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Salomos letzte Geliebte

Salomos letzte Geliebte

Titel: Salomos letzte Geliebte
Autoren: Jason Dark
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hatte.
    Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich Glenda Perkins zurückkehren sah. Sie und ich hatten uns den Nachmittag oder auch den frühen Abend anders vorgestellt. Es war anders gekommen, und als ich einen Blick in ihr Gesicht warf, stellte ich fest, dass sie nicht mit der besten Laune zurückkehrte.
    Sie wirkte verbissen, und mit einer fast wütenden Bewegung setzte sie sich auf ihren angestammten Platz. Glenda war schnell gelaufen. Auf ihrem Gesicht schimmerte ein dünner Schweißfilm. Sie holte noch immer durch den halb offenen Mund Luft, und dabei bewegten sich ihre Augen, als wollte sie irgendwo etwas entdecken.
    »Und?«, fragte ich.
    Ich hatte sie auf dem falschen Bein erwischt, denn sie funkelte mich an. »Weg! Sie ist verschwunden! Einfach so. Ich habe sie nicht mehr gesehen. Dabei war ihr Vorsprung nicht mal so groß. Ich kann auch recht schnell laufen und hätte sie eigentlich einholen müssen, aber das war nicht der Fall. Sie war verschwunden, abgetaucht.«
    »Hast du sie denn zwischendurch gesehen?«
    »Ja... kurz...« Glenda dachte nach und senkte den Kopf. »Einmal tauchte sie für einen Moment auf, dann aber war sie wieder weg. Urplötzlich. Als hätte sie sich in Luft aufgelöst oder wäre über eine Grenze in eine andere Dimension geschritten.«
    »Beides erscheint mir sehr unwahrscheinlich.«
    »Mir auch, John. Aber wo ist sie dann?«
    »Denk an das Gelände, Glenda. Es ist nicht eben übersichtlich. Da kann sie abgetaucht sein.«
    Nach einer Weile gab sie mir Recht. »Ja, schon, aber ist sie nach London gelaufen? Ich habe keinen Wagen abfahren hören und auch keinen gesehen.«
    »Wer denkt denn an London? Es kann auch sein, dass sie in der Nähe geblieben ist. Und zwar unseretwegen.«
    »Nein«, erwiderte Glenda und strahlte mich fast an. »Nicht wegen uns, John. Ihr ging es einzig und allein um dich. Ich bin Nebensache gewesen. Sie hat dir erklärt, dass sie dich brauchen. Sie , John, das ist die Mehrzahl. Wir müssen davon ausgehen, dass sie nicht allein ist und zu einer Gruppe gehört.« Schnell trank sie einen Schluck von dem ebenfalls warm gewordenen Wein. »Und hast du ihren Ring gesehen? Den hellen Totenkopf auf dem dunklen, glatt polierten Stein?«
    »Habe ich.«
    »Sehr schön. Was sagt er dir über einen Menschen, der einen solchen Ring trägt?«
    Ich runzelte die Stirn. »Dass er zumindest ungewöhnlich ist und die Mitläufer-Mainstream-Ebene der meisten Menschen verlassen hat. Ein Individuum eben.«
    »Und eine gefährliche Person. Wer trägt schon solche Ringe?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Die habe ich bei Rockerbanden gesehen.«
    Glenda legte den Kopf zurück und lachte gegen den Himmel. »Ja, das stimmt. Aber kannst du dir vorstellen, dass diese Frau zu einer Rockerclique gehört?«
    »Nur schwer.«
    »Ich überhaupt nicht. Sie will etwas anderes von dir, John. Sie ist eine exotische Frau. Eine, die aus einem anderen Kontinent stammt. Ich tippe auf Afrika, möchte aber auch Arabien nicht aus dem Sinn lassen.«
    »Da kannst du sogar Recht haben.«
    Sie leerte mit einem letzten Schluck ihr Glas. »Wunderbar, John. Und was sagt dir das?«
    »Dass wir sie Wiedersehen werden.«
    Glenda gefiel nicht, dass ich so ruhig auf dem Stuhl sitzen blieb. »Und du machst dir keine Gedanken?«, fragte sie, nachdem sie ein paar Mal Luft geholt hatte.
    »Im Moment noch nicht.«
    Sie reckte ihr Kinn vor. Das tat sie immer, wenn ihr etwas nicht passte. »Sag nur nicht, dass du Wochenende hast.«
    »Doch, noch immer.«
    »Das habe ich auch!«, erklärte sie und deutete auf sich. »Aber jetzt ist es vorbei. Mir ist der Spaß vergangen, John, denn ich weiß, dass der Besuch erst der Anfang gewesen ist. Es geht weiter. Sie hat von deinem Schicksal gesprochen. Was heißt das genau? Was wollte sie damit andeuten?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ha, ha, das glaube ich dir sogar. Wie ich dich kenne, hast du dir darüber Gedanken gemacht, und du bist gespannt darauf, zu erleben, wie der nächste Besuch abläuft.«
    »Ich kann es nicht verstehen. Diese Unbekannte ist eine geheimnisvolle Frau, und ich denke, dass ich persönlich etwas mit diesem Geheimnis zu tun habe.«
    »Mit Afrika oder Arabien...«
    »Ja, zum Beispiel, Glenda. Womöglich sogar mit einem Land, das Äthiopien heißt.«
    Sie dachte einen Moment nach. »Moment, da hattest du doch damals deine Irrreise, als deine Eltern starben und du in die andere Zeit versetzt wurdest. Da gab es König Salomo, das Schwert, das ihm gehörte und das du
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