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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
Autoren: Harald Evers
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1 ♦ Victor
     
    Stille lag über dem Land von Noor. Die Geröllwüste erstreckte sich weit im trüben Licht des Morgens - Felsbrocken über Felsbrocken, vom kleinen Steinchen bis hin zum turmhohen Trümmerstück und nur unterbrochen von den gewaltig in den Himmel aufragenden Felspfeilern; irgendwo) weit oberhalb der lastenden grauen Wolkendecke, in drei oder vier Meilen Höhe, gingen sie in den Felsenhimmel über. Diese abgelegene, vergessene Welt aus kaltem Fels und Stein bot nichts als dunkle Farbtöne in Grau und Rot, hier und dort verhangen von milchigen Nebelschleiern, die wie Leichentücher über den flachen Weiten des Gerölls hingen, so als wollten sie alles, was unter ihnen kroch und wuchs, erstarren lassen. Wenn es irgendwo einen Ort auf dieser Welt gab, zu dem der Begriff >Zeitlosigkeit< passte, dann war es dieser hier.
    Victor sog langsam Luft durch die Nase ein.
    Es war nicht leicht, einen neuen Tag mit einem so trüben Anblick zu beginnen. Immerhin - die Morgenkühle war angenehm, sie erfrischte die Haut und das Hirn. Wachheit, ja, die konnte er jetzt gebrauchen. Eine schwierige und vermutlich auch gefährliche Aufgabe lag vor ihm.
    Victor riss den Blick von dieser seltsam faszinierenden Weite los und wandte ihn langsam nach links, wo sich ein gewaltiges steinernes Bauwerk befand. Er holte unwillkürlich tief und langsam Luft. Voller Vorahnungen betrachtete er die zyklopische Mauer, die in der Morgendämmerung vor ihm aufragte; sie mochte an die zweihundert Ellen hoch sein. Sie verlief unregelmäßig - mal schräg, mal senkrecht und mit unterschiedlich hoher Mauerkrone, eine besondere Form schien der Baumeister nicht im Sinn gehabt zu haben.
    Victor versuchte einzuschätzen, ob der grob behauene Stein vielleicht so hart war, dass man ihn nicht feiner hatte bearbeiten können. Man hätte leicht an dieser >Festungsmauer< hinaufklettern können - sie bot genügend Tritte und Griffe. Aber ein solcher Versuch erübrigte sich - gab es doch mitten in der Ostseite der Mauer einen riesigen, leeren Torbogen, der sich wie ein dunkler Rachen über der Ebene jenseits der Festung öffnete. Victor dachte, dass dieser grausige Schlund allein schon Abschreckung genug war. Er verlieh der Festung ein Aussehen, als wäre sie der Kopf eines verzweifelt nach Luft schnappenden Riesen, der in irgendeinem namenlosen Morast versank.
    Er fröstelte. Ob es wegen der Kälte oder mehr wegen des Furcht einflößenden und fremdartigen Anblicks dieses jahrtausende alten Bauwerks war, vermochte er nicht zu sagen. Alles lag in schweigendem rötlichem Grau vor ihm; hier über der Hochebene von Noor gab es nur wenige Sonnenfenster im Felsenhimmel.
    Er war noch nie in einer so lichtlosen Gegend gewesen. Unten im Salmland, in Akrania oder in den Westreichen herrschte fast überall eine Flut von Helligkeit, die durch tausende von meilengroßen Sonnenfenstern in die Höhlenwelt strömte. Dort war auch der lichte Raum zwischen dem Erdboden und dem Felsenhimmel von befreiender Höhe; meist waren es sechs oder sieben Meilen bis hinauf, wo sich der Fels schützend über die Welt spannte. Nein, es war kein gutes Land hier - dunkel und drohend, kalt und ohne Leben.
    Er zog sich die Felljacke enger um den Leib und schritt voran, auf den großen Torbogen zu. Er würde den Mut aufbringen müssen, dort hindurchzugehen.
    »Victor?«
    Er blieb stehen, wandte sich um.
    Zwanzig Schritte hinter ihm, unterhalb eines schützenden Felsblocks, hatte sich Roya aus den Decken ihres Nachtlagers geschält. Ihre glatten schwarzen Haare waren nur ein dunkler Fleck im Schatten unter dem Felsen. Sie blickte betroffen zu ihm herüber, so als fürchtete sie, er wollte sie zurücklassen, schutzlos und ganz allein an diesem wohl verlassensten Flecken der Welt.
    Er ging zu ihr zurück.
    Sie wirkte wie eine zarte Blume in dieser trostlosen, düsteren Welt, und Victor huschte ein Lächeln übers Gesicht, als er sich zu ihr niederkniete.
    »Ich wollte mich nur umsehen«, sagte er sanft.
    Sie blickte sich verstört um. »Wo sind die Drachen?« Die Anzeichen dafür, dass sie schlecht geträumt hatte, waren allzu deutlich.
    Er hob den Kopf und starrte in den Himmel hinauf. »Weiß nicht. Sie werden nach Futter suchen.«
    Roya seufzte angespannt. »Hier gibt es doch ohnehin nichts.«
    Er nickte. Vielleicht mussten sie es tun, irgendeinem Instinkt gehorchend, auch wenn ihr Verstand ihnen sagte, dass jegliche Suche vergebens sein würde.
    Roya stöhnte leise, rieb sich dann mit
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