Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schatten im Park

Schatten im Park

Titel: Schatten im Park
Autoren: Walter Thorwartl
Vom Netzwerk:
eines bedauerlichen Unfalls, an dem wir alle unschuldig sind.“

Sonntagsarbeit
    „Muss Benji nicht schlafen gehen?“ Richard sah auf die Uhr. Issi warf ihm einen bösen Blick zu: Jetzt, wo alles so gemütlich war, musste der „Onkel“ sich wichtig machen. Rupert Haubenwallner war gekommen, auch Inspektor Pichler war da, und Frau Illek hatte sich überschwänglich bedankt. „Jack O’Lantern“ setzte sich zu Benji. Der schämte sich zuerst wegen seines Verdachts, taute aber auf, als der Biologe ihm und Issi von seiner Vorliebe für Irland erzählte. „Kinder gehören zu dieser Zeit ins Bett!“, murrte Richard von der Tür her.
    „Morgen ist Sonntag!“, sagte Frau Illek kühl zu ihrem Lebensgefährten. In letzter Zeit dachte sie öfters darüber nach, ob Richard wirklich der Richtige für sie beide war. Richard zuckte mit den Achseln und sah eifersüchtig zu Rupert, der den Kindern gerade die Welt der irischen Geister und Feen beschrieb. „Ja, Sonntag“, wiederholte Erwin Pichler. Er lächelte. „Da habe ich eine Idee. Vielleicht bekomme ich danach ein Disziplinarverfahren, aber wenn man ermittelt, darf man auch ungewöhnliche Wege gehen.“ Er sah von Rupert zu Richard. „Ich möchte die beiden Herren einladen mitzuhelfen. Haben Sie feste Schuhe und einen Spaten? Aber ich bitte Sie, mich nicht zu verraten.“
    Sie verließen das Wohnzimmer, nur die beiden Kinder blieben zurück. Issi stieß Benji an. „Typisch Polizist! Wenn’s spannend wird, fängt die Geheimnistuerei an.“
    Das ungewöhnlich warme Wetter lockte auch an diesem Sonntagvormittag genug Spaziergänger auf die Straße. Niemand kümmerte sich um die drei Männer, die im Park an der Baustelle mit Grabungsarbeiten beschäftigt waren. Zu dritt ging es flott voran, bald hatten der Polizist und seine zwei Komplizen den oberen Rand eines Kellerfensters ausgegraben, das fest mit Brettern verschlagen war. Erwin Pichler sprang in die Grube und klopfte mit dem Spaten gegen das Holz. „Interessant. Riecht irgendwie eigentümlich.“ Der Polizist zwinkerte seinen Kameraden zu.
    „Darf ich fragen, wer Sie sind und was Sie da tun?“ Ein Mann in elegantem Anzug stand vor ihnen. Keiner hatte ihn kommen sehen.
    Erwin Pichler stieg aus der Grube, klopfte sich den Staub ab und nickte höflich. „Gestatten, Erwin Pichler. Wir graben eines dieser Kellerfenster aus.“ Er sah genauer hin: Den Mann hatte er öfter im Dorf gesehen.
    Der fuhr sich durch die weißen Haare. „Zu welchem Zweck, bitte?“
    Der Polizist sagte ernst: „Wir hoffen, etwas zu finden. Deswegen werden wir jetzt dieses Fenster öffnen.“
    Der andere wurde ungehalten: „Das ist ungesetzlich! Sie können nicht auf fremdem Grund graben!“
    „Gehört der Grund Ihnen? Ich dachte, es sei ein Gemeindegrundstück.“
    Der Mann schnaubte: „Auf alle Fälle werde ich jetzt die Polizei anrufen, wenn Sie nicht sofort verschwinden! Das ist ja unerhört!“
    „Das müssen Sie nicht. Ich bin Polizist“, erwiderte Erwin Pichler kühl.
    Der Mann kniff die Lippen zusammen. „Was erwarten Sie sich von Ihrer Suche?“
    „Wie ich schon gesagt habe. Dass wir etwas finden.“
    Der Mann lenkte plötzlich ein. „Darf ich mich vorstellen: Ich heiße Eugen Hotter. Ich bin Buchhändler in der Stadt.“
    Der Polizist musterte ihn eingehend. „Eugen Hotter? Sind Sie nicht auch der Besitzer der aufgelassenen Werkstatt hinter der Mauer?“
    „Ganz genau.“ Hotter nickte. „Kann ich Ihren Ausweis sehen? Danke. Ich möchte mit Ihnen reden.“
    Sie waren auf dem Polizeirevier. Christian Gross musterte seinen Kollegen: „Gut schaust du in der Montur aus. Man möchte gar nicht glauben, dass dir körperliche Arbeit so steht.“
    Erwin Pichler ging ausnahmsweise nicht auf den Witz seines Vorgesetzten ein. Er trat einen Schritt zurück und wies auf den Buchhändler, der hinter ihm stand. „Das ist Eugen Hotter, er möchte uns etwas mitteilen.“
    Einen Moment hörte man nur das müde Summen einer Herbstfliege. Der Buchhändler verschränkte die Arme vor der Brust, dann begann er: „Verstehen Sie mich nicht falsch, meine Herren. Ich bin nicht hier, um Ihnen ein Geständnis zu machen. Ich bin hier, um Ihnen eine Geschichte zu erzählen – die Geschichte eines schrecklichen Unfalls.“

Eugen Hotters Geschichte
    „Bevor es den Park gab, hatte einer versucht, auf diesem Grund ein Haus zu bauen. Er war nicht weit gekommen. Der Keller samt Decke war fertig betoniert, das war’s dann schon. Er hatte sich in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher