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Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
Autoren: R.A. Salvatore
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Dundalis.«
    Schließlich machten sie sich auf den Weg – Pony und Aydrian ritten auf Symphony, und Juraviel hatte sich auf Bradwardens Rücken niedergelassen. Der Elf benutzte seinen Smaragd, um ihre Reise abzukürzen, und so gingen sie noch am selben Tag in Amvoy an Bord der Fähre, die sie über den Masur Delaval und nach Palmaris bringen würde – in die Stadt, in der noch immer große Verwirrung herrschte.
    Kurze Zeit darauf befanden sie sich bereits in den Kellergewölben von Chasewind Manor. Ungeduldig drängte Pony den verdutzten Wärter zur Seite, als dieser umständlich mit seinen Schlüsseln hantierte. Beim zweiten Versuch hatte sie den richtigen Schlüssel gefunden – hätte es noch länger gedauert, hätte sie einfach ihren Grafit hervorgeholt und die Tür aus den Angeln gesprengt.
    Die beklagenswerte Gestalt, die hinter der Zellentür kauerte, starrte aus leeren Augen zu ihr hoch, schien sie aber nicht wiederzuerkennen. Sofort überschüttete sie ihn, in der Hand den Seelenstein, mit ihrer Heilmagie, in Wahrheit aber hatte ihre herzliche Umarmung eine sehr viel heilsamere Wirkung auf den übel zugerichteten Mann als alle Kräfte der Magie.
    Schon am nächsten Tag – Palmaris bereitete sich auf den Empfang von König Midalis Dan Ursal vor – verließen die Freunde die Stadt durch das Nordtor, in ihrer Mitte einen erschöpften, aber überaus lebendigen Roger Flinkfinger.

Epilog
    Im Jahr des Herrn 857
    Der frostige Herbstwind fuhr raschelnd in den Teppich aus rostbraunem Laub und wirbelte die Blätter, die eben erst von den Bäumen trudelten, in einem wilden Tanz rings um die beiden Freunde. Am Himmel jagten weiße Wolken vorüber, die meist die Sonne verdeckten und lange Schatten warfen, Schatten, die durchaus zu diesem Tag zu passen schienen.
    Denn jetzt standen Aydrian und Bradwarden in dem Wäldchen unweit der Stadt Dundalis vor einem dritten Hügelgrab, einem Grab, das sie eben erst aufgeschichtet hatten. Aufgrund einer stillschweigenden Übereinkunft mit Belli’mar Juraviel hatte man Pony den Titel einer Hüterin verliehen, und damit galt dieser Boden als von Belli’mar Juraviel persönlich geweiht, und Ponys Grab wurden derselbe Segen und magische Schutz zuteil wie denen von Elbryan und Mather neben ihr.
    Aydrian lehnte sich gegen eine langstielige Schaufel, betrachtete das tanzende Laub und lauschte auf das traurige Lied des Windes. »Am Ende hat sie einfach aufgegeben«, bemerkte er.
    »O nein, mein Junge, das siehst du vollkommen falsch«, entgegnete der Zentaur. »Deine Mutter ist schon vor vielen Jahren gestorben, und das gleich zweimal. Hat sie mir selbst erzählt, und ich erinnere mich noch gut genug daran, um zu wissen, dass sie die Wahrheit sagte. Was sie am Leben gehalten hat, trotz ihrer tödlichen Verletzungen, war die Kraft deines Vaters. Und zwar aus einem einzigen Grund.«
    »Meinetwegen«, sagte Aydrian leise.
    »Sie hat nicht aufgegeben, dummer Junge«, fuhr der Zentaur fort. »Sie wusste, ihre Arbeit war getan.« Bradwarden brachte ein bittersüßes Lächeln zustande, als er zum Hügelgrab hinübersah. »Und jetzt hat sie ihren Lohn erhalten.«
    Aydrian lehnte sich noch schwerer auf die Schaufel und starrte hinunter auf die aufgeschichteten Steine. Lange Zeit sagten weder er noch Bradwarden etwas, und schließlich nahm der Zentaur seinen Dudelsack zur Hand und stimmte eine Melodie an, die zugleich traurig und fröhlich klang, ein Loblied auf Ponys Leben, das die Trauer über ihr Dahinscheiden in sich trug. Die Welt erschien den beiden auf einmal sehr viel ärmer.
    Aydrian ließ die letzten zehn Jahre – die ihm wie Jahre der Freiheit vorkamen – noch einmal Revue passieren. Er hatte unter der Anleitung seiner Mutter viel mehr gelernt, als die Elfen ihm damals hatten beibringen können – nicht unbedingt, was es hieß, ein Krieger zu sein oder ein Hüter, nein, vielmehr, was einen wahrhaftig zum Menschen machte. Er hatte gelernt, zu lieben und die Welt als etwas zu begreifen, das weit über sein beschränktes Dasein hinausging. Statt sich stets nur als Mittelpunkt des eigenen Denkens zu begreifen, hatte er gelernt, sich als Teil von etwas sehr viel Größerem und Wunderbarerem zu sehen. Durch den Unterricht seiner Mutter hatte er in Dundalis zahlreiche Freunde gewonnen und sich ihren Respekt verdient, statt ihn einfach einzufordern.
    Der auffrischende Wind trieb düstere Wolken heran, und ein paar abgestorbene Blätter raschelten im Vorüberwehen.
    Eine melodische Stimme
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