Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kopernikus 7

Kopernikus 7

Titel: Kopernikus 7
Autoren: H. J. Alpers
Vom Netzwerk:
 
Eve­lyn Lief Jedes vierte Haus EVE­RY FOURTH HOU­SE
     
    LE­VIT­TOWN: Ei­ne klei­ne Vor­ort-Ranch, zum Teil aus Back­stein, zum Teil aus weiß­ge­stri­che­nen Schin­deln. Die Fens­ter­lä­den sind rot. Al­le an­dern Häu­ser des Blocks sind aus Back­stein und Schin­deln. Nur die Fens­ter­lä­den un­ter­schei­den sich. Die einen sind blau, an­de­re gelb oder auch grün. Je­des vier­te Haus hat ro­te Fens­ter­lä­den.
    Es ist Abend.
    Ha­rold ist fort. Das Ba­by weint. Es weint im­mer nur.
    Bar­ba­ra spül­te das Ge­schirr vom Abendes­sen. Das Spül­was­ser war nur lau­warm.
    Es ist so heiß hier drin­nen. Heiß, feucht und sti­ckig.
    Sie brach­te das Spü­len und Ab­wa­schen zu En­de, dann tupf­te sie sich die Stirn mit dem Ge­schirr­tuch. Sie ließ die Tel­ler auf­ge­sta­pelt ste­hen, daß sie von selbst trock­ne­ten. Als sie von der Spü­le weg­trat, be­trach­te­te sie ih­re Hän­de. Sie sind so weich für Ha­rold. Die­ses Spül­mit­tel ist wirk­lich Mas­se.
    Im Wohn­zim­mer schal­te­te Bar­ba­ra den Fern­se­her ein und ließ sich auf die un­ge­mach­te Bett­couch fal­len. Im Schlaf­zim­mer wein­te das Ba­by.
    Bald wird er mü­de wer­den und ein­schla­fen. Wenn er in fünf Mi­nu­ten nicht auf­ge­hört hat, wer­de ich nach sei­ner Win­del se­hen. Die Wer­be­sen­dung hat ge­ra­de die rich­ti­ge Län­ge.
    NUN, LIE­BE ZU­SCHAU­ER, EINEN BLICK AUF UN­SE­REN PHAN­TAS­TI­SCHEN FERN­SEH-VI­TAL­TRIP. Die­ses ein­fa­che Ge­rät …
    Bar­ba­ra sah sich die Wer­bung an und er­in­ner­te sich, wie Ha­rold das Wirk­lich­keits-Zu­satz­ge­rät ge­holt hat­te. Es war et­wa einen Mo­nat nach ih­rer Hoch­zeit ge­we­sen, vor fast an­dert­halb Jah­ren. Nach­dem al­le Hoch­zeits­ge­schen­ke ein­ge­trof­fen wa­ren, hat­ten sie fest­ge­stellt, daß noch ein biß­chen Geld für ein paar Ex­tras üb­rig­b­lieb. Bar­ba­ra hat­te Ha­rold er­klärt, daß sie das Zu­satz­ge­rät brauch­te. Es kos­tet nur neun­zehn Dol­lar, und sieh doch mal, was man al­les da­mit ma­chen kann. Mit dem Wirk­lich­keits­ge­rät könn­test du al­les den­ken, hö­ren, schme­cken, rie­chen und füh­len, was der Schau­spie­ler emp­fin­det. Du könn­test tat­säch­lich zu ei­ner ganz an­de­ren Per­son wer­den. Was soll­te sie denn den gan­zen Tag an­fan­gen, wäh­rend sie dar­auf war­te­te, daß das Kind in ih­rem In­nern wuchs und Ha­rold von der Ar­beit kam?
    Im an­de­ren Zim­mer hat­te das Ba­by zu wei­nen auf­ge­hört.
    Gut. Jetzt schläft er. Nach dem Un­fall hat­te ich Angst, er könn­te in­ne­re Ver­let­zun­gen da­von­ge­tra­gen ha­ben. Die Arz­te hät­ten ja et­was über­se­hen kön­nen, so daß das Ba­by ver­blu­tet wä­re. Aber wenn er ru­hig ist, dann muß es ihm auch gut­ge­hen. Ich wer­de schon auf ihn auf­pas­sen.
    Der Film han­del­te von ei­nem ent­täusch­ten, aber ver­lieb­ten jun­gen Mann. Er hat­te einen al­ten Zau­be­rer um­ge­bracht, der sein Mäd­chen ver­ge­wal­tigt hat­te. Nun stand ihm der Pro­zeß be­vor. Doch je­der­mann wuß­te, daß er frei­ge­spro­chen wür­de. Und vor dem Ge­richts­ge­bäu­de war­te­te sein Mäd­chen auf ihn.
    Bar­ba­ra wein­te. Ei­gent­lich nicht we­gen des Films, son­dern we­gen Ha­rold. Er war erst vor ei­ner Wo­che ge­stor­ben.
     
    „Ha­rold, über­hol nicht! Da vor­ne kommt ei­ne Kur­ve. Bit­te, Ha­rold!“
    „Hör auf, an mir her­um­zunör­geln. Du wirst schon wie dei­ne Mut­ter. Du weißt, daß ich noch nie einen Un­fall ge­baut ha­be. Nicht den kleins­ten Krat…“
    Bar­ba­ra hat­te ge­ra­de noch Zeit, das Ba­by an sich zu drücken. Das Ba­by fest­zu­hal­ten und wort­los, doch lau­ter als der Un­fal­lärm zu schrei­en.
    Sie er­wach­te zer­schun­den und zer­schrammt und hör­te das Ba­by wei­nen. Ha­rold war tot. Das Ba­by war blut­ver­schmiert. Das Ba­by. Bar­ba­ra leg­te das Ba­by auf das ro­te Pflas­ter, beug­te sich über ih­ren to­ten Mann und das Kind, trau­te sich nicht, sie an­zu­fas­sen, woll­te trös­ten und ge­trös­tet wer­den. Woll­te, daß man ihr sag­te, daß al­les gar nicht wahr war.
    Sie hat­te den Ein­druck, als hät­te das Ba­by die gan­ze Wo­che ge­weint. Erst jetzt hat­te es end­lich auf­ge­hört.
    Das Ba­by. Es ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher