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Zorn der Meere

Zorn der Meere

Titel: Zorn der Meere
Autoren: Falconer,Colin
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Colin Falconer
    Zorn der Meere
    Roman

    scanned by Kaahaari
    c&l by AnyBody

    Der Dreimaster Batavia der Ostindien-Kompanie macht sich 1628 mit dreihundert Passagieren an Bord auf den Weg von Holland in die Kolonie Java. Ganze neun Monate soll die Reise dauern, die von Anfang an unter einem schlechten Stern steht. Kapitän Jakobs und Kommandeur Pelsaert sind erbitterte Feinde.
    Lucretia van der Mylen, auf dem Weg zu ihrem Ehemann, verdreht den Männern der Besatzung den Kopf. Doch nur die Liebe zu Pelsaert erwidert sie. Beide wissen aber, dass ihre Liebe keine Chance hat.
    Trotzdem gönnt ihnen diese zarte Freundschaft niemand. Als die Gelegenheit günstig ist, wird Lucretia brutal überfallen und erleidet unendliche Qualen. Längst denken die Matrosen an Meuterei.
    ISBN: 3453187415
    Originaltitel: The Kingdom
    Aus dem Englischen von Gabriele Weber-Jaric Copyright © 2000 by Colin Falconer
    Copyright © 2001 der deutschen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
    Druck und Bindung: GGP Media, Pößneck

    Zu herrschen in der Hölle hier ist mir lieber,
    als in dem Himmel nur zu dienen.
    John Milton, Das verlorene Paradies (Quelle: Reclam, 1986)

    I
    Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Der Name tut im Moment nichts zur Sache. Ich bin vermögend, gebildet und eigent lich auch ein Gentleman, obgleich es Stimmen gibt, die Gegenteiliges behaupten.
    Ich glaube an Gott. Es wäre auch töricht, das nicht zu tun, denn er hilft mir stets bei meinen Geschäften.
    Mein Hauptinteresse gilt jedoch dem Studium der menschlichen Natur - ein Sujet, das mich immer und ewig faszinieren wird. In erster Linie hat es mir dabei das Böse angetan. Nicht die Sünde wohlgemerkt! Sünden sind meist Nichtigkeiten, die sich selten zur Pracht wahrer Finsternis entfalten. Ich meine das Monströse, das Abartige, das, was Sie als obszön bezeichnen würden.
    Bitte tun Sie nicht so, als wüssten Sie nicht, wovon ich rede.
    Ich war von Anfang an dabei. Ich war schon an Bord, als die Batavia Texel verließ, selbst wenn mein Name nicht auf der Passagierliste erschien, die die feine Companie so säuberlich zusammengetragen hatte.
    Ich entsinne mich noch genau meines Gefühls reiner, ungetrübter Vorfreude, als die Matrosen die weißen Segel hissten, die sich aufblähten und donnernd im Wind schlugen.
    Ich wurde nicht enttäuscht.
    Wundert Sie das?
    Nicht doch! Wenn Sie die Menschen nur halb so gut kennen würden wie ich, wüssten Sie, dass die nachfolgenden Ereignisse unumgänglich waren, selbst wenn die braven Holländer später alles taten, um ihr Entsetzen auszudrücken. Wie ihre calvinistischen Pastoren glaubten ja auch sie, Reichtum, Bildung und Frömmigkeit zählten als Beweise für das Gute im
    -3-

    Menschen, sodass ihnen zuletzt nichts anderes übrig blieb, als mir die Schuld in die Schuhe zu schieben.
    Schauen Sie mich an!
    Sieht so ein Übeltäter aus? Etwa gar einer von jenen, über die Sie haben munkeln hören?
    Doch ich greife vor. Kommen Sie, rücken Sie ein wenig näher! Ich will Ihnen die wahre Geschichte erzählen.

    Houtmans Riff
    Dreiundvierzig Meilen westlich von Geraldton, Westaustralien Achtundzwanzig Grad und dreißig Minuten südlicher Breite

    Der Schädel lag unbedeckt in dem flachen Grab und grinste ihnen aus dem weichen, weißen Sand entgegen - eine dreieinhalb Jahrhunderte alte Grimasse des Todes.
    Ein Mann in abgetragenem T-Shirt, auf dem Rücken das ausgeblichene Logo des Fremantle Maritime Museums, hockte neben dem Grab und entfernte mit einem Pinsel den Sand. Die Grube war etwa einen Meter tief. Sorgsam war sie mit Hilfe von Spateln ausgehoben, die Sandschichten Zentimeter für Zentimeter abgetragen worden.
    Ein Gitternetz aus Schnüren markierte die Grabstätte. Sie war mit verschlungenen Baumwurzeln und Nestern von Sturmtauchern durchsetzt, was die Ausgrabungen erschwerte.
    Zwei Pathologen begleiteten die Expedition, eine Frau und ein Mann. Die Frau trug Handschuhe aus Latex. Sie bückte sich, um einen bereits freigelegten Schädel zu untersuchen, und blies mit einem Strohhalm den Sand aus seinen Knochenhöhlen. Einer der Archäologen beugte sich zu ihr hinab.
    -4-

    »Weiblich«, teilte sie ihm mit. »Noch sehr jung, nach den Zähnen zu schließen, zum Zeitpunkt des Todes nicht älter als sechs oder sieben.« Sie runzelte die Stirn. »Schauen Sie, dieser Zahn hier ist eingedrückt worden, womöglich durch einen Hieb.
    Die Folge davon werden entsetzliche Schmerzen gewesen sein, getötet hat sie das
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