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Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf

Titel: Schattenelf - 6 - Der letzte Kampf
Autoren: R.A. Salvatore
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riss den jungen Mann unvermittelt aus seinen Gedanken.
    Aydrian hob den Kopf und sah Belli’mar Juraviel von einem niedrigen Ast auf ihn herabblicken. »Es ist so weit«, sagte der Elf.
    Panik durchfuhr Aydrian, und er sah zu dem Zentauren hinüber, der sein Spiel unterbrochen hatte und den Elf forschend musterte. Das Angstgefühl währte jedoch nur kurz, denn natürlich wusste Aydrian, dass Juraviel Recht hatte und dass es an der Zeit war, die Welt für all das Elend zu entschädigen, das er verursacht hatte.
    »Bist du bereit, Aydrian Wyndon?«, fragte der Elf.
    »Kennst wohl gar kein Schamgefühl, was, Elf?«, mischte Bradwarden sich ein. »Der Junge hat gerade seine Mutter verloren – da kannst du ihm wohl ein bisschen Zeit lassen, sich über seinen Weg klar zu werden.«
    »Sein Weg wurde schon vor langer Zeit festgelegt«, erwiderte Juraviel.
    »Den hat ihm deine Lady Dasslerond aufgezwungen, als er noch nicht alt genug war, um zu begreifen, dass er ihn beschreiten soll!«, ereiferte sich Bradwarden.
    »Das reicht, Bradwarden!«, ging Aydrian dazwischen. Beide, sowohl der Elf als auch Bradwarden, wandten sich erstaunt zu ihm um.
    »Juraviel hat Recht. Ich hätte schon längst Abbitte leisten sollen für alles, was ich angerichtet habe.«
    »Dann los, nur zu, tu es, mit jeder Tat an jedem Tag«, sagte der Zentaur. »Führ ein unbescholtenes Leben, und leiste deine Buße – immer hübsch einen Schritt nach dem anderen.«
    Da Aydrian bei jedem Wort den Kopf schüttelte, sah der Zentaur sich genötigt, noch inbrünstiger fortzufahren.
    »Könntest noch so manches Gute tun, ehe du alles aufgibst!«, erklärte er.
    »Ihr beide wisst, was ich wirklich tun muss«, erwiderte Aydrian ruhig. Das Lächeln auf seinen Lippen wirkte aufrichtig.
    »Willst du alles über Bord schmeißen, was deine Mutter dir beigebracht hat?«
    »Ich bitte dich, Bradwarden, wir beide wissen doch, dass meine Mutter mehr getan hat, als mir irgendwas beizubringen«, antwortete Aydrian. »Sie hat mich gerettet, und alles, was ich jetzt begriffen habe, was ich an der Welt schätzen gelernt habe, sagt mir, dass ich das tun muss – dass ich all den Schaden, den ich angerichtet habe, nach besten Kräften wieder gutmachen muss.« Er sah zu Juraviel. »Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich nicht jedes Unrecht wieder gutmachen kann, das ich als Aydrian Boudabras bewirkt habe. Ich kann niemandem das Leben zurückgeben, der in meinem Namen gestorben oder auf meinem selbstsüchtigen Marsch ums Leben gekommen ist. Trotzdem werde ich es versuchen, weil ich muss.«
    Aydrian warf seine Schaufel auf den Boden und trat zu Juraviel, die Arme in einer Geste völliger Unterwerfung vorgestreckt.
    Sie kehrten an jenem kalten Tag nicht nach Dundalis zurück, sondern machten sich auf den Weg nach Westen, und Juraviels verzauberter Smaragd trug sie mit Riesenschritten davon. In den Bergen stießen sie auf das gesamte Volk der Touel’alfar sowie einen großen Teil der Doc’alfar.
    Mit einer Geste, kalt wie der Wintertag, bedeutete Juraviel Aydrian, allein auf eine Lichtung hinauszutreten.
    Wenige Augenblicke später folgte ihm der Elf und deutete auf sein Handgelenk. Aydrian sah sich nach den anderen um, nach Bradwarden, der das Geschehen mit unerschütterlicher Miene verfolgte. Er krempelte den Ärmel seiner Jacke hoch und hielt Juraviel sein entblößtes Handgelenk hin.
    Der Elf zog sein Schwert und brachte ihm eine klaffende Wunde bei.
    Aydrian spürte den beißenden Schmerz und hielt seinen Arm in die Höhe, wie Juraviel ihn geheißen hatte. Ein dunkelroter Nebel erfüllte die Luft vor seinem Gesicht und wies Aydrian den Weg, als er den, wie er annahm, letzten Gang seines sterblichen Lebens antrat.
    Drei Tage lang ließ er sich von seinem hervorsprudelnden Blut den Weg über die Gebirgspässe weisen. Geplagt von wirren Fantasien, kaum noch fähig, den Boden unter seinen Füßen zu erkennen, schleppte er sich schwerfällig weiter. Oft fiel er hin, rappelte sich aber stets wieder auf und torkelte, getrieben von der Magie und seiner Reue, weiter.
    Dann, im Dunkel der Nacht, führte Aydrian die Gruppe über die Anhöhe eines Bergkamms, und zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt erblickten die Touel’alfar ihr angestammtes Heimatland.
    Aydrian hatte sie in ihre Heimat geführt.
    Doch noch war die Arbeit des jungen Mannes nicht getan, denn in Abwesenheit der Elfen hatte sich das Mal des geflügelten Dämons ausgebreitet. Schließlich gelang es ihnen, den Ursprung
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