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Salomos letzte Geliebte

Salomos letzte Geliebte

Titel: Salomos letzte Geliebte
Autoren: Jason Dark
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dafür, das sah ich ihr an, wahrscheinlich erblickte sie in der exotischen Person eine Konkurrentin, aber ich hatte nichts dagegen. Außerdem war ich mittlerweile gespannt, was sie von uns wollte. Dass sie sich diesen Platz rein zufällig ausgesucht hatte, daran konnte ich nicht glauben.
    »Bitte, wenn Sie wollen.«
    »Ich danke Ihnen«, erklärte sie sehr höflich.
    Das Glas hatte sie mitgebracht. Sie stellte es zuerst auf den Tisch, dann zog sie sich den Stuhl zurecht und ließ sich darauf nieder. Auch jetzt wirkten ihre Bewegungen sehr höflich, fast schon geziert, als befände sie sich auf einer Bühne und nicht im normalen Leben. Sie schob sich auf dem grünen Stuhl zurecht und trank einen Schluck aus ihrem Glas. Es war tatsächlich Saft.
    Ich schaute sie an. Allerdings so, dass es nicht unbedingt auffiel. Sie war über 30 und auf ihre Weise sehr attraktiv mit einer weichen Haut. Mir fiel auf, dass die Umgebung der Augen besonders hervorgehoben wurde, denn sie hatten einen helleren Lidschatten bekommen.
    Ich übernahm das Gespräch und fragte: »Ist es Zufall, dass Sie sich unseren Tisch ausgesucht haben, nachdem es Ihnen auf der Mauer zu unbequem geworden ist?«
    »Nein, das ist kein Zufall.«
    »Sehr gut. Dann haben Sie uns gesucht?«
    »Kann man sagen.«
    Sie war sehr allgemein in ihren Aussagen geblieben. Da sie in meiner unmittelbaren Nähe saß, bemerkte ich sehr deutlich diese andere Aura, die sie ausströmte. Ich konnte sie nicht erklären, aber sie war da. Sie floss wie ein Strom auf mich zu und rann über meine Haut hinweg, aber sie drang auch in mich ein, als wollte sie mein Herz umklammern.
    »Warum haben Sie uns gesucht?«
    Die Frau achtete nicht auf meine Frage. Sie konzentrierte sich jetzt auf Glenda Perkins, die bisher nichts gesagt hatte und durch ihre steife Haltung eine Ablehnung andeutete.
    »Sie brauchen keine Angst um Ihren Freund zu haben. Ich will ihn nicht ab...«
    »Er ist nicht mein Freund!«
    »Ah ja.«
    Glenda ärgerte sich, ich kannte sie da gut genug, und sie fügte noch hinzu: »Wir sind nur Kollegen.«
    »Danke für die Aufklärung.«
    Glenda beherrschte sich nur mühsam. Sie bekam einen roten Kopf, was nicht an der Wärme lag und auch nicht an dem Glas Wein, das sie getrunken hatte. Ihr gefiel die Frau nicht, ebenso wie deren Anmache nicht, und sie fühlte sich irgendwie zurückgedrängt von einer fremden Person, die kurzerhand in unsere Zweisamkeit eingebrochen war.
    Ich übernahm wieder das Wort. »Was genau wollen Sie von uns?«
    Die Frau überlegte oder tat zumindest so. Sie senkte den Kopf und blickte auf ihre Füße. »Das ist nicht einfach zu sagen«, erklärte sie, hob den Blick an und schaute mir ins Gesicht. »Das ist es wirklich nicht, John Sinclair.«
    Ich horchte und schaute auf. »Sie kennen mich?«
    »Ja.«
    »Ich Sie nicht.«
    »Ach, ich bin eigentlich unwichtig.« Sie gab sich etwas verlegen und hob in einer gestenhaften Bewegung beide Hände, die sie übereinander gelegt hatte. Erst jetzt sah ich den Ring, den sie am linken Mittelfinger trug. Dass er mir nicht vorher aufgefallen war, musste daran liegen, dass sie die Vorderseite wohl nach innen gedreht und ihn nun wieder in die richtige Position gebracht hatte.
    Er konnte nicht übersehen werden. Glenda beugte sich leicht nach vorn, denn sie musste über den Tisch hinwegsehen. Auch ich war auf diesen Anblick nicht gefasst.
    Es war eigentlich ein Herrenring mit einer recht breiten und auch dunklen Steinfläche. Genau in der Mitte schimmerte in knochenbleicher Farbe ein Totenkopf.
    Ich sagte nichts. Auch die dunkelhäutige Frau schwieg. Aber sie hielt den Ring so, dass wir ihn einfach nicht übersehen konnten, und wartete wahrscheinlich auf unsere Reaktion, die allerdings nicht erfolgte, denn wir hielten uns zurück.
    Glenda wollte etwas sagen. Ich sah schon ihre Reaktion im Voraus, aber die Frau kam ihr zuvor. »Wir brauchen dich, John Sinclair...«
    Es war nur ein Satz, den sie sagte. Kein Wort mehr, und sie schaute mich dabei an.
    Ich gehöre nicht eben zu den Menschen, die auf den Kopf gefallen sind, in diesem Fall aber musste ich schon schlucken, denn damit hätte ich auf keinen Fall gerechnet.
    »Ja, wir brauchen dich.«
    Ich hob die Schultern. »Schön, dass mich jemand braucht«, erwiderte ich etwas lässig. »Man freut sich ja immer, wenn so etwas passiert. Aber wer braucht mich?«
    »Wir!«
    »Das ist keine Antwort«, erklärte Glenda mit scharfer Stimme. »Drücken Sie sich genauer aus.«
    »Wir sind
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