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Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)

Titel: Zu nah am Feuer: Roman (German Edition)
Autoren: Jill Shalvis
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Prolog
     
    Zwölf Jahre zuvor …
     
    Runden auf der Aschenbahn zu drehen, daran machte eigentlich nichts Spaß – bis vielleicht auf den Anblick der Jungs, die vor ihr in ihren Nylonshorts liefen. Aber ehrlich gesagt gefiel Summer Abrams die Seeluft im Haar und im Gesicht ebenso gut wie die hübschen Hintern; heute war sie jedoch in Gedanken ganz woanders. Sie träumte vom Kilimandscharo, von Rio, vom Amazonas – all den Orten, zu denen ihr Vater, dieser Lebenskünstler, sie im Laufe der Jahre auf seinen Forschungsreisen mitgenommen hatte. Summer lebte für diese Reisen. »Nur noch drei Wochen, dann sind Ferien«, sagte sie mit freudiger Erwartung.
    Weil Joe ihr keine Antwort gab, schaute sie sich nach ihm um. Er war zurückgefallen, die Kamera schwang ihm bei jedem schweren Schritt vom Rücken. Er hatte sie immer dabei, aber vor allem jetzt, da er an seinem letzten Unterrichtsprojekt arbeitete und unbedingt Aufnahmen machen wollte, wann immer es ihm passte. Er war ihr bester Freund auf der ganzen Welt, und darum lief sie langsamer, damit er zu ihr aufschließen konnte, und sog die würzige Luft des Pazifischen Ozeans ein, der nur einen Häuserblock weit entfernt lag. Die Gerüche von dem einen Tag alten Fisch, der auf der Pier verkauft wurde, von den koscheren Hotdogs einer der Imbissbuden und vom Surfbrettwachs mit Kokosmilch stiegen ihr in die Nase. Den letzteren Geruch verströmten ihre eigenen Hände, weil sie gleich nach Sonnenaufgang surfen gegangen war.
    So gern sie auf Reisen war, sie liebte es hier in Ocean Beach eigentlich genauso. In ihren Augen hatte der Ort den Ruf des Schmuddelkinds unter den Stränden von San Diego nicht verdient. Sicher, man sah hier viel mehr lederhäutige Althippies, abgebrannte Studenten und arbeitslose Durchreisende als beispielsweise in La Jolla, aber dafür hatte Ocean Beach mehr Charakter. Im Sommer gab es hier einfach alles, und das Leben war schön.
    Allerdings zeichneten sich die ersten Veränderungen ab. Joe ging in die letzte Klasse, er würde bald seinen Abschluss machen und danach aufs San Diego State College gehen. Summer nicht. Sie hatte noch zwei Jahre an der Highschool vor sich, und sie hasste es schon jetzt, nur daran zu denken. Sie wollte auch anfangen zu leben!
    Doch niemand verdiente es mehr, von allem wegzukommen, als Joe Walker. Es war jetzt Ende Mai, und im Moment versuchte er, ein Foto von Summer zu schießen und gleichzeitig ihr Tempo mitzuhalten. Dabei schnaufte er in der schwülwarmen Hitze wie eine Lokomotive – die Bestrafung dafür, dass er in den beiden Vorjahren die Pflicht-Sportkurse nicht regelmäßig besucht hatte. »Du hast mal wieder dein Kreislauftraining vernachlässigt«, sagte sie. »Und bestimmt trägst du auch nicht mehr die Energiekristalle, die ich dir geschenkt habe.«
    »Mir geht’s prima«, keuchte er, obwohl offenkundig das Gegenteil zutraf. Er wog fünfunddreißig Kilo mehr als Summer, aber nichts davon war Muskulatur.
    »Gib’s doch zu: Du würdest lieber einen Donut mampfen.«
    Das entlockte ihm das erste echte Lächeln seit Beginn der Sportstunde vor einer halben Stunde. Seine ständig zerzausten hellbraunen Haare klebten ihm am Kopf, er war puterrot im Gesicht, und der Schweiß rann ihm in die offen blickenden Augen.
    Er hatte das größte Herz von allen Jungs, die sie je kennen gelernt hatte, und eine blasse Narbe auf der rundlichen, speckigen Brust. Plötzlich packte sie ein Gefühl großer Sorge, denn sie dachte daran, was er zu Hause alles durchmachte, Dinge, die sie nie so recht verstanden hatte. Ihre Eltern waren derart verliebt ineinander, dass sie Summer oft versehentlich aus ihrer Beziehung ausschlossen, doch sie hatten sie stets mit Güte behandelt. »Komm, gehen wir.«
    »Mir geht’s prima, Red.« Joe wischte sich das Gesicht mit seinem T-Shirt ab.
    »He, schaut mal. Unser Dicker kriegt gleich einen Herzinfarkt.«
    Das rief einer der vier Footballspieler, die soeben zu ihnen aufgeschlossen hatten. Weil der Trainer ihnen vorschrieb, in ihren schweren Outfits zu laufen, kamen sie nicht besonders schnell voran; drei von ihnen glotzten Summer nur lüstern grinsend an.
    Summer ignorierte sie und lächelte nur dem vierten Typ zu. Danny, dem Star-Quarterback der Schule. Großgewachsen, dunkel und süß, war er der hübscheste Junge in der Schule, und sie sehnte sich nach nichts mehr, als dass er mit ihr zum Abschlussball ging. Sie hatte die ganze Woche hindurch ihr Glücksarmband getragen in der Hoffnung, es werde
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