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Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt

Titel: Höhlenwelt-Saga 03 - Der dunkle Pakt
Autoren: Harald Evers
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sollen...«
    »Natürlich!«, riefen wieder zwei, drei Personen.
    »...eines Ratsmitgliedes«, fuhr Ötzli mit erhobener Stimme fort, »das nach allem, was wir wissen, den Rat in böswilliger Absicht unterwandert und den Meuchelmord an neun Mitgliedern der Shabibsfamile befohlen hat!«
    »Das ist noch lange nicht bewiesen«, rief Hennan, der kleine dickliche Mann im roten Talar.
    »Ich bitte um Ruhe«, herrschte Ötzli den Mann an. »Ich bin der Ratsvorsitzende, ich habe hier über die Ordnung zu wachen und werde keine weiteren Störungen mehr dulden!«
    Leandra verzog erstaunt das Gesicht. »Er ist der Ratsvorsitzende?«, flüsterte sie. »Tatsächlich?«
    Meister Fujima winkte ab. »Das heißt nicht viel«, meinte er. »Er wacht hier lediglich über Ruhe und Ordnung und achtet auf die Einhaltung bestimmter Formen und Verfahrensweisen.«
    »Kann er auch... Mitglieder hinausweisen? Solche, die sich schlecht benehmen?«
    Meister Fujima schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Er wird allenfalls die Sitzung vertagen können.«
    Leandra seufzte und blickte wieder zu den Männern, die die Geschicke des Landes in Händen hielten.
    »Der Ratsdiener«, fuhr Ötzli fort, »wird nun die Abstimmungsmarken verteilen. Rote und blaue. Ihr alle kennt das Verfahren.«
    Der Ratsdiener war schon unterwegs, während zwei andere Bedienstete eilig einen schwarzen Vorhang um ein Gestell herum aufhängten, das auf einem kleinen Podest bereitstand. Ein Tisch wurde herbeigeschafft, dazu zwei metallene Urnen. All dies verschwand hinter dem schwarzen Vorhang.
    »Seid Ihr bereit, meine Brüder?«, fragte Ötzli schließlich in die Runde.
    Niemand meldete sich, der noch nicht so weit war. Damit nahm die Abstimmung ihren Lauf. Leandra beobachtete befangen und voller böser Vorahnungen das Verfahren. Der Reihe nach schritt jedes der Ratsmitglieder hinter den Vorhang. Dort hörte man dann zwei hell klingende Geräusche - das Zeichen dafür, dass die beiden Marken in jeweils eine der Urnen gefallen waren. Anschließend trat das Ratsmitglied wieder hervor. Auf diese Weise war ein Betrug unmöglich, jeder verbrachte nur Sekunden hinter dem Vorhang und die Geräusche der fallenden Marken waren gut zu hören.
    Dann war es soweit: Alle Ratsmitglieder hatten abgestimmt, einschließlich des Vorsitzenden. Die Helfer nahmen den Vorhang wieder ab, die Urnen wurden zu Ötzli gebracht. Leandra warf Alina einen nervösen Seitenblick zu.
    Schnell hatte Altmeister Ötzli unter Aufsicht seiner Mitbrüder das Ergebnis ermittelt. Er trat einen Schritt vom Tisch zurück und hob die Arme in verkündender Geste.
    »Gleichstand«, sagte er, »in beiden Fragen! Jeweils sechs Für- und sechs Gegenstimmen.«
    Das Aufatmen der Gruppe um Leandra war leise, aber gewaltig. Sie hatten zwar nicht gewonnen, aber im Augenblick konnte ihnen niemand etwas Schlimmeres antun. Sie hatte sich schon gefragt, was sie tun könnte, würde man sie zu Gefängnis oder gar zum Tode verurteilen. Innerhalb des Hierokratischen Rates hingegen war die Unzufriedenheit beinahe mit Händen zu greifen.
    »Eine Schande!«, rief jemand, »Neuabstimmung!« ein anderer; lautstarkes und empörtes Gemurmel erhob sich. Man warf sich gegenseitig Verzögerungstaktiken vor, Verleumdung, Rücksichtslosigkeit und mangelndes Verantwortungsbewusstsein. In aller Deutlichkeit war zu sehen, dass dieser Rat zerstritten war bis ins Mark und beschlussunfähig hinsichtlich jeglicher wichtiger Fragen.
    »Was nun?«, rief jemand laut. »Was tun wir jetzt?«
    »Noch einmal abstimmen!«, lautete eine Forderung.
    »Wir brauchen ein neues, dreizehntes Mitglied!«, warf ein anderer ein.
    Letzteres wurde von den meisten heftig abgelehnt; offenbar befürchtete man, dass jeweils die Gegenseite dann versuchen würde, ein Mitglied nach ihren Vorstellungen einzuschleusen.
    »Einen Augenblick«, ertönte plötzlich eine neue Stimme. Leandra registrierte verwundert, dass es eine Frauenstimme war. Alle wandten sich um, und dann hatte schließlich jeder begriffen, dass es Alina war, die gesprochen hatte. Sie stand vor ihrem Stuhl, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und blickte trotzig um sich.
    »Gibt es hier jemanden«, rief sie mit ihrer klaren Stimme in den Saal hinaus, »der bestreitet, dass ich die Tochter Geramons bin - des ermordeten Shabibs von Akrania?«
    Schweigen breitete sich aus. Ob es wegen dieser nicht zu widerlegenden Tatsache war oder wegen der allgemeinen Verblüffung über ihr Eingreifen, war im Augenblick nicht zu
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