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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
Autoren: Harald Evers
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der ein Urteil gegen sie aussetzen würde. Den Gedanken, dass der Rat durchaus auch Todesurteile aussprechen konnte, verdrängte sie verbissen.
    Leandra sah zu Alina hinüber, die steif und mit ernstem Gesicht die zwölf Ratsmitglieder beobachtete. Sie sah fabelhaft aus - schlicht und einfach wunderschön. Alina war noch sehr jung, gerade zwanzig Jahre alt, und besaß einen schlanken, hoch gewachsenen Körper, glatte rehbraune Haare und sanfte, doch auch markante Gesichtszüge. Leandra hatte zuerst gehofft, dass Alina mit ihrer Schönheit und ihrem einnehmenden Wesen diese Männer im Fluge für sich gewinnen würde - aber sie hatte die miesen alten Kerle unterschätzt. Nein, die Macht, die sie erlangt hatten, würden sie nicht mehr hergeben wollen, egal, ob die Bruderschaft nun zerschlagen war oder nicht. Sie schalt sich für ihre Naivität, geglaubt zu haben, dass ein Land sogleich wieder in sonnigen Frieden zurückfallen würde, wenn man es nur von seinem bösen Tyrannen befreite. Nein - in solchen Konflikten wurden unzählige Gräueltaten begangen und großes Unrecht verübt; es gab Gewinner, die ihre Macht behalten, und Verlierer, die Rache üben wollten, und nach einem solchen Kampf gingen die eigentlichen Probleme erst richtig los.
    »Es sind Leute unter uns«, rief der erzürnte Fellmar aus, der noch immer stockschwingend neben Ulkan stand, »die nichts als ihren persönlichen Nutzen im Sinn haben. Es ist eine Schande! Mir ist nicht bekannt, dass in früheren Jahrhunderten der Rat schon jemals zuvor so verrottet war wie heute. Man hat hier schlichtweg vergessen, dass wir zum Wohl der Bürger von Akrania zu handeln haben! Ich sehe hier zu viele hohe Herren mit fetten Bäuchen, denen ihre Besitztümer und Macht wichtiger sind als das Wohlergehen der Menschen im Lande!«
    Seine Worte riefen nur wenig Betroffenheit hervor -so wahr sie auch sein mochten. Leandra hatte das Gefühl, als würden sich gewisse Ratsmitglieder nur noch umso behaglicher in ihrer Unredlichkeit suhlen und sich dabei im Kopf zusammenrechnen, wie viele Goldstücke sie heute wieder trickreich an sich gebracht hatten - auf Kosten anderer selbstverständlich.
    »Wenn ich es könnte«, fuhr Fellmar fort, der noch immer nicht fertig war, »dann würde ich diese junge Frau auf der Stelle zur Shaba machen und sie das Urteil sprechen lassen! Seht sie euch an, meine Brüder! Sie hat das Herz am rechten Fleck, sie ist gut und gerecht. Aber... hier scheint es mir Leute zu geben, welche diese Gerechtigkeit fürchten müssen, wie die Nacht den Morgen! Mögen die Kräfte euch Pack verfluchen!«
    Damit wandte sich Fellmar schwungvoll um und stapfte zu seinem Stuhl zurück. Aufgrund seines Alters schien man ihm solche barschen Worte durchgehen zu lassen.
    Ötzli erhob sich und breitete die Arme aus. »Ich bitte Euch, meine Brüder«, sagte er, an alle gewandt. »Wir sollten uns unserer Aufgaben wieder bewusst werden und kluge Entscheidungen fällen. Fellmars Worte waren grob, aber gewiss nicht völlig unberechtigt. Ich schlage vor, dass wir abstimmen, und rufe jeden von uns auf, dass er sich auf seine Pflichten gegenüber dem Land besinnen möge.«
    Allgemein zustimmendes Gemurmel erhob sich. Leandra registrierte, dass Altmeister Ötzli hier offenbar so etwas wie eine gehobene Stellung innehatte. Sie schöpfte ein wenig Hoffnung und blickte zu Meister Fujima, dem listigen kleinen Meistermagier, der neben ihr saß.
    »Was ist, wenn sie uns als Mörder hinstellen?«, flüsterte sie.
    Meister Fujima schnaufte. »Das mögen die Kräfte verhüten«, sagte er nur.
    Sie schluckte. »Werden wir dann eingesperrt? Oder gar... hingerichtet?«
    Er sah sie mit einem Blick an, der verriet, dass er im Augenblick so ziemlich alles für möglich hielt.
    »Als Erstes«, hob Ötzli erneut und mit lauter Stimme an, »steht zur Abstimmung, ob der Rat weiterhin der Shabibstochter Alina das Anrecht auf den Thron verweigern wird. Die Forderung der Ratsmitglieder Zelko und Vandris lautet, dass sie zuerst den wahren Vater ihres Sohnes Marie vorweisen muss.«
    »Jawohl«, bekräftigte daraufhin Zelko, der sich von seinem Platz erhob. »Wir können keine Frau zur Herrscherin ernennen, die nicht einmal den Vater ihres Kindes kennt! Wenn schon unsere Shaba eine Vertreterin der Unmoral ist - was soll da aus der Moral unserer Bürger werden!«
    Mehrere beipflichtende Rufe ertönten.
    »Es ist überhaupt nicht Sache des Rates«, rief Ulkan wütend dazwischen, »einen Shabib oder eine Shaba
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