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0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff

Titel: 0325 - Sie tanzten, wenn die Ratte pfiff
Autoren: wenn die Ratte pfiff (2 of 2) Sie tanzten
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Seit elf Tagen suchte er einen Mann, der sich George David Ackerman nannte. Seit elf Tagen machte er in der mörderischen Hitze Zentralafrikas die Runde durch die Hotels, Bars und Cafés der Stadt. Bislang hatte er sich vergeblich bemüht. Niemand konnte ihm einen Hinweis geben. Aber er war unermüdlich. Denn er wusste: irgendwo in rund 800 Meilen Umkreis, vielleicht im Dschungel, vielleicht in einer Stadt, irgendwo musste Ackerman stecken.
    Es war ein heißer, sonniger Morgen, als sich der Mann, er war ein Weißer, in den Frühstücksraum des Hotels Liberté, in dem er wohnte, begab.
    Als er den letzten Schluck Kaffee trank, trat der Kellner an ihn heran. Er hörte auf den Namen Umba Randi.
    Er trug eine schwarze Hose, ein blütenweißes Hemd und eine kurz geschnittene, weiße Jacke. Am Hals baumelte eine schief gebundene Krawatte. Schuhe und Socken hielt Umba Randi für überflüssig, er ging stets barfuß.
    Während er das Frühstücksgeschirr abräumte, murmelte er halblaut: »Ich habe ein Nachricht für Sie, Sir.«
    Der Weiße hob überrascht den Kopf: »Für mich? Eine Nachricht?Von wem?«
    Der Kellner ging nicht auf die Frage ein. Ohne von seiner Arbeit aufzublicken, sagte er halblaut: »Warten Sie in Ihrem Zimmer, Sir. Ich werde in zehn Minuten kommen.«
    Umba Randi nahm das Tablett mit dem benutzten Geschirr und verschwand. Der weiße Mann sah ihm überrascht nach. Schließlich stand er auf und ging in sein Zimmer. Kurz darauf klopfte es.
    »Herein!«, sagte der weiße Mann und blickte über die Schulter zur Tür.
    Zwei Männer kamen schnell über die Schwelle. Der eine drückte die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel um, der innen im Schloss steckte. Der andere hatte eine kurzläufige Pistole in der Hand und kommandierte: »Hände hoch! Keine verdächtige Bewegung, sonst knallt’s!«
    Der weiße Mann runzelte die Stirn. Er hatte diese beiden Männer noch nie gesehen, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Die beiden Burschen machten nicht den Eindruck, als ob mit ihnen zu spaßen wäre.
    »Räum ihn aus!«, befahl der erste.
    Der zweite stellte den Korb, den er mitgebracht hatte, vorsichtig auf dem Fußboden ab und machte sich an die Arbeit. Er nahm dem Mann in dem hellblauen Anzug alles ab, was er in dessen Taschen finden konnte. Den Pass reichte er an seinen bewaffneten Komplizen weiter.
    Der warf nur einen flüchtigen Blick hinein, dann sah er auf die anderen kleinen Besitztümer, die jetzt auf dem Bett verstreut lagen.
    »Keine Waffe?«, murmelte er. »Los, drehen Sie sich mit dem Gesicht zur Wand! Sie haben doch irgendwo eine Kanone versteckt!«
    Von hinten ging er auf den Mann in dem hellblauen Anzug zu. Der hatte noch immer die Hände erhoben und stand ruhig da. Aber der Eindringling dachte nicht daran, ihn nach Waffen abzuklopfen. Stattdessen holte er aus und schlug dem Ahnungslosen den Knauf der kurzläufigen Pistole auf den Hinterkopf. Der Getroffene stürzte auf das Bett.
    Die Hände wurden ihm mit einem Taschentuch zusammengebunden, die Füße mit seiner seidenen, meerblauen Krawatte.
    Die beiden Eindringlinge entfalteten eine seltsame Tätigkeit. Sie rückten den mitgebrachten Korb an eine Zimmerwand und stellten einen Stuhl dagegen.
    Danach befestigten sie eine Schnur am Deckel des Korbes. Die Schnur reichte bis zur Tür.
    Dort blickten sich die beiden noch einmal um. Der Mann auf dem Bett war noch bewusstlos. Der eine der beiden Eindringlinge ergriff die Schnur und zog, bis der Deckel vom Korb fiel. Dann verließen die beiden das Zimmer.
    In dem Korb blieb es zunächst still.
    Dann ertönte ein Zischen und gleich darauf ein leises Rascheln. Ganz langsam schob sich der Kopf einer großen Schlange über den Rand des Korbs. Ihr Rachen stand weit offen. Deutlich konnte man die fast drei Zentimeter langen, gebogenen Giftzähne erkennen.
    ***
    Wir verhörten Sniff Ackermann zum siebzehnten Mal. Er saß seit sechseinhalb Stunden im Vernehmungszimmer und hatte vor einer knappen Stunde um eine Pause gebeten. Wir gaben ihm eine Tasse Kaffee und eine Zigarette. Dann machten wir weiter, mein Freund Phil Decker, der Kollege Walter Leevstrong und ich.
    Als Ackerman seine Zigarette im Aschbecher ausgedrückt hatte, sagte ich: »Also, Sniff, wir machen weiter.«
    Ackerman sah nicht mehr so kraftstrotzend aus wie an dem Tag, als wir ihn gestellt hatten. Zwölf-Tage Einzelhaft, unterbrochen lediglich von siebzehn Verhören, hatten an seinen Kräften gezehrt. Trotzdem blieb er
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