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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park
Autoren: Walter Thorwartl
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nur? Der Schweiß rann ihm den Rücken, die Schläfen hinunter. Er rann ihm in die Augen, doch Benji drehte sich nicht um, rührte sich nicht. Erwischt! Was war er für ein Idiot! Er überlegte hektisch: Wie konnte er hier weg?
    „Dafür gehört er belohnt, unser Karottenkopf, nicht wahr?“, spottete die erste Stimme. „Da muss er aber mit uns kommen.“ „Ja, muss mitkommen!“
    Benji bewegte sich noch immer nicht. Eine Hand packte ihn grob am linken Oberarm. Da stieß Benji mit dem Spaten blitzschnell nach hinten. Ein Schmerzensschrei, die Hand verschwand. Er ließ den Spaten fallen, duckte sich und rannte los. Sein Ziel war die Mauerlücke, zu schmal für einen Erwachsenen. Hinter ihm fluchten sie. Er hörte die schweren Schritte, das Keuchen. Sie holten auf. Da war er schon an der Mauer. Schlüpfte durch. Nur weg von hier!
    Blindlings rannte er weiter – und stolperte ins Verderben. Eine riesige Gestalt ragte vor ihm auf, grinste. „Wohin so eilig?“ Der Mann ließ seine langen Arme vor Benji hin und her schlenkern. „Wie ein Orang Utan“, dachte Benji. Verzweifelt täuschte er einen Ausbruch nach rechts vor, versuchte, nach links zu entwischen. Doch der Riese hielt ihn mit eisernem Griff zurück.
    „Komm“, sagte er feixend, „komm her zu Papi!“
    Benji schaute dem großen Mann ins Gesicht, aber es war zu dunkel, um etwas zu erkennen. Wut stieg in ihm auf. Er kickte ihm mit voller Wucht gegen das rechte Schienbein. Sein Feind schrie auf. Benji tauchte unter dem linken Arm durch und lief Richtung Werkstatt. Das Tor stand offen. Hinter ihm tobte der Riese: „Warte! Wenn ich dich zu fassen kriege! Mistkröte!“ Er hörte ihn schnaufend näherkommen. Da kam auf der linken Seite des aufgelassenen Gebäudes noch einer um die Ecke, rannte auf ihn zu! War das etwa der Hofer? Von vorne kam der dritte. Es gab kein Entkommen.
    Benji sah nur einen Weg. Hinein in das dunkle Innere der Werkstatt, sonst schnappten sie ihn. Die Werkstatt hatte sicher ein rückwärtiges Fenster, durch das er entkommen konnte. Er lief direkt auf die verdutzten Angreifer zu, schlug einen Haken und verschwand in dem alten Gebäude.
    Im Halbdunkel sah er einen riesigen Holzstoß. Keine Zeit, nach einem Ausstieg zu suchen, sie waren ihm dicht auf den Fersen. Er musste sich verstecken, musste verschnaufen. An Gestellen hingen Fetzen, Plastiküberzüge, und er war klein. So geschwind erwischten sie ihn nicht. Er hörte Schritte. „Karottenkopf? Hallo! Willst du Verstecken spielen?“ Die Stimme kannte Benji von der Baustelle. Sie tappten durch die Halle, flüsterten miteinander. Einer stieß irgendwo an, fluchte. Irgendetwas krachte in sich zusammen. „Mach es nicht so spannend! Komm heraus! Es geschieht dir auch nichts!“
    „Wer’s glaubt“, dachte Benji und schielte zu den großen Fenstern hin – alle geschlossen. Kein Problem, die Halle war groß. Wenn sie alles absuchen wollten, brauchten sie Zeit. Allerdings waren sie zu dritt und er ganz allein. Benji sah sich nach einem handlichen Prügel um. Nur nicht gefangen nehmen lassen! Er hörte die Stimmen näher kommen. Einer knurrte: „Gibt es kein Licht in dieser idiotischen Bude?“ Tatsächlich, die Stimme vom Hofer.
    „Wie ich die kleine Ratte kenne, will sie sicher beißen“, sagte halblaut der Mann von der Baustelle.
    „Ja, ist ein giftiges Kerlchen! Dem werde ich die Beißerchen ziehen!“ Das war der Riese. Ganz in der Nähe.
    „Nichts wirst du! Im Gerümpel gibt es genug Verstecke für eine kleine Rotznase. Aber eins ist sicher: Hinaus kann er nicht mehr. Wir sperren ihn ein.“
    „Ich habe noch eine Rechnung mit der Kröte zu begleichen. Otto, komm, lass mich noch einmal ran! Ich finde ihn!“ Hofers Stimme klang heiser vor Wut.
    „Still! Wir hauen ab. Die kleine rote Möhre sitzt hier wie die Maus in der Falle.“

Der Tod kommt zurück
    Es wurde finster. Benji hatte vergebens an der Tür gerüttelt, die Verriegelung der Fenster überprüft. Keine Chance. Nun hockte er auf einem umgestürzten Regal, es wurde empfindlich kalt. Warum war er nur so dumm gewesen und hatte sich erwischen lassen? Ein schwacher Trost, dass er mit seinem Verdacht recht gehabt hatte: Ein düsteres Geheimnis lag unter dem Beton verborgen, die drei Männer kannten es. Der Gedanke an sie jagte Benji panischen Schrecken ein. Er fror, und ihm war zum Weinen zumute.
    Da schepperte etwas! Benji richtete sich auf, die Kälte war schlagartig vergessen. Ja, ein schwacher Lichtstreifen kam von der
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