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Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park
Autoren: Walter Thorwartl
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Erinnerung.“
    Inspektor Pichler drückte an der Kaffeemaschine herum. „Chef, du auch?“
    „Danke, schwarz wie immer.“ Gross wandte sich wieder an den Biologen. „Erzählen Sie bitte, was am Halloween-Abend genau passiert ist. Da fehlt uns noch einiges.“
    Rupert Haubenwallner nahm die Tasse mit einem dankbaren Nicken an und trank einen Schluck. „Auf der Party war mir langweilig. Ich hatte mich bei meiner Maske sehr bemüht, mit künstlicher Haut und so. Aber niemand beachtete mich. Da hatte ich die verrückte Idee, als Jack O’Lantern durch die Straßen zu geistern, wie mein irisches Vorbild. Ich komme die Straße hinter dem Park herunter und höre ein Zischen, ein Stöhnen und Schnaufen. Ich gehe um die Ecke, da sehe ich, wie an der Parkmauer eine große weiße Gestalt ein Kind zu Boden wirft. Sofort laufe ich hin. Der Junge liegt auf dem Bauch, der Irre hockt auf seinem Rücken und drückt ihm das Gesicht in die Erde. Ich packe ihn an der Schulter, da dreht er sich zu mir um und grinst mich mit seiner Totenschädelmaske an. Ich zucke für einen kurzen Moment zurück, und er nutzt den Moment, rempelt mich zur Seite und läuft weg. ‚Zuerst musst du dich um das Kind kümmern‘, denke ich. Ich frage Benji, ob alles okay ist, dabei vergesse ich meine Maske. Er sieht mich so merkwürdig an, bekommt große Augen und schreit auf. Ich will ihn beruhigen, da rappelt er sich auf und läuft davon. Mit tut es wirklich leid, dass ich ihm so einen Schrecken eingejagt habe. Aber eins muss ich ihm lassen: Benji hat mich als den erkannt, den ich mit meiner Verkleidung darstellen wollte, nämlich als den untoten irischen Hufschmied Jack O’Lantern.“
    Erwin Pichler murmelte: „Wer um alles in der Welt ist Jack O’Lantern?“
    Gross runzelte die Stirn. „Warum haben Sie den Vorfall nicht gleich der Polizei gemeldet?“
    „Ich weiß, das war ein Fehler. Aber ich kannte den Jungen ja flüchtig. Ich wusste auch, dass er mit Nachnamen Illek heißt. Um sicher zu sein, dass Benji gut nach Hause gekommen war, rief ich an. Seine Mutter bestätigte mir, dass Benjamin zu Hause war. Das war okay für mich. Wenn ich als ortsfremder Maskierter bei der Polizei erschienen wäre, hätte man mich nicht so schnell wieder fortgelassen.“
    Der Inspektor nickte: „Kann ich verstehen.“
    Der Biologe fügte trocken hinzu: „Es wäre auch nicht mehr herausgekommen, wenn ich zur Polizei gegangen wäre, oder?“ Erwin Pichler räusperte sich im Hintergrund, Christian Gross lächelte säuerlich und fuhr sich über die Glatze. „Vielleicht haben Sie Benji zweimal das Leben gerettet. Auf alle Fälle kann dieser Irre niemandem mehr was antun. So kann man sich in Menschen täuschen – das hätte ich vom Hofer nicht erwartet.“ Das Telefon läutete. Gross hob ab, dann grinste er. „Für Sie. Da ist noch jemand, der sich bei Ihnen bedanken will. Ich habe keine Fragen mehr an Sie. Wenn noch etwas unklar ist, dürfen wir Sie hoffentlich kontaktieren. Nur eine Frage, eine ganz persönliche, und nehmen Sie sie mir bitte nicht übel: Wie kommt es, dass ein Erwachsener, ein studierter, kluger Mensch, sich maskiert wie ein kleines Kind?“
    Der Biologe stand auf: „Das wissen Sie nicht? Haben Sie nie davon geträumt, ein anderer zu sein? Teil einer anderen Welt, in der noch Wunder möglich sind?“ Inspektor Gross rümpfte die Nase, sah ihn verständnislos an. „Schade“, sagte Haubenwallner und nickte Erwin Pichler zu, „gute Nacht.“
    Der Inspektor wartete, bis sich die Tür hinter dem Mann geschlossen hatte, und sagte laut: „Spinner!“ Aber ein Rest Unzufriedenheit blieb zurück.
    „Jetzt heißt es abwarten. Otto, deine Idee, dem Hofer die Schlüssel zu übergeben, war hirnrissig. Aber es ist nun mal passiert. Hat der Kleine dich erkannt?“
    „Glaub nicht, es war ja schon finster, aber ich kenne ihn und seine Freunde, eine lästige Brut, zur Genüge.“
    Eugen Hotter faltete die Hände. „Angenommen, er hat dich erkannt. Hast du ihm etwas getan?“ Er wandte sich an den anderen: „Oder du, Joe?“
    „Nein, aber er hat mir ans Schienbein getreten! Muss man sich das gefallen lassen?“
    Hotter wischte den Einwand beiseite. „Sollte es zum Schlimmsten kommen, das heißt, sollte jemand das Interesse haben, diese begonnene Grabung fortzusetzen, habe ich eine Geschichte parat. Und diese Geschichte erzähle ich euch jetzt. Merkt sie euch, damit ihr sie genau so wiedergeben könnt, wenn man euch fragen sollte. Es ist die Geschichte
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