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Salomos letzte Geliebte

Salomos letzte Geliebte

Titel: Salomos letzte Geliebte
Autoren: Jason Dark
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Königin besitzt das größte Zelt. Davon ging ich mal aus. Es war in der Dunkelheit nur nicht einfach, die Größe der Behausungen abzuschätzen. Sie verteilten sich vor mir wie graue Gespenster, die hin und wieder der Restschein der Feuer erreichte und ihrer Außenhaut einen blutigen Anstrich gab.
    Die Logik sagte mir, dass sich die Königin nicht unbedingt in der Nähe der Amira aufhielt, auch wenn sie als deren Leibwächterin fungierte. Hier musste das nicht sein, denn hier konnte sich jeder sicher fühlen. Die Königin ahnte von diesem Verrat bestimmt nichts. Sie würde auch keinen Argwohn hegen, die beiden Frauen in ihr Zelt zu lassen, um dann böse überrascht zu werden.
    Also machte ich mich auf den Weg!
    Es war kein normales Gehen, sondern ein Schleichen. Ich war auf der Hut, ich blickte mich immer wieder zu den Seiten hin um und vermied natürlich die Nähe der Feuer.
    Ich wich auch den patrouillierenden Wächtern aus. Eine zu frühe Entdeckung konnte fatal werden. Es wäre einfacher gewesen, wenn ich die Sprache dieser Menschen verstanden hätte. Dann hätte ich einen nach dem entsprechenden Zelt fragen können, um ihn anschließend ins Reich der Träume zu schicken. Leider blieb mir auch das verwehrt.
    Die Kühle tat der verschwitzten Haut gut. Vom Wasser her wehte auch der schwache Wind und brachte den frischen Geruch mit. Der Staub des Tages hatte sich längst gesenkt. Die aufgeheizten Steine und Felsen kühlten ab, aber es war zu spüren, dass sie die Wärme abgaben, wenn ich dicht an ihnen vorbeiging.
    Keine Lücken am Himmel. Keine hellen Streifen mehr. Dafür hatte sich ein prächtiger Sternenhimmel bilden können. Die Gestirne kamen mir zum Greifen nahe vor, so sauber und klar war die Luft.
    Dann und wann drangen Stimmen zu mir hin. Manchmal nur flüsternd, dann halblaut zu hören. Die Aufpasser drehten ihre Runden, denn sie hielten sich nicht nur an den Feuern auf, sondern auch vor den Zelten.
    Ich hielt eine bestimmte Richtung bei und würde dorthin gelangen, wo auch die zahlreichen Wagen standen, die sich am Morgen in Bewegung setzen würden. Sie waren allesamt schon beladen. Über einige der Ladeflächen lagen Planen, die Kisten und Truhen verdeckten.
    Der Geschichte oder der Legende nach war die Königin von Saba mit ungemein wertvollen Geschenken zum Hof des Salomo gekommen, der sie mit offenen Armen empfangen hatte. Dort war auch ihr gemeinsamer Sohn Melenik gezeugt worden.
    Man hatte viel über die rätselhafte Königin geschrieben und überliefert. Für die einen war sie eine wundervolle Frau und schwarz, was auch eine Bedeutung für die Freiheitsbewegung der Schwarzen in Amerika hatte, für andere wiederum war sie eine hässliche Frau mit haarigen Beinen oder einem Klumpfuß. Das vermittelte die jüdische Mythologie. Ich machte mir keine Gedanken darüber, wie sie aussah, für mich war es wichtig, sie zu finden und zu retten.
    Zwei kleinere Zelte hatte ich schon passiert und auch hineingeschaut. Sie waren nicht von Menschen belegt. In ihnen hatte man kleinere Wagen abgestellt, auf denen wahrscheinlich eine sehr wertvolle Ware lagerte. Die Wachen hatte ich umschlichen und bewegte mich nun auf ein größeres Zelt zu, das allerdings nicht so groß war wie das der Amira, aber trotzdem von den anderen abstach.
    Es war recht spitz. Und durch seine Spitze wirkte es auf mich wie eine Kirche oder Kathedrale. Wer so ein Zelt errichtete, der gehörte meiner Ansicht nach nicht zu den normalen Getreuen und Soldaten. Es war das Zelt für eine Einzelperson.
    Vielleicht für die Königin?
    Das konnte stimmen, und ich richtete mich innerlich darauf ein. Dabei wurde ich noch vorsichtiger, duckte mich und versuchte, möglichst keine Geräusche zu verursachen. Es war gut, dass sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Mich lenkten auch keine Feuer ab, denn sie brannten woanders.
    Das Zelt rückte näher.
    Leider sah ich nicht, wo sich der Eingang befand. Wenn ich Pech hatte, an der anderen Seite, aber etwas fiel mir schon auf. In diesem Zelt war es nicht dunkel. Das innen leuchtende Licht presste sich auch gegen die Wände und machte sie heller. Leider nicht so hell, als dass ich zumindest Schatten dahinter hätte sehen können. Oder die Umrisse von Menschen, wenn sie sich bewegten.
    Ich schlich um das Zelt herum. In der Nähe erreichte ein ungewöhnlicher Duft meine Nase. Man konnte auch von einem exotischen Aroma sprechen, das von irgendwelchen Räucherstäbchen oder von einer brennenden
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