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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
Autoren: Gerry
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    G erek erwachte im ersten Morgenlicht, stand leise auf und zog sich an. Er küsste seine Frau, die nur halb wach wurde und sich umdrehte und gleich wieder einschlief. Dann schlich er ins Nebenzimmer, wo sein Sohn lag. Gerek lächelte, als er den schlafenden Jungen sah, der sich in einer anrührenden Position auf dem Bett ausgestreckt hatte. Koris kleine Füße ruhten auf dem Kissen, den Kopf hatte er gegen die Wand gedrückt. Gerek setzte sich neben seinem Sohn aufs Bett und schüttelte ihn sanft. »Kori, Kori«, sagte er leise. »Ich will zur Insel, um Shanblätter zu pflücken. Möchtest du mitkommen? Oder willst du lieber weiterschlafen?«
    Der Junge drehte sich um und gähnte, die Augen immer noch geschlossen. »Ich komme mit«, erwiderte er verschlafen.
    »Schön«, sagte Gerek immer noch leise. »Dann musst du jetzt aber aufstehen.«
    »In Ordnung«, murmelte Kori, aber die Augen schlug er noch immer nicht auf.
    Sein Vater lachte leise.
    Einen Augenblick später öffnete der Junge die Augen und gähnte abermals. Gerek half ihm aus dem Bett, zog ihn an und führte ihn an der Hand in die Küche.
    »Willst du jetzt etwas essen oder lieber warten, bis wir zurückkommen?«, flüsterte Gerek.
    Der Junge überlegte einen Augenblick und verzog nachdenklich das vom Schlaf verquollene Gesicht. »Ich glaube, ich habe jetzt schon Hunger«, sagte er schließlich. Sein Vater legte einen Finger an die Lippen, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er leiser sprechen sollte. »Kann ich ein Stück süßes Brot haben?«, fuhr Kori nun flüsternd fort.
    Gerek nickte und ging auf Zehenspitzen in die Speisekammer. Er kehrte mit zwei Stücken des weichen Brots zurück, gab eins davon seinem Sohn und biss selbst in das andere. Nachdem sie gegessen hatten, zogen Mann und Junge dicke braune Jacken über und verließen leise das Haus. Die Morgenluft war kühl und feucht, und der brackige Geruch des nahen Hafens lag schwer über dem Dorf. Der Himmel war blau, und die ersten Sonnenstrahlen warfen lange Schatten vor die beiden, als sie durchs Dorf und dann zum Strand hinunterliefen. Dort angekommen, gingen sie zwischen den kleinen Holzbooten hindurch, die auf den Sandstrand gezogen waren, bis sie schließlich den Einbaum erreichten, den Gerek im Frühjahr zuvor gebaut hatte. Im Boot lagen drei hölzerne Paddel, zwei von der üblichen Größe, das dritte, das für Kori bestimmt war, halb so groß wie die anderen. Kori nahm sein Paddel und eines der größeren heraus, wobei ihm das letztere ein wenig Schwierigkeiten machte, und sein Vater schob den Einbaum über den Sand, bis das Boot die glasartige Wasseroberfläche erreicht hatte. Dort hielt er inne und ließ Kori einsteigen und zum Bug klettern. Anschließend nahm Gerek seinen Platz im Heck ein und begann, den Einbaum vom Strand wegzupaddeln.
    Feiner Nebel, der von der Wasseroberfläche aufstieg, teilte sich und wirbelte an den Seiten des Einbaums entlang, als das Boot auf eine große, bewaldete Insel eine halbe Meile vom Ufer entfernt zuglitt. Die Bäume der Insel hatten unzählige Grünschattierungen, ihre Blätter waren noch frühlingsfrisch. Dünne Nebelfahnen wanden sich über der Waldinsel wie Finger einer geisterhaften Hand. Hinter der Insel, in weiter Ferne, lag dichter Nebel wie eine Decke über der hellen, grünlichen Erhebung des Unteren Horns. Kori, im Bug des kleinen Bootes, paddelte und wechselte geschickt das Paddel von einer Seite zur anderen, wie sein Vater es ihn gelehrt hatte. Gerek lächelte und schüttelte den Kopf. Es ist unglaublich, dachte er, als er den Jungen beobachtete, dass er schon fünf Jahre alt ist. Wo waren diese Jahre nur geblieben?
    »Du paddelst gut, Kori«, rief er. »Sieht aus, als solltest du bald schon hier hinten sitzen und steuern.«
    Kori drehte sich zu seinem Vater um, ein stolzes Lächeln auf seinem jungen, sonnenbeleuchteten Gesicht. Dann wandte er sich wieder nach vorn und begann, noch entschlossener als zuvor zu paddeln. Wieder lächelte Gerek. Als sie die Insel erreicht hatten, steuerte Gerek das Boot zu einem kleinen Strand am Südende, sprang heraus und schob den Einbaum hoch auf den Strand. Kori stieg aus dem Boot, und dann gingen Vater und Sohn in den Wald hinein.
    Ein schmaler, ausgetretener Pfad, den die beiden schon öfter benutzt hatten, wand sich zwischen Ahorn, Eichen, Ulmen und Espen hindurch und führte vom Ufer aus zunächst stetig höher, bis das Gelände mehrere hundert Fuß weit im Wald wieder flach wurde. Die Sonne
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