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Salomos letzte Geliebte

Salomos letzte Geliebte

Titel: Salomos letzte Geliebte
Autoren: Jason Dark
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von ihm wegging.
    Ich war nicht von einem inneren Jubel erfüllt, dass ich es geschafft hatte. Nein, ich hatte einen Menschen getötet, und an so etwas gewöhnt sich ein normaler Mensch nie. Jedenfalls dachte ich so und zählte mich zu den normalen Menschen. Aber hier hatte es keine andere Chance gegeben. Ich lebte, er nicht, aber ich hatte noch nicht gewonnen, das stand für mich auch fest.
    Die Feuer brannten noch. Blasse Flammen, die kaum einen Widerschein abgaben, tanzten über den flachen Schalen. Alles war anders geworden. Es gab keine Menschen mehr, abgesehen von mir. Die Krieger hatten den Ort fluchtartig verlassen. Nicht wenige von ihnen hatten sogar ihre Waffen zurückgelassen, weil sie in einer so großen Panik gewesen waren. Über sie musste durch mich der Fluch der Götter gekommen sein.
    Ich machte mir darüber Gedanken, was ich erreicht hatte. Eigentlich nicht viel. Die erste Auseinandersetzung hatte ich mit heiler Haut überstanden, aber das eigentliche Ziel war nicht erreicht worden. Noch immer befand sich das Schwert im Besitz der falschen Person, die außerdem jetzt gewarnt war und auch mehr über mich durch ihre getreue Gefährtin Zippa erfahren konnte.
    Ich konnte es drehen und wenden wie ich wollte, ich hatte zwar gewonnen, aber zugleich auch verloren. Meinen Plan hatte ich nicht in die Tat umsetzen können, aber in dieser Nacht wollte Salomos letzte Geliebte die Königin von Saba töten.
    Das stand fest, und genau das musste ich verhindern, obwohl die andere Seite jetzt gewarnt war.
    Ich blieb vor dem Ausgang des Zeltes stehen. Auf keinen Fall wollte ich hinauslaufen und losstürmen. Bei allem, was ich unternahm, war Vorsicht geboten. Ich stand allein. Aber meine Gegner waren zahlreich, und sie würden sich auch wieder von ihrem Schock erholen.
    So vorsichtig wie ein Dieb, der sich in ein Haus einschleichen will, schob ich die Plane zunächst ein kleines Stück zur Seite, um einen ersten Blick nach draußen zu werfen. Ein zumindest kleiner Überblick war schon wichtig.
    Es war Zeit verstrichen. Im Zelt hatte ich es nicht bemerkt, doch jetzt sah ich, dass die Dunkelheit den Tag abgelöst hatte. Tiefe Schatten, wie mit einer blauen Tinte gefüllt, lagen über dem Land. An verschiedenen Stellen des Lagers loderten Feuer in die Höhe. Diesmal allerdings brannte das Holz, und zwischen den Feuern bewegten sich die trägen Rauchwolken wie Schleier. Der Geruch nach kokelndem Holz schwebte über dem Lager, in dem sich noch immer zahlreiche Menschen aufhielten. Aber es herrschte trotzdem eine andere Atmosphäre als bei meinem ersten Besuch, denn es war viel stiller geworden.
    Ich hörte kaum noch Stimmen. Das Klirren der Waffen war ebenfalls verstummt. Kein Ochse brüllte mehr, kein Pferd wieherte, und aus den meisten Menschen waren Schattengestalten geworden, die sich lautlos durch die große Talmulde bewegten, wenn sie irgendwohin gingen.
    Die verschieden hohen Zelte standen noch. Ich rechnete damit, dass sie erst kurz vor dem Aufbruch abgerissen wurden und den Menschen jetzt noch als Lager dienten. Die meisten Männer hielten sich in den Zelten versteckt. Diejenigen, die im Freien herumliefen, kamen mir eher vor wie Wächter.
    Es war vieles anders geworden. Und so hatte sich auch die Temperatur verändert. Es waberte keine Hitze mehr über dem Lager. Die Dunkelheit hatte die Kühle mitgebracht, die ich auf meiner Haut schon als Kälte spürte.
    Ich hörte auch keine Stimmen, kein Lachen. Niemand hockte um die Feuer herum, um sich zu unterhalten oder um sich die Zeit mit irgendwelchen Spielen zu vertreiben.
    Ich konnte mich irren, aber ich hatte den Eindruck bekommen, als hätten zahlreiche Personen das Lager verlassen. Möglicherweise die Getreuen der Amira, die noch immer unter Schock standen und nun das Weite gesucht hatten.
    Verlassen wollte ich mich darauf nicht. Frei und sicher konnte ich mich auch nicht fühlen. Hier blieb die Welt weiterhin fremd und gefährlich für mich. Außerdem lag sie nicht in meiner Zeit, und dorthin wollte ich zurückkehren. Aber dazu brauchte ich wahrscheinlich die Hilfe der Zauberin Zippa. Also musste ich sie finden.
    Wo konnte sie sein?
    Sie und Amira waren Verbündete. Da konnte sich die eine Person auf die andere verlassen, und weil das so war, würden sie bestimmt auch zusammenbleiben und sich nicht getrennt in irgendwelchen Zelten aufhalten.
    Oder sie hatten den Weg, den ich erst suchen musste, schon zurückgelegt. Aber wo fand ich die Königin von Saba?
    Eine
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