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Lady meines Herzens

Lady meines Herzens

Titel: Lady meines Herzens
Autoren: Rodale Maya
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Prolog
    Auf dem Weg zum Altar …
    Chesham, Buckinghamshire, England
Juni 1822
    Wenn eine Frau heiraten will, braucht sie eine Mitgift und einen Bräutigam. In einem ziemlich unpassenden Augenblick bemerkte Miss Sophie Harlow, dass ihr eine dieser überaus wichtigen Voraussetzungen zu entwischen drohte.
    Vor dem Altar versetzt zu werden, gehörte zu den Dingen, die nur der Schwester der Freundin einer Cousine passierten. Mit anderen Worten: Es war etwas, das nur gerüchteweise und in abgeschmackten Klatschgeschichten stattfand. Eigentlich passierte es nie irgendjemandem, und es konnte auf keinen Fall gerade ihr passieren.
    Trotzdem stand sie in ihrem Hochzeitskleid aus Satin mitten in der Kirche und hörte die Worte »Es tut mir so unglaublich leid, Sophie, aber ich kann dich nicht heiraten« aus dem Mund des Mannes, der eigentlich sagen sollte: »Ja, ich will.«
    Sie konnte es einfach nicht glauben!
    Undeutlich war Sophie sich der neugierigen Blicke ihrer Gäste bewusst. Die Kirche von Chesham – klein, malerisch, einige Jahrhunderte alt und ebenso gut in Schuss wie das dazugehörende Städtchen – war brechend voll: Freunde aus dem Dorf, entfernte Familienmitglieder und sogar Besucher aus den umliegenden Grafschaften waren gekommen. Viele wollten der Hochzeit beiwohnen, die zwei der bekanntesten Familien des lokalen Landadels verbinden würde.
    Natürlich fragten sie sich jetzt, warum der Bräutigam die Braut auf halbem Weg zum Altar aufhielt. Natürlich spitzten sie die Ohren, um zu hören, was er mit leiser Stimme vorbrachte.
    Sophie sah ihre beste Freundin Lady Julianna Somerset, die ebenso besorgt und zugleich neugierig zu ihr herüberschaute wie alle anderen. Sogar die Kirchenkatze Pumpkin war fasziniert. Sie lugte unter einer der Kirchenbänke hervor.
    »Es tut mir leid, dass ich dir so viel Kummer bereite«, wiederholte Matthew leise. Er wirkte gequält. Seine braunen Augen waren gerötet und seine Haut aschfahl. Das dunkle Haar war nach vorne gekämmt und modisch zerzaust, wie es sich dieser Tage für einen flotten jungen Mann gehörte. Seine Lippen waren voll und weich, selbst als er die bittersten Worte aussprach.
    Sophie versuchte, tief durchzuatmen, doch ihr Korsett ließ es nicht zu. Sie war unendlich dankbar für den Schleier, der ihr Gesicht verdeckte.
    Kummer, in der Tat.
    Ihr Verstand war wie in Nebel getaucht, und bei jedem von Matthews Worten tat sich in ihrem Herzen ein winziger Riss auf, als wollte es für immer zerbrechen. Hinter ihrem Schleier brannten heiße Tränen in ihren Augen. Der süßliche Duft des Flieders in ihrem Brautstrauß war unerträglich, sie ließ ihn auf den Steinfußboden fallen.
    Heute war ihr Hochzeitstag, und ihr Bräutigam ließ sie im Stich. Zu diesem Anlass trug sie ein neues, cremefarbenes Satinkleid mit einer modischen, hohen Taille und kleinen Puffärmeln. Den zarten Spitzenschleier, der ihr Gesicht verbarg, hatten schon Generationen von Harlow-Bräuten vor ihr getragen. Blumen schmückten die Kirchenbänke, und flackernde Kerzen aus Bienenwachs ergänzten das zarte Morgenlicht, das durch die Buntglasfenster fiel.
    All ihre weltlichen Besitztümer waren bereits verpackt, da sie nach der Hochzeit vom Haus ihrer Eltern in das ihres Ehemanns ziehen sollte. Und jetzt waren das Kleid und die Blumen für nichts und wieder nichts. Ihre Sachen waren gepackt, um nirgendwo hinzugehen.
    »Aber warum? Und wann hast du … was ist passiert … Warum? «, stieß Sophie hervor.
    Niemand konnte von ihr erwarten, in einem Augenblick wie diesem einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Eine Ehe ist so eine … eine große Verpflichtung …«
    Offensichtlich.
    » … und ich habe noch nicht genügend Erfahrungen gesammelt. Ich bin noch nicht bereit dafür. Da draußen gibt es so vieles, was ich noch nicht gesehen oder getan habe, und … Ich habe noch gar nicht richtig gelebt, Sophie«, stotterte Matthew. Seine Finger spielten an den glänzenden Messingknöpfen seiner Brokatweste herum. Wegen dieser nervösen Angewohnheit hatte er schon viel Geld beim Kartenspiel verloren. Bisher hatte es sie bloß geärgert, wenn er das machte. Jetzt aber verabscheute sie es.
    »Hast du daran nicht gedacht, bevor du um meine Hand angehalten hast? Oder in dem ganzen Jahr unserer Verlobungszeit? Oder zumindest bevor ich mich auf den Weg zum Altar mache? Ehrlich, Matthew, ist dir das erst jetzt klar geworden?« Sophie versuchte, leise zu sprechen, doch es misslang. Warum sie das überhaupt noch kümmerte,
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