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Salomos letzte Geliebte

Salomos letzte Geliebte

Titel: Salomos letzte Geliebte
Autoren: Jason Dark
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Wie helle Schokolade, in der sich sehr viele Milchanteile befanden. Ihr Gesicht war für mich nicht genau zu erkennen, denn sie saß zu weit weg und zudem etwas im Schatten, für den die Krone einer nicht sehr hoch gewachsenen Buche sorgte.
    Jeder, der sie gesehen hätte, der hätte nur mit den Schultern gezuckt und sie für einen normalen und harmlosen Gast gehalten. Nur nicht meine Assistentin Glenda Perkins. Ich wusste nicht, ob sie sich etwas einbildete, konnte es mir aber vorstellen, denn in unserem Job sah man oft Dinge, die sich hinterher als Irrtum erwiesen, weil wir irgendwie immer auf der Hut waren.
    »Jetzt wartest du auf einen Kommentar, nicht?«
    »So ist es, John.«
    »Tut mir Leid, da bin ich überfragt. Sie sieht aus wie alle anderen. Sie kommt her, um einen Schluck zu trinken und um die Gegend zu genießen.«
    »Wenn es denn so wäre.«
    »Hör auf, Glenda. Malst du nicht den Teufel an die Wand?«
    »Sie hat dich beobachtet!«, behauptete sie nach wie vor.
    »Dich nicht?«
    Wenn Glenda sich einmal was in den Kopf gesetzt hatte, bekam sie es so schnell nicht heraus. Ich wusste auch nicht, wie ich sie vom Gegenteil überzeugen sollte, aber das war auch nicht mehr nötig, denn die exotische Person, die bisher so still auf der Mauer gesessen hatte, bewegte sich plötzlich nach vorn und rutschte von der Kante herab, wobei ihre Füße im Gras verschwanden. Wenn sie jetzt ging, saßen wir genau in ihrer Zielrichtung, aber das tat sie nicht, denn sie griff zuerst nach dem Glas und behielt es in der rechten Hand.
    »Jetzt geht sie«, flüsterte Glenda.
    Ich warf ihr einen schnellen Blick zu und konnte nicht verstehen, was mit ihr los war. Sie hatte sämtliche Entspannung verloren und saß auf dem Gartenstuhl wie zum Sprung. Auf keinen Fall konnte sie die exotische Frau als einen normalen Gast ansehen, dann hätte sie anders reagiert. Zudem waren wir beide die einzigen Gäste, die sich für die Person interessierten, denn die anderen waren mit sich selbst beschäftigt oder schauten den Schiffen nach, die stromab- oder stromaufwärts durch die Themse pflügten.
    Glenda trug ein apfelsinenfarbenes Top, das den Bauchnabel freigab, aber an den Schultern von zwei Trägem gehalten wurde. Die helle Caprihose passte perfekt. Strümpfe trug sie keine, und die ebenfalls orangefarbenen Zehennägel lugten aus der Öffnung ihrer flachen Sandalen hervor. Sie hatte noch eine helle dünne Jacke mitgenommen, die aber hing über der Stuhllehne, und so fiel mir die Gänsehaut auf, die über ihre nackten Arme kroch. Sie machte sich wirklich Sorgen, was ich auch weiterhin nicht verstand, aber das musste ich wohl auch nicht.
    Glenda konnte sich auch nicht zurückhalten. Sie flüsterte: »Diese Person ist mir unheimlich, John.«
    »Mir nicht.«
    »Warte es ab.«
    Wir schwiegen, denn die Frau war nahe genug herangekommen, um unser Gespräch zu hören, und das wollten wir nicht riskieren. Je näher sie kam, desto besser sah ich sie. Ich erkannte ein rundes Gesicht mit sehr vollen Lippen und großen dunklen Augen. Die Pupillen sahen aus wie zwei Perlen, und der Stoff des Kleides war tatsächlich mit Goldfäden durchwirkt, denn auch jetzt schimmerte er, wenn er sich bewegte.
    »Was will sie?«, flüsterte Glenda.
    »Das werden wir gleich hören.«
    »Aha, dann bist auch du davon überzeugt, dass sie zu uns will und ich mich nicht geirrt habe?«
    »Mittlerweile schon.«
    »Danke.«
    Die Unbekannte ging durch die Lücke zwischen zwei Nachbartischen, und die Lippen verzogen sich jetzt zu einem Lächeln, als wollte sie uns wie alte Freunde begrüßen.
    Wir blieben normal sitzen und zeigten ihr auch nicht durch Gesten, dass wir sie erwartet hatten. Wir wollten eben alles auf uns zukommen lassen.
    Sie ging noch zwei Schritte, allerdings kleine, dann blieb sie vor uns stehen und senkte den Kopf, um auf unseren Tisch zu schauen. Es war eine etwas demütige Haltung, die sie eingenommen hatte, die allerdings sehr schnell vorbei war, als sie nach einem leichten Zucken des Oberkörpers den Kopf anhob und uns beide anschaute. Jetzt sahen wir auch den leichten Glanz, der sich über ihre Augen gelegt hatte. Das feine Lächeln blieb ebenfalls, und sie neigte den Kopf, um uns zu begrüßen.
    »Hallo«, sagte ich.
    Glenda enthielt sich eines Kommentars. Sie nickte der anderen Frau nur knapp zu.
    »Darf ich mich setzen?«, erkundigte sich die Frau in einem lupenreinen Englisch.
    Es waren noch zwei Stühle an unserem Tisch frei. Glenda war nicht unbedingt
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