. Zähl mit, Thierry.“
    Giles entrollte die Lederschnur und ließ sie durch die Luft schnellen. Viele der Umstehenden zuckten bei dem Knall zusammen, obwohl die Peitsche ihr Opfer noch gar nicht getroffen hatte. Giles trat ein paar Schritte zurück und vollzog dann die von ihm verhängte Strafe. Laut und für alle vernehmlich zählte Thierry mit. Bei jedem Schlag zog Stephen scharf die Luft ein, doch weder schrie er noch krümmte er sich. Bei zehn angekommen, ließ Giles von ihm ab und atmete tief durch.
    „Und dafür, dass dieser Mann Hand an Lady Fayth gelegt hat, erhält er zehn weitere Hiebe.“
    Diese Ankündigung überraschte die Anwesenden; Giles hörte, wie einige erstaunt nach Luft schnappten. Erneut hob er den Arm und ließ die Peitsche zehn weitere Male niederfahren. Stephens Selbstbeherrschung schwand, bei jedem Hieb stöhnte er auf. Niemand der Umstehenden rührte sich, als es vorbei war, bis Giles schließlich nickte.
    „Bindet ihn los, aber lasst ihn dort liegen. Wenn alle Arbeiten erledigt sind, kann sich meinetwegen jemand um seine Wunden kümmern.“
    Er sah seinen Männern fest in die Augen, wandte sich um und ging. Zwei seiner Soldaten banden Stephen los und kehrten dann zu den Aufgaben zurück, bei denen der Vorfall sie unterbrochen hatte – und die sie nun wegen der Dummheit und den Gelüsten ihres Kameraden mit einem Mann weniger erledigen mussten.
    Giles blickte auf. Die Sonne, bemerkte er, hatte ihren höchsten Stand noch nicht erreicht. Schweiß und Blut rannen ihm übers Gesicht und sickerten unter Kettenhemd und Tunika. Seit kurz nach Sonnenaufgang hatte er gekämpft und war erschöpft. Er stellte noch sicher, dass seine Männer die Situation auf dem Hof im Griff hatten, dann winkte er Thierry zu, ihm in den Wohnturm zu folgen.
    Die Tage, die er damit verbracht hatte, sich quer durch England zu kämpfen, hatten ihre Spuren hinterlassen. Giles wünschte sich nichts sehnlicher als ein sicheres Heim, ein heißes Bad und etwas zu essen. Aber der Zustand des Wohnturms wie auch der Aufruhr, der noch immer überall herrschte, sagten ihm, dass sich diese Wünsche heute wohl kaum erfüllen würden.
    Und dann musste er sich auch noch seiner Braut stellen.
    Fayth versuchte, die Augen zu öffnen, doch allein schon der Versuch ließ ihren Kopf schier bersten. Sie lag ganz still und wartete darauf, dass die Übelkeit abflaute. Reglos lauschte sie den Schritten in der Kammer, die von einer oder auch mehreren Personen stammen mochten. Fayth wollte erneut die Augen öffnen, aber die Wogen des Schmerzes, die ihren Kopf durchzogen, hielten sie ab.
    „Mylady?“ Die wispernde Stimme kam Fayth bekannt vor, aber wem sie gehörte, vermochte sie im Augenblick nicht zu sagen. „Mylady?“
    Fayth schluckte, einmal und dann noch einmal, brachte aber kein Wort heraus. Ihr Kopf fühlte sich an, als würde er zerspringen, wenn sie auch nur dazu ansetzte zu sprechen. Doch die Frau, verwünscht sei sie, blieb hartnäckig.
    „Ihr müsst aufwachen, Mylady. Er kommt.“
    Fayth strich sich mit den Fingern über die Stirn, bis sie die Schwellung spürte. Vorsichtig befühlte sie die Beule und fand in ihr die Erklärung für den Schmerz. Bevor sie die Augen aufschlug, hob sie den Arm, um sich gegen das Sonnenlicht zu wappnen, das hell in die Kammer fiel.
    Neben ihr hockte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher