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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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    »Das weiß ich doch nicht«, rief Anne und guckte mich an. »Woher soll ich denn wissen, wie man reich wird?«
    »Anne«, sagte ich, »das solltest du aber!«
    Als ich an diesem Abend nicht nach Hause ging, sondern mit Anne noch was trinken, als wir uns einen Gin Tonic bestellten und uns raus auf die Holzbank setzten, wusste ich noch nicht, dass das der Anfang war. Dass schon bald vieles anders würde. In meinem Leben, in dem von Anne, und dass nichts mehr sein würde, wie es war.
    Wie wird man in Deutschland reich, wollte ich eigentlich nur wissen, und Anne hatte keine Ahnung.
    »Anne, mal ehrlich. Wie geht das?«, fragte ich, aber sie sagte, sie interessiere sich zunächst erst mal dafür, wie sie ihren Kontostand ausgleichen könne, und beobachtete den Deutschlehrer neben uns, der Abi-Aufsätze korrigierte.
    Er machte kein glückliches Gesicht. Sein Rotstift schwang über das Papier, er strich ganze Absätze einfach durch.
    »Was habe ich eigentlich die letzten zwei Jahre gemacht?«, fluchte er und trank zur Korrektur.
    »Woran kann man sehen, ob jemand es schaffen wird oder nicht?«, fragte ich ihn, um ihn aufzumuntern.
    »Das weiß ich schon nach dem ersten Satz, dass der Rest Mist ist.«
    »Sind Sie Vollstrecker oder Zukunftsgestalter?«
    »Ich will beides nicht sein. Ich wäre gerne einfach nur frei«, sagte er, lächelte uns zu und hob noch einmal das Glas.
    »Hast du dich noch nie gefragt, wie man reich wird?«, fragte ich Anne noch einmal, und es war überhaupt nicht klar, dass wir es am nächsten Tag schon ausprobieren würden, dass wir da schon aufbrechen würden an den Starnberger See, dorthin, wo in Deutschland angeblich die meisten Reichen auf einem Fleck leben.
    »Nein«, sagte sie. »Geld ist mir nicht wichtig.«
    Wir sprachen lange über unsere Träume an diesem Abend, der Lehrer war längst weg, neben uns küssten sich Paare, und wir bestellten noch mehr und sprachen die halbe Nacht lang.
    Wir hatten viele Träume.
    »Ich würde gerne endlich das machen können, was ich wirklich möchte, von niemandem abhängig sein«, sagte Anne, die eigentlich meine Chefin war.
    Sie erzählte mir von ihren Kindern und dass sie wolle, dass sie mal richtig stolz auf sie sein würden und sich was trauen in ihrem Leben.
    Ich erzählte ihr, dass ich als Student in Italien gelebt hatte, in Verona, und dass ich in der Arena immer Krieger war, der Beschützer von »Nabucco«.
    Dass ich dahin mal zurückwollte, nach Italien. Mit einem Haus auf einem Hügel. Oder direkt unten am Meer, lieber unten am Meer.
    Ich erzählte ihr von dem Radfahrer, der am Morgen an mir vorbeigezogen war, und was er mir zugerufen hatte. »Jeder hat das Recht, seine eigenen Ideen nicht zu verwirklichen.«
    So etwas passiere einem doch nicht einfach so, dass fremde Radfahrer einem Lebensweisheiten an den Kopf ballern.
    Dass ich das wirklich merkwürdig fände, sagte ich zu Anne, so, als sei es eine Art Aufforderung gewesen, ich hätte ja so viele Ideen und wisse gar nicht, wann und wie ich die alle verwirklichen sollte. Dass unser Chef das bestimmt auch nicht wüsste.
    »Jeder hat das Recht, seine eigenen Ideen nicht zu verwirklichen« sei ein ziemlich merkwürdiger Satz, befand Anne, nicht gerade ein sehr tatkräftiger.
    »Es ist wichtig, dass man sich nicht kleiner macht, als man ist«, sagte sie, und für solche Sätze liebte ich sie. »Wenn man sich klein macht, wird man auch klein behandelt.«
    Das war der Anfang.
    »Ich würde gerne alles tun, was die Reichen machen, mir alles bei ihnen abgucken«, sagte ich.
    »Was willst du?«
    »Ja, Anne! Irgendwas müssen die ja richtig machen und wir falsch«, sagte ich.
    Dass sie ja etwas haben müssten, eine besondere Ausstrahlung oder was weiß ich. Eine Art, die erfolgreich mache, einen Ton. Das wolle ich alles lernen.
    Anne war noch nicht begeistert.
    »Muss man als Reicher klug sein?«, fragte ich. »Ist Heidi Klum klug?«, fragte ich. »Ist Heiner Lauterbach klug? Ist Schumi klug? Ist Josef Ackermann klug?«
    Anne lachte.
    »Was muss man machen?«, fragte ich sie. »Wie muss man sein?«
    Anne lachte immer noch.
    Ich sagte, dass die meisten Reichen wahrscheinlich wahnsinnig arrogant seien, aber dass man das bestimmt auch könne, ohne arrogant zu werden, und dass meine Mutter mir das bestimmt verzeihen würde, wenn ich das jetzt ausprobierte.
    Dass ich nicht einfach nur Lotto spielen wolle, sagte ich, machen, was alle machten, sondern mir Leute suchen, die mir helfen würden nach ganz oben,
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