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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park
Autoren: Walter Thorwartl
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Mutter, Bürgermeister Faigel und zwei Fremde. Pichler stieß Gross an und flüsterte: „Schau, der letzte traurige Hinterbliebene.“ Er zeigte auf Eugen Hotter, der sich etwas abseits hielt. „Pfui, du Zyniker!“, schimpfte Gross leise.
    Der einfache Sarg stand auf einem Gestell, brennende Kerzen bildeten den einzigen Schmuck. Ein Priester sprach ein paar Gebete. Ein Beamter der Bestattung versuchte einen kurzen Lebenslauf des Verstorbenen zu skizzieren. Viel war es nicht, was er zu sagen hatte.
    Eine Bewegung an der Kapellentür: „Bin ich zu spät?“
    Benji hielt den Atem an. Das war der alte Mann, der ihm die geheimnisvolle Stelle beim Pavillon gezeigt hatte, der gekichert hatte: „Mich gibt’s gar nicht!“ Der Fremde humpelte nach vorne, drehte sich langsam zum Buchhändler. „Grüß dich, Eugen!“ Hotter wich zurück, sein Gesicht verlor jede Farbe.
    Der Mann grinste. „Muss doch nach meinem alten Freund sehen. Sind zehn Jahre her.“ Er blickte zu den Trauergästen: „Danke fürs Kommen“, ging vor zum Sarg und klopfte auf das Holz. „Klingt hohl. Da soll ich drin sein?“ Der Mann schlurfte wieder zu Eugen Hotter. Außer diesem schleifenden Geräusch war es mucksmäuschenstill. Die Leute standen wie erstarrt, rührten sich nicht. „Bist mir Geld schuldig, Eugen. Viel Geld. Wie soll ich sonst mein Häuschen kaufen?“ Der Alte bohrte dem Buchhändler den dicken Zeigefinger in die Brust.
    Der drehte sich weg, drückte sich an die Wand, suchte offensichtlich nach einem Fluchtweg. Da traten die beiden fremden Männer vor. Einer zeigte seine Polizeimarke und sagte: „Eugen Hotter, ich nehme Sie fest wegen Anstiftung zum Mord. Ihre Rechte kennen Sie ja.“
    Benji schaute den Buchhändler an. Das freundliche, faltenreiche Gesicht verwandelte sich für ein paar Momente in eine hässliche, wutverzerrte Fratze. Dann hatte sich Eugen Hotter wieder in der Gewalt. Die Beamten verschwanden mit ihm nach draußen.

Benji im Glück
    Frau Pachern ging auf den Alten zu. „Jonsch, sind Sie’s wirklich? Wo haben Sie all die Jahre gesteckt?“ Michas Mutter schüttelte dem schüchtern lächelnden Mann die Hand.
    Christian Gross wandte sich an die Versammelten. „Es tut uns leid, dass wir einige von Ihnen in die Irre geführt haben. Manche haben von dieser Farce bereits gewusst. Es ging unter anderem darum, Herrn Gellert eine gewisse Genugtuung zu verschaffen. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür. Wir wollten Sie nicht unnötig erschrecken.“ Er sah einen Rotschopf im Seitengang aufleuchten und schmunzelte: „Benji, du kannst herauskommen, jetzt ist alles vorbei.“
    Benji schlich mit hochgezogenen Schultern hervor. Sein Ziehvater setzte eine bitterböse Miene auf, Frau Illek redete auf ihn ein. Erwin Pichler streckte Benji die Hand entgegen. „Ein bisschen Applaus hat sich Benjamin Illek verdient. Ohne ihn wäre diese düstere Geschichte sicher nicht so rasch aufgeklärt worden.“ Er klatschte in die Hände. Zögernd folgten die anderen. In der Kapelle der Aufbahrungshalle vor einem leeren Sarg hatte bis jetzt noch nie jemand geklatscht. „Aber versprich mir, Benji“, setzte Erwin Pichler fort, „dass dies deine allerletzte Ermittlung war!“ Benji nickte kleinlaut.
    „Wie soll es jetzt weitergehen, Jonsch? Was haben Sie denn für Pläne?“
    Der Bürgermeister hatte in ein gemütliches Gasthaus geladen. Jonsch rutschte auf seinem Stuhl hin und her und schielte nach den beiden Polizisten. „Ich bin eigentlich nicht gern hergekommen. Aus Angst vor Eugen. Und Otto und dem Hofer. Wie der andere Große heißt, weiß ich nicht mehr. Die wollten mich damals umbringen, das weiß ich genau. Sie hätten mich gern ins Öl geschmissen, aber ich war vorsichtig. Schließlich fuhren sie mit mir in den Wald, die zwei, Otto und der Hofer. Vorher bekam ich eins über den Schädel, wachte in einer Schlucht wieder auf, ganz unten. Hatte Glück, weil ich im Bach lag, aber nur zur Hälfte. Die hatten sicher geglaubt, ich sei ertrunken. Ich bin dann nach Süden abgehauen. Nie mehr ins Dorf zurück, hab ich mir gedacht.“ Jonsch zuckte mit den Schultern. „Ich bin vor ein paar Tagen doch wiedergekommen, wollte mich ein bisschen umschauen, was sich so verändert hat. Aber nur am Abend, im Schatten, wegen der Feinde. Auch das alte Lusthaus wollte ich sehen. Dachte an mein Geld, das mir Eugen schuldig ist. Plötzlich sah ich den Buben. Dem hab ich gesagt, wo man graben muss. Vielleicht buddelt wer nach. Weiß nicht, warum
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